Weihbischof Schwaderlapp gibt Tipps bei Glaubenszweifel

"Er lässt uns nicht hängen"

Es ist menschlich, mit Gott zu hadern, meint der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Das gehe nicht nur Papst Franziskus so. Er vergleicht die Beziehung zu Gott mit einer großen Freundschaft.

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (KNA)
Weihbischof Dominikus Schwaderlapp / ( KNA )

domradio.de: Stellen Sie sich als Weihbischof manchmal auch die Frage: was wäre, wenn es statt Gott gar nichts gäbe, nur eine große Leere?

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp: Ich muss ehrlicherweise bekennen: Nein. Das ist aber kein Verdienst, noch eine besondere Auszeichnung, sondern ich habe tatsächlich nicht diese Zweifel, zumindest im Moment nicht, das kann sich auch ändern. Ich betrachte das als großes Geschenk, dass ich derzeit diese Zweifel nicht habe.

domradio.de: Dieses Geschenk scheint dem Papst nicht vergönnt zu sein. Darf er das denn, als Papst Glaubenszweifel haben?

Weihbischof Schwaderlapp: Es gibt Zweifel und Zweifel. Also es gibt ein In-Zweifel-ziehen, ein Hinterfragen in dem Sinne, dass ich nicht mehr glaube und Misstrauen habe. Aber das ist nicht der Zweifel von dem der Papst redet. Wie ich sein Zweifeln verstehe ist: 'Wie kann das denn sein, lieber Gott? Wie kannst Du so etwas zulassen?' Diese Form von Zweifel ist etwas ganz Menschliches.

Es geht ja im Glauben um eine Vertrauensbeziehung zwischen Gott und Dir, um eine persönliche Freundschaftsbeziehung. Wenn Gott, mein großer Freund, Dinge zulässt, die ich nicht verstehen kann, dann frage ich, dann bin ich vielleicht auch mal zornig. Auch wenn dieses Unverständnis da ist, klammert sich der Papst – so wie ich ihn verstanden habe - immer wieder an Gott und hält an ihm fest. Das ist entscheidend.

domradio.de: Was kann man aber tun, wenn man zu stark zweifelt?

Weihbischof Schwaderlapp: Mein Tipp wäre, mit diesen Zweifeln zu Gott zu gehen, ins Gebet zu gehen. Dem lieben Gott all das - und zwar ungeschminkt und in aller Klarheit - vor Augen zu halten, woran man zweifelt. Man kann das auch in schriftlicher Form tun, dass man sozusagen dem lieben Gott einen Brief schreibt. Wenn dieses Unverständnis da ist, immer wieder damit zu Gott zu gehen.

Ich würde jedenfalls davor warnen, den Zweifel dazu zu nutzen, sich von Gott zu entfernen. Wenn man einen guten Freund hat und man kommt nicht gut zueinander, man hat sich vielleicht sogar mal zerstritten, dann wäre es das Schlechteste, daraufhin in die Distanz zu gehen. Dann wird die Freundschaft nur noch schwächer und bricht irgendwann ganz ab. Das Gegenteil sollte man tun, sich immer mehr an Gott halten und mit diesen Fragen zu ihm gehen.

Ich bin davon überzeugt, er lässt uns dann auch nicht hängen - wie er den Papst auch nicht hängen lässt.  

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR