Weihbischof Schwaderlapp zum Weltgebetstag für Geistliche Berufungen

"Das Beste und Spannendste, was man finden kann"

Am 4. Ostersonntag wird weltweit für Geistliche Berufe gebetet. Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp spricht im Interview über seine eigene Berufung und die Bedeutung des Weltgebetstages.

Weihbischof Schwaderlapp im Gespräch mit Jugendlicher / © Boecker
Weihbischof Schwaderlapp im Gespräch mit Jugendlicher / © Boecker

domradio.de: Beten wir an diesem Tag in erster Linie für die geweihten Mitbrüder- und Schwestern?

Weihbischof Schwaderlapp: In erster Linie beten wir für geistliche Berufungen, d.h. für den Ruf Gottes, der einen Menschen ergeht, ihm zu folgen in den verschiedenen Diensten und Aufgaben. Und Ja zu diesem Ruf zu sagen und diesen Ruf auch zu erkennen. Es ist deshalb dieser Sonntag, weil an diesem vierten Sonntag im Osterkreis immer das Evangelium von Christus dem guten Hirten gelesen wird. Und der gute Hirte ist eben Maßstab für das Amt in der Kirche. Der priesterliche Dienst, das Priestersein bedeutet, Christus, den guten Hirten sichtbar zu machen, und deshalb wird an diesem bestimmten Sonntag weltweit um geistliche Berufungen gebetet.

domradio.de: Welche Berufe und Berufungen gehören dazu?

Weihbischof Schwaderlapp: Man muss in der Tat unterscheiden zwischen Beruf und Berufung. Ein Beruf ist etwas, für das man bezahlt wird. Für eine Berufung wird man nicht bezahlt. Berufung ist eine Lebensform. Sie bedeutet, sich dem Herrn ganz in den verschiedenen Ständen zu weihen. Der Priesterberuf ist natürlich eine solche Berufung. Auch das Ordensleben ist eine, das Leben nach den evangelischen Räten. Aber natürlich sind auch die Eheleute berufen zu ihrem Leben in der ehelichen Lebensform. Also ein weites Spektrum.

domradio.de: Das weltweite Thema lautet in diesem Jahr: Der Exodus, eine Grunderfahrung der Berufung. Wo lag Ihr Exodus?

Weihbischof Schwaderlapp: Ja, das ist ein Thema, das im Grunde jede menschliche Berufung betrifft. Wenn man dem Herrn folgt, verlässt man etwas, man begibt sich auf einen neuen Weg. Man lässt etwas zurück, auch meine Heimat lasse ich zurück, wenn ich vom Herrn an einen anderen Ort berufen werde. Man verlässt ja auch seine eigene Familie ein Stück. Insofern bedeutet Exodus dieses Herausgehen aus dem Gewohnten und dem Herrn zu folgen. Das ist in der Tat eine Grunderfahrung jeder Form der Berufung.

domradio.de: Wenn nun an diesem Tag andere Menschen für diese Berufung beten. Was bedeutet das Ihnen?

Weihbischof Schwaderlapp: Es ist ein sehr wichtiger Tag für mich. Ich vergewissere mich meiner eigenen Berufung an diesem Tag noch einmal ganz neu. Ich denke darüber nach, wie es dazu gekommen ist, wie der Herr mich gerufen hat. Ich mache mir aber auch Gedanken darüber, wie ich anderen Menschen den Weg zu ihrer Berufung bahnen kann. Wie kann ich ihnen helfen, dass sie ihre Berufung erkennen? Ich komme ja im Rahmen der Firmung mit vielen jungen Menschen zusammen, und das ist ein Alter, wo sie auf der Suche sind. Da versuche ich ihnen nahezubringen, auch mal den Herrn zu fragen: "Was hast du eigentlich mit mir vor?" Denn, was man dann finden kann, das ist das Beste und Spannendste!

Das Interview führte Heike Sicconi.


Bischofsweihe von Dominikus Schwaderlapp / © Boecker
Bischofsweihe von Dominikus Schwaderlapp / © Boecker
Quelle:
DR