Drei Viertel aller Deutschen ist laut einer aktuellen Studie ein nachhaltiger Lebensstil wichtig (55 Prozent) oder sogar sehr wichtig (20). Fast die Hälfte (49 Prozent) gibt an, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit relevante Themen im Freundes- und Bekanntenkreis sind, wie aus der am Donnerstag in Hamburg vorgestellten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zum Erdüberlastungstag am Samstag hervorgeht.
Demnach kauft jeder Zweite hauptsächlich regionale Produkte (48 Prozent) und nutzt so häufig wie möglich Fahrrad (25 Prozent) oder öffentliche Verkehrsmittel (26 Prozent). 41 Prozent geben an, weniger Fleisch zu essen. Jeder vierte Befragte (24 Prozent) ist bereit, Ernährung und Einkauf in Zukunft nachhaltiger auszurichten.
Der globale Erdüberlastungstag wird jährlich vom internationalen Netzwerk Global Footprint Network errechnet. Er markiert den Tag, an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hat, die ihr bei nachhaltiger Nutzung für das gesamte Jahr zur Verfügung gestanden hätten. In diesem Jahr ist dieser Tag am Samstag, im vergangenen Jahr lag er am 29. Juli. Nach Angaben des Netzwerks hat die Corona-Krise dazu geführt, dass sich das ökologische Defizit 2020 leicht verkleinert hat. Das bedeute aber keine Trendwende. Der deutsche Earth Overshoot Day war in diesem Jahr bereits am 3. Mai. Noch 1971 datierte der globale "Erdüberlastungstag" auf dem 19. Dezember. (kna, 20.08.20)
04.12.2020
In Singapur ist künstlich gezüchtetes Fleisch aus dem Labor für den Verkauf freigegeben worden. Was bedeutet das für die Fleischindustrie? Der Moraltheologe Rosenberger sieht Potenzial, verweist aber weiterhin auf einen Wandel des Lebensstils.
DOMRADIO.DE: Keine Massentierhaltung mit schädlichen Folgen für das Klima, keine Tötung von Lebewesen. Das wäre doch eigentlich prima. Da könnte man sagen: Fleisch aus dem Labor ist eine Lösung, oder?
Prof. Dr. Michael Rosenberger (Moraltheologe an der Katholischen Privat-Universität Linz): Zumindest eine Teillösung würde ich darin schon sehen. Es ist ein Weg, um von der Massenproduktion von Fleisch und damit von der Massentierhaltung wegzukommen. Es ist ein Weg, um den Klimaeffekt der Massentierhaltung zu reduzieren. Von daher ist es zumindest ein kleiner Baustein auf dem richtigen Weg. Aber ich würde sagen, da fehlt noch einiges, um ein Ganzes draus zu machen.
Denn letztendlich müssen wir uns ja auch fragen: Gibt uns allein die Technik hier die Möglichkeit, alle Probleme zu lösen oder braucht es nicht auch einen Wandel unseres Lebensstils? Und seitens der Kirchen haben wir eigentlich traditionell immer gefordert, dass auch der Mensch in seiner Art, wie er lebt, wie er sich ernährt, sich verändern muss.
DOMRADIO.DE: Jetzt muss ich als Vegetarierin auch noch einschreiten. So ganz veräppeln lassen möchte ich mich nicht. Ganz ohne Töten geht es nämlich auch nicht, denn die Nährlösung für das künstliche Fleisch wird aus Kuh-Embryonen gewonnen. Kann man das gegeneinander aufrechnen? So nach dem Motto: Besser ein paar Kühe als massenhaft Hühner?
Rosenberger: Das würde ich so einfach nicht sagen wollen. Aber natürlich, selbst wenn da ein paar Kuh-Embryonen für eine relativ große Menge von künstlich hergestelltem Fleisch dann im Labor dienen müssen, würde sich damit ja doch die Zahl der Tiere, die man hält und die man tötet, enorm reduzieren. Das ist ja allein ein Fortschritt. Also wie gesagt, ich sehe es nicht als die Musterlösung und die ganze Lösung. Aber ich würde sagen, es kann ein Schritt auf einem Weg sein und als solcher hat es durchaus eine positive Wertung.
DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass die Konsumentinnen und Konsumenten dieses künstlich gezüchtete Fleisch annehmen werden und dass ihnen das geheuer ist?
Rosenberger: In Europa ist da viel Skepsis. Es ist wohl kein Zufall, dass dieses Start-up diese Technologie zunächst einmal in Asien verkauft und dort auf die Märkte bringt. Da sind die Menschen, glaube ich, etwas weniger zurückhaltend. In Europa sind wir eher ein Stück technikskeptisch – auch insgesamt mit allen Vor- und Nachteilen, die das hat. Bis das bei uns mal die Märkte erobert hat, vergeht wohl noch viel Zeit.
DOMRADIO.DE: Ein Problem ist ja auch noch das Geld. Dieses künstliche Fleisch ist bisher extrem teuer. 2013 gab es mal einen Burger aus künstlichem Rindfleisch, der 250.000 Euro gekostet hat. Wie könnte denn verhindert werden, dass dieses Fleisch ein Luxusprodukt wird, falls es sich tatsächlich durchsetzen sollte?
Rosenberger: Es ist ja schon angeblich wesentlich billiger geworden seit dem 2013er Beispiel, das Sie jetzt zitieren. Man sagt, das würde jetzt so im Preissegment der oberen Restaurants liegen, was man dafür zahlen muss. Also es ist nicht ganz billig, nicht der Normalpreis, aber doch schon weit günstiger als 100.000 Euro. Da ist natürlich auch die Industrie immer in einer Entwicklung drin, die zwar am Anfang etwas sehr teuer macht, weil viel Forschung und viel Entwicklungspotenzial drin liegt. Aber sobald es mal in die Mengenproduktion geht, wird natürlich deutlich billiger. Ich glaube, das wird sich von selber regeln.
Das Interview führte Katharina Geiger.
Drei Viertel aller Deutschen ist laut einer aktuellen Studie ein nachhaltiger Lebensstil wichtig (55 Prozent) oder sogar sehr wichtig (20). Fast die Hälfte (49 Prozent) gibt an, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit relevante Themen im Freundes- und Bekanntenkreis sind, wie aus der am Donnerstag in Hamburg vorgestellten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zum Erdüberlastungstag am Samstag hervorgeht.
Demnach kauft jeder Zweite hauptsächlich regionale Produkte (48 Prozent) und nutzt so häufig wie möglich Fahrrad (25 Prozent) oder öffentliche Verkehrsmittel (26 Prozent). 41 Prozent geben an, weniger Fleisch zu essen. Jeder vierte Befragte (24 Prozent) ist bereit, Ernährung und Einkauf in Zukunft nachhaltiger auszurichten.
Der globale Erdüberlastungstag wird jährlich vom internationalen Netzwerk Global Footprint Network errechnet. Er markiert den Tag, an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hat, die ihr bei nachhaltiger Nutzung für das gesamte Jahr zur Verfügung gestanden hätten. In diesem Jahr ist dieser Tag am Samstag, im vergangenen Jahr lag er am 29. Juli. Nach Angaben des Netzwerks hat die Corona-Krise dazu geführt, dass sich das ökologische Defizit 2020 leicht verkleinert hat. Das bedeute aber keine Trendwende. Der deutsche Earth Overshoot Day war in diesem Jahr bereits am 3. Mai. Noch 1971 datierte der globale "Erdüberlastungstag" auf dem 19. Dezember. (kna, 20.08.20)