Studie: Städtewachstum birgt auch Chancen für ländliche Orte

Die "neue Landbewegung"

Der starke Zuzug in große Städte kann einer Studie zufolge auch Chancen für kleine Orte auf dem Land mit sich bringen. "Das Landleben rückt neuerdings in den Fokus eines urban geprägten Milieus".

Orchideen am Weitsee nahe Reit im Winkl / © WalterWeiss (shutterstock)
Orchideen am Weitsee nahe Reit im Winkl / © WalterWeiss ( shutterstock )

Das schreiben das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und die Denkfabrik Neuland21 in ihrer am Montag veröffentlichten Studie "Urbane Dörfer". Wenn Metropolen voller, beengter und teurer würden, lockten Platz und Freiräume jenseits der Städte. Eine Grundvoraussetzung, um "Stadtmüde" anzuziehen, sei allerdings eine schnelle Internetanbindung.

Die Autoren haben in ländlichen Regionen Ostdeutschlands nach neuen und gemeinschaftlich organisierten Wohn- und Arbeitsprojekten vor allem von mobil und digital arbeitenden (ehemaligen) Städtern gesucht. Sie stießen etwa auf Pläne für alte Fabriken, Mühlen, Krankenhäuser, Plattenbauten oder Klosteranlagen. 18 Vorhaben wurden schließlich qualitativ untersucht – etwa durch Interviews mit Beteiligten. Manche Projekte standen noch ganz am Anfang, andere waren bereits auf dem Dorf angekommen.

Die "neue Landbewegung"

Fündig wurden die Studienautoren aufgrund des starken Wachstumsdrucks von Berlin vor allem in Brandenburg. In den anderen ostdeutschen Bundesländern böten hingegen die Städte selbst noch ausreichend Platz, heißt es. Entsprechend selten gibt es dort Beispiele für gemeinschaftliche Wohn- und Arbeitsprojekte auf dem Land. Sollte allerdings das Städtewachstum anhalten, könnten künftig auch gut angebundene ländliche Regionen in größerer Entfernung von Berlin oder im Umland anderer Großstädte wie Dresden oder Leipzig von zuziehenden Kreativen und Digitalnomaden profitieren, vermuten die Forscher.

Die "neue Landbewegung" könne entlegenen Regionen nicht flächendeckend aus der Misere helfen, aber für einzelne Dörfer eine große Chance sein, resümiert die Untersuchung. Orte, in denen Menschen der Digitalisierung offen gegenüberstünden, könnten sich im besten Fall eine günstigere demografische Zukunft erschließen und zu "Speckwürfeln in der Peripherie" werden. Ob es sich bei dem Phänomen der "Stadtmüden" indes überhaupt um eine neue Bewegung handele, sei aber noch nicht abschließend zu beantworten.


Quelle:
KNA