"Churches for Future": Konkrete Unterstützung für mehr Klimaschutz

"Wir haben einen Riesen-Auftrag, uns hier einzumischen"

Seit Monaten geht die Bewegung "Fridays for Future" für mehr Klimaschutz auf die Straße. Mit dem Aufruf "Churches for Future" wollen die Kirchen nicht nur ihre Solidarität zeigen. Es gehe auch um konkrete Unterstützung, sagt Mitinitiatorin Ulrike Eder.

"Churches for Future": Engagement für mehr Klimaschutz / © nito (shutterstock)
"Churches for Future": Engagement für mehr Klimaschutz / © nito ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was genau ist denn das Bündnis "Churches for Future"?

Ulrike Eder (Bildungsreferentin zum Thema Klimagerechtigkeit im Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche weltweit): Es gründet sich sozusagen aus einer spontanen Entscheidung auf dem letzten Mitgliedertreffen des Ökumenischen Netzwerkes Klimagerechtigkeit dieses Jahr im Mai. Die Mitglieder dieses Netzwerkes sind Diözesen, kirchliche Einrichtungen, Landeskirchen, die schon lange zu den Themen Klimaschutz und Klimagerechtigkeit arbeiten und sich engagieren. Sie sind selbst aktiv, pflegen weltweit Partnerschaften und sind verbunden mit den Menschen, die jetzt schon vehement von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind.

Angesichts dieser Dringlichkeit der Klimakrise wurde ein Aufruf verfasst unter dem Motto "Churches for Future". Der Grund war, dass wir als Kirche noch sichtbarer sein wollten und zeigen wollten, dass wir die Besorgnis eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses teilen, dass dringend etwas geschehen muss.

Dieser Aufruf hat drei Ziele: Das ist zum einen die Solidarität mit dem Anliegen der Forderungen der "Fridays for Future"-Bewegung. Wir wollen zeigen, dass wir hinter diesen Forderungen stehen. Wir wollen uns aber zum Zweiten auch selbstkritisch hinterfragen - also bekennen, dass wir als Kirche noch nicht genug tun angesichts der Krise und wollen diesen Ruf zur Umkehr der jungen Menschen auch auf uns selbst beziehen. Und im dritten Ziel möchten wir Kontakt aufnehmen zu den örtlichen Bewegungen von "Fridays for Future" und sie konkret unterstützen.

DOMRADIO.DE: Und wie sieht diese konkrete Unterstützung aus?

Eder: Dadurch, dass wir eine Vielzahl von Landeskirchen und Diözesen sind, ist das bei jedem ein bisschen anders. Das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit sammelt zum Beispiel auf seiner Internetseite Klima-Andachten, Klima-Gebete und kirchliche Aktionen - etwa das Glockenläuten um fünf vor zwölf. Es werden Druckvorlagen für Banner und Plakate dort bereitgestellt, für alle, die sich auch beteiligen wollen.

Wir hier in der Nordkirche vom Zentrum für Mission und Ökumene haben einen Aufruf gestartet, zusammen mit dem Bistum Speyer und der EKD. Bundesweit sind Aufrufe rausgegangen, sich doch bitte als Kirchen zu beteiligen. Eine andere große Unterstützung ist auch, dass man zum Beispiel zu den Demonstrationen von "Fridays for Future" geht. Immer wieder wichtig ist dabei, dass man sich bereiterklärt, zum Beispiel als Ordnerin oder Ordner dabei zu sein. Denn diese Demonstrationen müssen ja auch Sicherheitsstandards genügen. 

DOMRADIO.DE: Warum ist es in Ihren Augen so wichtig, dass kirchliche Einrichtungen und Institutionen den Kampf gegen den Klimawandel unterstützen?

Eder: Das gehört zu den Kernforderungen der Kirche. Friede, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung - das ist einfach unsere Kernbotschaft. Und gerade das Thema Klimagerechtigkeit vereint das alles. Ich denke, wir haben als Kirchen einen Riesen-Auftrag, uns hier einzumischen, Stellung zu beziehen und eine Ethik des Genugs zu fordern - einen Wertewandel, eine Umkehr, damit dieser Planet weiterhin lebenswert ist für alle kommenden Generationen, aber eben auch für alle Mitgeschöpfe. 

Das Interview führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR