Landwirte sorgen sich durch die Dürre um Erträge

Bleibt es trocken, wird es schlimmer als 2018

Zu wenig Regen im Winter und Frühjahr wird für die Landwirte immer mehr zum Problem. Die Katholische Landjugendbewegung berichtet, was Landwirte trotz Klimawandel und Trockenperioden tun können, um Erträge zu erwirtschaften.

Böden sind schon im April ausgetrocknet. / © Julian Stratenschulte (dpa)
Böden sind schon im April ausgetrocknet. / © Julian Stratenschulte ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ist diese drohende Dürre ein Thema, mit dem Sie sich in der Katholischen Landjugendbewegung beschäftigen?

Johannes Bühlmeyer (Landwirt und Vorstand der Katholischen Landjugendbewegung im Münsterländischen Ahlen): Es ist auf jeden Fall ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Man tauscht sich aus. Besonders letzten Sommer, als es so akut war. Da hat man geschaut, wer ist besser weggekommen, bei wem hat es einen Schauer mehr gegeben als beim anderen.

DOMRADIO.DE: Man liest jetzt oft, Bauern würden einen zweiten Dürresommer nicht überstehen. Wie sehen Sie das?

Bühlmeyer: Ich bin noch relativ jung und letztes Jahr war mein erster Dürresommer. Meine Oma hat gesagt, sie hat schon selber einen miterlebt. Wir hatten nicht die großen Winterniederschläge. Die Grundwasserstände sind teilweise noch sehr niedrig. Wir haben aktuell im Boden nicht so viel Wasser, wie wir es letztes Jahr um diese Zeit hatten. Von daher ist damit zu rechnen, wenn es weiter so trocken bleibt, dass wir dann höhere Ertragseinbußen haben werden als im letzten Jahr.

DOMRADIO.DE: Es heißt, manche Bauern haben ihren Raps wieder untergepflügt, weil sie nicht mit Ertrag rechnen konnten. Sieht Ihre Arbeit dieses Jahr anders aus als im April der Vorjahre? Wie stellen Sie sich auf diese Wasserknappheit ein?

Bühlmeyer: Man versucht, das Bestmögliche herauszuholen. Aktuell sind wir in der Maisaussaat. Wir gucken uns jetzt speziell den Boden an: Was ist das für eine Bodenart, wieviel Wasser kann er halten, das er dem Mais nachher zur Verfügung stellen kann? 

Dementsprechend drillen wir den Mais aus. Wo ein leichterer Standort ist, der weniger Wasser hält, drillen wir nur sechs Körner pro Quadratmeter aus. Auf einem schwereren Standort drillen wir dann bis zu zehn Körner pro Quadratmeter und versuchen, dass sich die Pflanzen optimal entwickeln können, auch wenn nachher weniger Wasser zur Verfügung steht, um das zu kompensieren.

DOMRADIO.DE: Kann man das Verdunsten aus dem Boden irgendwie stoppen?

Bühlmeyer: In Bezug auf das Verdunsten experimentieren wir gerade ein bisschen herum. Wir bringen auf dem Acker eine Mulchschicht aus und legen die Maiskörner darunter. Die Mulchschicht bedeckt den Boden und sorgt dafür, dass weniger Wasser aus dem Boden verdunstet.

Wir schauen, wie der Humusgehalt an den verschiedenen Standorten ist und versuchen, den Gehalt hoch zu halten. Durch einen guten Humusgehalt kann der Boden noch mal zusätzlich Wasser halten. Ebenso versuchen wir die Düngung anzupassen. Wir düngen, wenn der Boden noch feucht ist, sodass sich die Nährstoffe noch umwandeln und von der Pflanze aufgenommen werden können.

DOMRADIO.DE: Kann es sein, dass die Wassereinengung die Pflanzen stärker macht?

Bühlmeyer: Die Erfahrung habe ich persönlich noch nicht gemacht. Was wir wohl sehen, wenn die Pflanzen Wasserstress haben, und es in zwei, drei Wochen doch wieder auf den Standorten und Böden regnet, die wir haben, dann kompensieren die Pflanzen den Wassermangel relativ gut. Aber wenn es wirklich keinen Regen gibt, dann ist da nachher nicht mehr viel.

DOMRADIO.DE: Sie halten auch Schweine. Wie wirkt sich die Trockenheit auf die Viehhaltung aus?

Bühlmeyer: Im letzten Jahr hatten wir 20 bis 30 Prozent geringere Erträge bei Gerste, Weizen und Hafer. Außerdem hatten wir Körnermais im Anbau, da haben wir 50 bis 60 Prozent weniger geerntet. Es ist schon ein herber Einschnitt, den man dadurch hat. Für den Schweinebetrieb können wir noch Getreide von anderen Betrieben, die nur Ackerbau betreiben, dazu kaufen. Getreide ist ein sehr hochwertiges Produkt, bei dem sich ein weiter Transport lohnt. Wir haben Nachbarn, die haben Rinderzucht. Sie sind schon darauf angewiesen, dass sie vor Ort Futter produzieren. Da ist es manchmal schon sehr knapp. Sie schauen jetzt, wo sie noch Futter herbekommen können.

DOMRADIO.DE: Nicht ganz ernst gemeint, aber vielleicht als ein Schluss mit Hoffnung: Kennen Sie denn noch eine Weisheit aus dem Bauernkalender, die noch ein wenig Hoffnung macht?

Bühlmeyer: Meine Oma guckt immer danach, wann die Esche und die Eiche austreiben. Wenn erst die Eiche und dann die Esche kommt, dann heißt es, "der Sommer hält große Wäsche". Meine Oma ist der Überzeugung, dass wir im Sommer noch einmal Niederschlag bekommen – das wäre sehr gut.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Dürre setzt Landwirtschaft zu / © Silas Stein (dpa)
Dürre setzt Landwirtschaft zu / © Silas Stein ( dpa )
Quelle:
DR