Weltrisikobericht zeigt verwundbarste Staaten der Welt

Inselstaaten besonders anfällig

Manche Länder sind durch Wirbelstürme und den steigenden Meeresspiegel bedroht, andere müssen mit Erdbeben oder Dürren klarkommen. Nicht allen gelingt der Umgang mit extremen Naturereignissen gleich gut.

Autor/in:
Alexander Riedel
Überschwemmung / © narongpon chaibot (shutterstock)

Erdbeben, Stürme, Dürren und Überschwemmungen: An vielen Orten der Welt wird es durch Naturkatastrophen regelmäßig gefährlich.

Auch der Anstieg des Meeresspiegels infolge des Klimawandels sorgt dafür, dass in vielen Ländern das Risiko für die Bewohner kontinuierlich zunimmt. Wie stark ein Land gefährdet ist, hängt vor allem von seiner Lage ab, aber auch von der Widerstandsfähigkeit seiner Gesellschaft. Aus dem Zusammenspiel dieser beiden Faktoren berechnen die Autoren des Weltrisikoberichts jährlich eine Risiko-Rangliste der Länder dieser Welt.

Inselstaaten besonders anfällig für extreme Naturereignisse

Auch 2020 stehen dabei wieder tropische Inselstaaten wie Vanuatu, Tonga, Dominica, die Salomonen und Fidschi an der Spitze des am Dienstag in Berlin veröffentlichten Weltrisiko-Index. Herausgegeben werden Rangliste und Bericht vom Bündnis Entwicklung Hilft und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum (IFHV). Die Inselstaaten sind demnach besonders anfällig für extreme Naturereignisse wie den Anstieg des Meeresspiegels.

Unter den einbezogenen 181 Staaten schneiden vor allem die europäischen Länder vergleichsweise gut ab. Deutschland liegt mit einem sehr geringen Katastrophenrisiko auf Rang 162 der Liste. Die geringste Gefährdung weist Katar auf. Die Hochrisiko-Regionen befinden sich dagegen vor allem in Ozeanien, Südostasien, Mittelamerika sowie in West- und Zentralafrika. Die Länder des afrikanischen Kontinents sind besonders aufgrund ihrer geringen gesellschaftlichen Widerstandskraft gefährdet.

Ihren aktuellen Bericht widmen die Herausgeber dem drängenden Thema Flucht und Migration. Extreme Naturereignisse erhöhten die Wahrscheinlichkeit erzwungener Migration, warnen sie etwa. Auch die Corona-Pandemie bleibt nicht außen vor, wenn es um Risiken geht. Die Pandemie könne die unsicheren Verhältnisse von fast 80 Millionen Geflüchteten und Vertriebenen noch verschärfen, betonen die Experten.

Im Fall eines extremen Naturereignisses seien diese Menschen und auch Wanderarbeiter besonders verwundbar. Es bestehe somit ein erhöhtes Risiko, dass ein solches Ereignis zur humanitären Katastrophe werde.

"Die Lebensbedingungen von Geflüchteten und Vertriebenen müssen dringend verbessert werden, um zu verhindern, dass die Corona-Pandemie zu weiteren Krisen oder gar Katastrophen führt", forderte der Geschäftsführer des Bündnisses Entwicklung Hilft, Peter Mucke. Zu dem Bündnis, das den Bericht seit 2011 veröffentlicht, gehören auch die beiden kirchlichen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt.

Die Autoren des Weltrisikoberichts appellieren an eine gute Katastrophenvorsorge. "Für Dürren oder Stürme wie auch für neu auftretende Viruserkrankungen gilt gleichermaßen: Naturgefahren lösen dann eine Katastrophe aus, wenn Gesellschaften unzureichend darauf vorbereitet sind", warnt Katrin Radtke, die wissenschaftliche Leiterin des Berichts. Für die Berechnung des Index berücksichtigten die Forscher Erdbeben, Stürme, Dürren, Überschwemmungen und den Meeresspiegelanstieg.

Wenn es um die Unterstützung insbesondere kleiner Staaten geht, die nur geringfügig zum Klimawandel beigetragen haben, aber besonders betroffen sind, sehen die Autoren vor allem die reichen Länder in der Pflicht, die große Mengen Kohlendioxid ausstoßen. Sie müssten neben Mitteln für die Anpassung an den Klimawandel auch Ausgleichszahlungen für bereits entstandene Klimaschäden und Verluste leisten.


Dürre / © palidachan (shutterstock)

Zerstörung nach einem Zyklon auf Vanuatu / © Dave Hunt (dpa)
Zerstörung nach einem Zyklon auf Vanuatu / © Dave Hunt ( dpa )

Überschwemmungen in Indonesien / © Tatan Syuflana (dpa)
Überschwemmungen in Indonesien / © Tatan Syuflana ( dpa )
Quelle:
KNA
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