Immer größere Schäden durch Naturkatastrophen

Ein Jahr der verheerenden Wirbelstürme

Dürren, Hitzewellen, Wirbelstürme und Überflutungen: Die Zahl klimabedingter Katastrophen auf der Welt steigt. Für die Umweltorganisation Germanwatch war 2019 "das Jahr verheerender Wirbelstürme" mit großen Überschwemmungen.

Autor/in:
Christoph Arens
Überschwemmung / © narongpon chaibot (shutterstock)

Die Zahl klimabedingter Naturkatastrophen steigt - aber die gefährdetsten Länder bekommen viel zu wenig Hilfe. Das geht aus dem Globalen Klima-Risiko-Index der Umweltorganisation Germanwatch hervor.

Der Klimawandel führe schon jetzt zu vermehrten Wetterextremen und immer höheren Schäden, heißt es in dem Bericht für 2019. "2019 geht als Jahr verheerender Wirbelstürme in die Geschichte ein." Besonders betroffen seien die Entwicklungsländer. "Eine Reihe von Ländern wie Haiti, die Philippinen oder Pakistan werden mittlerweile so oft von Wetterextremen heimgesucht, dass sie kaum noch in der Lage sind, sich von den einzelnen Katastrophen zu erholen."

Germanwatch erstellt den Index seit 2006 jährlich auf Grundlage der Naturkatastrophen-Datenbank des Rückversicherers Munich Re sowie von Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Zwischen 2000 bis 2019, so die Bilanz, sind weltweit fast 480.000 Menschen durch mehr als 11.000 Extremwetterereignisse ums Leben gekommen. Die Sachschäden summierten sich auf 2,1 Billionen Euro - mit erneut steigender Tendenz.

Deutschland auf Rang 18

Mosambik, Simbabwe und die Bahamas stehen an der Spitze des Negativ-Rankings für 2019, gefolgt von Japan, Malawi, Afghanistan und Indien. Mosambik und Simbabwe waren schwer getroffen vom Zyklon Idai, dem mit Geschwindigkeiten bis 195 Stundenkilometern bis dahin verheerendsten Wirbelsturm im westlichen Indischen Ozean. Betroffen waren drei Millionen Menschen; es gab über 1.000 Tote und Schäden von rund 2 Milliarden Euro.

Dass Japan auf Platz vier steht, zeigt, dass auch Industriestaaten durch Klimaereignisse massiv geschädigt werden können. Im Oktober 2019 hatte Taifun Hagibis die Insel mit Spitzengeschwindigkeiten von 250 Stundenkilometern getroffen. 100 Menschen kamen ums Leben; 13.000 Häuser wurden beschädigt oder zerstört.

Im Langfrist-Index, der die Folgen von Extremwetter der vergangenen 20 Jahre (2000-2019) betrachtet, sind Puerto Rico, Myanmar und Haiti vorn, gefolgt von den Philippinen, Mosambik und den Bahamas. Auch Deutschland ist hier vertreten und liegt auf Rang 18: Germanwatch registriert für die Bundesrepublik insgesamt mehr als 10.700 Todesopfer - vor allem infolge von Hitzewellen - sowie wirtschaftliche Schäden von 3,54 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Index zeigt, dass die Entwicklungsländer am verwundbarsten sind - obwohl die Schadenssummen in Industrieländern im Katastrophenfall häufig höher liegen. "Die armen Entwicklungsländer, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, benötigen nun dringend finanzielle und technische Unterstützung, um sich soweit wie möglich an deren Folgen anzupassen", fordert David Eckstein, einer der Autoren des Index. Es sei erschreckend, dass es die Industriestaaten offenbar nicht schafften, ihre Zusage an die besonders verwundbaren Staaten einzulösen, 100 Milliarden US-Dollar jährlich für Klimaschutz und -anpassung bereitzustellen.

Appelle an Klima-Anpassungs-Gipfel CAS2021

Eckstein appellierte an den am Montag beginnenden internationalen Klima-Anpassungs-Gipfel CAS2021, diese Fehlentwicklung schnell zu beheben. Es gehe einerseits darum, dass verwundbare Länder sich besser an die Folgen der Klimakrise anpassen und widerstandsfähiger werden könnten. Andererseits aber gehe es auch um die Beseitigung aufgetretener Schäden. Die reichen Länder dürften die Verletzlichsten nicht im Regen stehen lassen - weder bei der Umsetzung ihrer Klimaschutzzusagen noch bei der Bewältigung der bereits unabwendbaren Folgen des Klimawandels.

Der von den Niederlanden ausgerichtete CAS2021 widmet sich der Beschleunigung von Maßnahmen für eine klimaresistente Erholung nach der Coronakrise. Regierungschefs aus aller Welt, darunter der niederländische Premierminister Mark Rutte, der britische Premierminister Boris Johnson, der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, EU-Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans und die Premierministerin von Bangladesch, Sheikh Hasina, wollen teilnehmen.

Über 2.500 Wissenschaftler aus mehr als 130 Ländern werden eine Erklärung veröffentlichen, in der sie Regierungen, Entscheidungsträger und Investoren auffordern, ihre Planungen und Investitionen mit Blick auf den Klimawandel zu verändern.


Zerstörung in Haiti nach Hurrikan "Matthew" / © Orlando Barría (dpa)
Zerstörung in Haiti nach Hurrikan "Matthew" / © Orlando Barría ( dpa )

Taifun Goni - Philippinen / © Alejandro Miraflor/AP (dpa)
Taifun Goni - Philippinen / © Alejandro Miraflor/AP ( dpa )
Quelle:
KNA