Psychotherapeut Lütz: Glücksuche am besten ohne Ratgeber

"Es gibt keine Spezialisten für das Lebensglück"

Menschen, die ihr Glück über Ratgeber suchen, werden es nie finden, sagt der Theologe und Psychotherapeut Dr. Manfred Lütz. Der Weg zum Glück ist individuell und schließt Grenzerfahrungen wie Leid und Schuld mit ein.

Alle happy, oder was? / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Alle happy, oder was? / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Der Psychotherapeut, katholische Theologe und Bestsellerautor Dr. Manfred Lütz hat einen "Anti-Ratgeber" zum Thema Glücklichsein herausgegeben. In seinem Buch "Wie Sie unvermeidlich glücklich werden" (Gütersloher Verlagsanstalt) unternimmt er einen unterhaltsamen Streifzug durch die Philosophie der Antike bis heute und führt vor Augen, dass Glück weder durch Ratgeber, noch auf Rezept machbar ist. "Die Suggestion, es gäbe Spezialisten für das Lebensglück, ist völlig absurd", so der Autor zu domradio. Denn der Weg zum Glücklichsein sei so individuell wie der Mensch selber. Jeder Mensch habe eine Ahnung von seinem ganz individuellen Glück.

Für Lütz ist Glück mehr als nur ein "egoistisches Zusammenraffen" von Glücksgefühlen. Als Chefarzt des  Alexianer-Krankenhauses in Köln weiß er, dass weder ein lebenslanger Herointrip noch die Sucht nach täglichen Glücksmomenten Menschen zu wahrem Glück verhelfen. Denn wie ein Damoklesschwert begleite sie die Angst, morgen den Glücksmoment zu verpassen.

Wirklich glücklich könnten nur Menschen werden, die Sinn in ihrem Leben finden würden. "Nur wenn man nicht in der dauernden Angst leben muss, im nächsten Moment verzweifelt ins Nichts zu fallen, kann man - jeder auf seine Weise - glücklich sein." Zum Beispiel könne der ehrenamtliche Einsatz für Flüchtlinge glücklich machen. "Unser Dorf ist ganz sicher glücklicher, seitdem wir Flüchtlinge haben", so der Autor.  Für viele Menschen, die sonst nur für sich alleine leben, sei es toll, dass sie anderen Menschen helfen können.

Auch durch Grenzerfahrungen wie Leid, Tod und Schuld können Menschen das Glück finden. "Man darf also nicht nur defizitorientiert auf Krisen des Lebens schauen, sondern man sollte auch sehen, was für sprudelnde Kräfte in diesen Krisen liegen können", betont der Psychotherapeut. Gerade mit Blick auf den Tod, die Endlichkeit des Lebens, könne sich das Glück entfalten. "Nur dadurch, dass wir sterben, wird jeder Moment unwiederholbar wichtig, und in diesem Bewusstsein kann man tiefe Glückserfahrung machen."


Autor, Psychotherapeut und Theologe Dr. Manfred Lütz (DR)
Autor, Psychotherapeut und Theologe Dr. Manfred Lütz / ( DR )
Quelle:
DR , KNA , epd