Wie geht Umweltschutz im Erzbistum Köln?

"Kirche kann Vorreiter sein"

Vor genau 15 Jahren setzte die UN mit dem Kyoto-Protokoll völkerrechtliche Zielwerte zur Verringerung von CO2 fest. Doch was konkret kann der Einzelne tun, um CO2 einzusparen? Und was macht etwa das Erzbistum Köln in Sachen Klimaschutz?

Kampf gegen die Erderwärmung / © Franziska Kraufmann (dpa)
Kampf gegen die Erderwärmung / © Franziska Kraufmann ( dpa )

DOMRADIO.DE: Herr Weingarten, beginnen wir mit dem Allgemeinen und arbeiten uns zum Konkreten vor. Was kann Kirche generell tun, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten?

Christian Weingarten (Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln): Ich denke, Kirche kann Vorreiter sein. Kirche kann zeigen, wie wir in unserem Alltag umweltfreundlich handeln können. Und Kirche kann vor allen Dingen im Energiesektor, in den Gebäuden, die wir haben, auch nach außen zeigen, wie wir an der Energiewende mitwirken können.

DOMRADIO.DE: Wie kommen die Gemeinden überhaupt darauf, sich selber Klimaziele zu stecken und diese dann auch zu erfüllen?

Weingarten: Ich glaube, eine ganz große Motivation war die Enzyklika des Papstes "Laudato Si" von 2015, die sehr deutliche und sehr radikale Forderungen gestellt hat, gerade wie wir als Christen im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung agieren sollen. Und ich glaube, das hat viele Gemeinden motiviert, selbst darüber nachzudenken: Was machen wir vor Ort eigentlich, wie gehen wir mit unseren Ressourcen um? Benutzen wir beispielsweise Recyclingpapier? Oder wie ernähren wir uns, was bieten wir für Mahlzeiten an? Und da kann man auf ganz viele Kleinigkeiten achten. 

DOMRADIO.DE: Sie sind ja auch im engen Austausch mit den Gemeinden. Haben Sie ein konkretes Beispiel für eine Gemeinde, die sich besonders engagiert?

Weingarten: Ich habe von einer Geminde gehört, die mit Jugendgruppen einen Kräutergarten an der Kirche ins Leben gerufen hat und dort auch Lesungen veranstaltet. Auf diese Weise vereinbart sie letztlich die Schöpfungsspiritualität mit dem Ökologiegedanken. Das finde ich ist ein sehr schönes Beispiel, das auch generationsübergreifend passiert.

DOMRADIO.DE: Eine andere Initiative ist die Moveo, "die Initiative Energie und Nachhaltigkeit im Erzbistum Köln" - so der Titel des umfassenden Klimaschutzkonzepts. Das Ziel dabei: Bis zum Jahr 2020 soll das Erzbistum 25 Prozent weniger CO2 verursachen, verglichen mit dem Jahr 2007. Wie genau soll dieses Ziel erreicht werden?

Weingarten: Das Klimaschutzkonzept hat gezeigt, dass die meisten CO2-Emissionen bei uns im Bistum aufgrund der Immobilien entstehen, also insbesondere Wärme und Strom. Unser Ziel ist zum einen, in die Gemeinden zu fahren, um mit Energieberatern vor Ort zu gucken, was es dort für Heizungen gibt und in welchem Zustand diese sind, und wie wir ganz gezielt diese Heizungen verbessern oder sogar mit erneuerbaren Energien austauschen können, um CO2 einzusparen?

DOMRADIO.DE: Und das wird von den Gemeinden angenommen? Oder begegnen Sie dort auch manchmal Kritik oder Zweifeln?

Weingarten: Es gibt viel Kritik und Zweifel. Aber wir stellen dar, was diese erneuerbaren Energien bewirken können und was man für ein Potenzial für die Zukunft hat. Wenn man im Betrieb Kosten einspart, kann das auch neben dem ökologischen Aspekt ziemlich schnell zu einem Vorteil werden.

DOMRADIO.DE: Wie klappt denn die Umsetzung des Ziels, 25 Prozent weniger CO2-Emission im Vergleich zu 2007 zu erreichen. Denken Sie, dass dieses Ziel erreicht werden kann?

Weingarten: Um das Ziel zu spezifizieren, fangen wir jetzt an, die ganzen CO2-Emissionen zu erfassen, damit wir auch wissen, wo wir eigentlich stehen. Das steht quasi im ganzen Jahr an. Wir erfassen, wie viel Energie wir verbrauchen, wie viel Strom, wie viel Heizöl, wie viel Erdgas et cetera, um dann einen Status quo zu schaffen, und um dann aber auch zu überlegen, wo wir in den nächsten zehn Jahren bis 2030 hinwollen. 

Eine solche Neuausrichtung wird das große Ziel für dieses Jahr. Zu sagen: Wir haben jetzt wieder einen Standpunkt, wir haben ganz andere Technik und wo wollen wir eigentlich in zehn Jahren stehen?

DOMRADIO.DE: Aber Sie sind zuversichtlich?

Weingarten: Ich bin sehr zuversichtlich.

DOMRADIO.DE: Dann gibt es noch das Projekt Pfairrgemeinde. Was hat es damit auf sich im Erzbistum Köln?

Weingarten: Das ist letztendlich ein sehr gutes Einsteigermodell für Gemeinden, die noch nicht so viel Erfahrung im ökologischen und fairen und sozialen Handeln haben und sich als fair zertifizieren lassen wollen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel in Bezug auf Karneval, am Karnevalszug mitzugehen, aber nur faire Kamelle zu beziehen. Oder den Verbrauch auf erneuerbare Energien umzustellen oder einfach viel bewusster im Pfarr-Alltag zu leben, etwa auf dem Pfarrfest. Wenn man mehrere Kriterien erfüllt, kann man sich als Pfarrgemeinde bei uns bewerben und bekommt dann eine Zertifizierung.

DOMRADIO.DE: Zu guter Letzt noch die Frage: Was wäre denn Ihr Appell an Gemeinden bei uns im Erzbistum? Was könnte noch besser werden? Was können wir alle tun, um die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen?

Weingarten: Ich kann empfehlen, die Enzyklika "Laudato Si" zu lesen und zu überlegen: Was können wir ganz konkret ändern und wo wollen wir uns ändern? Und welchen Beitrag können wir leisten, um die Erderwärmung aufzuhalten?

Das Gespräch führte Moritz Dege. 


Quelle:
DR
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