Die Natur macht im Winter besondere Schnupperangebote

So wird 2020 doch noch ein duftes Jahr

Jetzt in der kalten Jahreszeit gibt es draußen viele interessante Gerüche zu entdecken. Woher sie kommen und wie sie auf den Menschen wirken.

Weihnachtsstern Anfang Dezember / © St.Q.
Weihnachtsstern Anfang Dezember / © St.Q.

Für unsere Nasen war dieses Jahr kein Geschenk. In der Corona-Krise wurden sie als potenzielle Viren-Verbreiter flächendeckend hinter Masken verbannt. Die muss man jetzt, da die Schutzmaßnahmen verschärft worden sind, in vielen Innenstädten sogar unter freiem Himmel tragen. 

So wichtig die Masken im Pandemie-Kampf sind - riechen lassen sie einen nicht mehr viel: im besten Fall Waschmittel, oft aber bloß den eigenen Atem und den Muff feucht gewordenen Stoffes. Zeit also, der Nase mal Abwechslung zu bieten. Dazu empfiehlt sich ein Gang in die Natur, denn die macht gerade besondere Schnupperangebote.

Woher kommt der Duft des Jahresendes?

Beispiel Falllaub. Parks, Gärten und Wälder betören dieser Tage nicht nur mit braun-bunten Blätterteppichen, sondern auch mit herb-frischen Noten von Holz, Moos und feuchter Erde. Woher dieser typische Geruch des Jahresendes kommt, weiß Patricia Danel. Die Biologin des bayerischen Landesbundes für Vogelschutz (LBV) erklärt: "Chemisch betrachtet sind das Gase von Zersetzungsprozessen von Blattinhaltsstoffen durch Pilze und Bakterien sowie von Stoffwechselaktivitäten von Bodenlebewesen."

Während die einen Pflanzen vergehen, legen andere jetzt erst los. Etwa die Christrose, die aktuell mit dem Blühen beginnt und damit dann auch zu Weihnachten verzückt - daher ihr Name. Allerdings trägt das Gewächs noch einen weiteren Titel: stinkende Nieswurz. "Er leitet sich vom unangenehmen Geruch der Laubblätter her", sagt Biologin Damel. "Dieser wiederum kommt von Hefepilzen, die sich in den Blättern der Pflanze anreichern. Darin treffen sie mit Zucker zusammen, wodurch Gärungsprozesse entstehen, die Wärme erzeugen. Diese Bio-Heizung lockt an kalten Tagen Insekten an, damit sie die Blüten bestäuben."

Schnuppern an der Chinesischen Winterblüte

Die Tiere sind also selbst bei Eis und Schnee unterwegs? "Nicht bei Frost", erwidert die Expertin. "Aber wenn es im Winter zwischendurch mal wärmere Perioden gibt, nutzen manche Insekten diese zur Suche von Nahrung." Die finden sie dann zum Beispiel auch an der Chinesischen Winterblüte, einem häufig in Parks angepflanzten Zierstrauch. An ihm zu schnuppern lohnt sich: "Seine gelb-rotbraunen Blüten verströmen von Dezember bis März einen starken Vanille-Duft, der Käfer, Fliegen, Bienen und Hummeln anzieht", so Damel.

Die Biologin fügt hinzu, dass viele Ziergewächse wie auch der Winterjasmin hierzulande mitten in der kalten Jahreszeit blühten, weil sie ursprünglich etwa aus Ostasien stammten. "Da ist es um ihren Blühzeitpunkt schon etwas wärmer."

Rosmarin belebt und vermittelt Ruhe und Positivität

Betörende Düfte geben aber auch weniger exotische Arten ab, altbekannte Küchenkräuter wie Lavendel, Rosmarin und Oregano etwa. Patricia Danel rät dazu, möglichst noch vor dem Frost im Garten kleine Sträuße davon zu ernten und dann kopfüber hängend im Haus zu trocknen. "Die in den Kräutern stark vorhandenen ätherischen Öle verströmen dabei einen herrlichen Duft und wirken sich auch auf den Menschen aus: Rosmarin beispielsweise belebt und vermittelt Ruhe und Positivität."

Dass Gerüche tatsächlich solche Macht haben, bestätigt der Medizinprofessor Thomas Hummel. Er leitet das Interdisziplinäre Zentrum für Riechen und Schmecken am Universitätsklinikum Dresden. Hummel erklärt: "Düfte können das Wohlbefinden steigern, vor allem, wenn es sich um vertraute Düfte handelt. Über eine Steigerung des Wohlbefindens lassen sich dann möglicherweise auch positive Effekte auf die Gesamtgesundheit bewirken. Es ist aber nicht klar, ob bestimmte Düfte spezifische Effekte haben, die unabhängig von einer gewissen Vertrautheit und subjektiven Erfahrung mit dem Duft sind."

"Im Winter gibt es in der Natur weniger Düfte"

Jetzt in der kalten Jahreszeit nimmt der Mensch Gerüche draußen anders wahr als im Frühling oder Sommer, wie der Fachmann hinzufügt: "Im Winter gibt es ja in der Natur weniger Düfte, schlichtweg weil es kälter ist. Treten in dieser relativ reizärmeren Umgebung dann Düfte auf, erhalten diese einen besonderen Status und genießen alleine deswegen auch besondere Aufmerksamkeit."

Diese Aufmerksamkeit jetzt Winterblüte und Co. zu schenken, lohnt sich. Denn dann wird das Corona-Jahr am Ende dochnoch dufte.


Quelle:
KNA