Gerd Müller: Kirchen sollen Marktmacht für fairen Handel nutzen

"Durch das eigene Vorbild überzeugen"

​Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die Kirchen zu mehr Engagement im fairen Handel und beim Klimaschutz aufgerufen. Auf dem Jahresempfang des Bistums Augsburg prangerte er außerdem die Ausgaben für die Leichtathletik-WM in Katar an.

Gerd Müller / © Rainer Jensen (dpa)
Gerd Müller / © Rainer Jensen ( dpa )

Die beiden großen Kirchen in Deutschland gäben jährlich 60 Milliarden Euro für Beschaffung aus, sagte Müller am Montagabend beim Jahresempfang des Bistums Augsburg. "Das ist eine gewaltige Marktmacht." Sie könnten sie nutzen, um etwa Textilien wie Bettwäsche in Krankenhäusern aus fairer Produktion einzukaufen. Das vor wenigen Wochen eingeführte Siegel "Der grüne Knopf" könnte so "zu einem Symbol für alle globalen Lieferketten werden".

Kirchliche Einrichtungen sollten auch nur noch fairen Kaffee ausschenken, alle Pfarr- und Bischofshäuser klimaneutral betrieben werden, schlug Müller vor. Es gehe darum, durch das eigene Vorbild zu überzeugen und nicht nur mit dem Finger auf andere zu zeigen. "Wir müssen hörbarer und mutiger auftreten, um die Schöpfung zu bewahren und die Welt zu einem friedlicheren und gerechteren Ort zu machen", sagte der Minister.

Derzeit beschäftige jeder Deutsche nach einer wissenschaftlichen Untersuchung an der Universität Bayreuth für seinen Lebensstil 60 Sklaven, vom Nähen seiner Kleider bis zur Ernte von Nahrungsmitteln.

"Umweltmanager als Querschnittsaufgabe"

Der Augsburger Diözesanadministrator Bertram Meier kündigte bei dem Empfang die Einstellung eines Umweltmanagers in der Bistumsverwaltung an, "nicht als Feigenblatt, sondern als Querschnittsaufgabe". Den Impuls des Ministers, bei sich selbst anzufangen, machte sich der Domdekan ausdrücklich zu eigen. Dabei regte Meier auch an, kirchliche Bildungshäuser einer Art "Fair Trade TÜV" zu unterziehen.

Ausgaben für WM in Katar sind "Irrsinn"

Müller äußerte sich auch zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Wüstenstaat Katar. Klimatisierte Stadien für eine solche Veranstaltung zu bauen, während bereits 20 Millionen Menschen aus ihrer durch die Klimaerwärmung unbewohnbar gewordenen Heimat geflohen seien, zeige, "welcher Irrsinn für den Menschen möglich ist", sagte Müller am Montagabend in Augsburg.

Dass in demselben Land 200 Milliarden US-Dollar investiert würden, um 2022 die Fußball-WM austragen zu können, falle in dieselbe Kategorie. Bereits mit der Hälfte dieses Geldes ließe sich der Hunger auf der ganzen Welt beseitigen. 


Quelle:
KNA
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