Das Bistum Passau will gemeinwohlorientiert wirtschaften

"Nicht nur ökologisch, sondern auch sozial"

Das Bistum Passau will künftig nicht nur ökologisch, sondern auch sozial wirtschaften. Was bedeutet das für die Praxis? Die Bandbreite reicht vom Einkauf bis zum Achten auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

Dom Sankt Stephan in Passau / © Günter Vahlkampf (KNA)
Dom Sankt Stephan in Passau / © Günter Vahlkampf ( KNA )

KNA (Katholische Nachrichten-Agentur): Herr Holzbauer, das Wirtschaftshandeln Ihres Bistums soll sich neuerdings außer am Umweltschutz auch am Gemeinwohl ausrichten. Was hat das für Hintergründe?

Josef Holzbauer (Umweltbeauftragter der Diözese Passau): Das sind mehrere: Ökologische Leitlinien haben wir schon seit 20 Jahren. Die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus spricht sich dafür aus, den Schutz der Umwelt, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung zusammenzudenken. Richtig ins Rollen gekommen ist die Sache bei uns durch einen Antrag der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Diözesanrat, das Thema gemeinwohlorientiertes Verhalten im Bistum stärker zu verankern.

Daraufhin haben wir eine Arbeitsgruppe gebildet und sind dann gleich beim Begriff "Gemeinwohlorientiertes Umweltmanagement" gelandet.

KNA: Welche Idee steckt dahinter?

Holzbauer: Es geht um die Verbindung von ökologischer Nachhaltigkeit mit Werten wie Solidarität, Gerechtigkeit, Transparenz und Mitentscheidung. Insgesamt kennt die Gemeinwohlökonomie 20 solcher Indikatoren. Daraus wollen wir für unser Bistum eine Matrix erstellen und dann alle Prozesse unter die Lupe nehmen.

KNA: Wie sieht so etwas konkret aus?

Holzbauer: Nehmen wir den Einkauf: Wenn wir kurzfristig etwas brauchen, wo bestellen wir dann? Beim weltweiten Online-Versender? Da geht es schnell, aber menschenwürdige Arbeitsbedingungen sind dort nicht garantiert.

Deshalb haben wir eine Vereinbarung, das möglichst zu vermeiden und regionale Anbieter zu bevorzugen – auch wenn das teurer ist und etwas länger dauert. Oder nehmen Sie Dienstleistungen auf dem Bau. Da sind manchmal Subunternehmer tätig, bei denen wir keinen Einblick haben, zu welchen Konditionen auf unseren Baustellen Leute beschäftigt sind.

Das alles wollen wir in den Blick nehmen, Schritt für Schritt. In den meisten Fällen sind aber eh regionale Firmen, Betriebe und Dienstleister eingebunden.

KNA: Wie werden Sie vorgehen?

Holzbauer: Wir fangen jetzt einmal beim Büromaterial an. Ich denke, es läuft auf eine Lieferantenbefragung hinaus. Produkte aus fairem Handel haben wir schon viele im Gebrauch, etwa in unseren Bildungshäusern. Darauf können wir aufbauen. Ich werde auch selbst eine Ausbildung zum Gemeinwohlökonomieberater absolvieren, für diese erweiterte Aufgabe wurde meine Stelle vom Bistum um einige Stunden aufgestockt.

KNA: Worauf werden Mitarbeiter des Bistums Passau wohl verzichten müssen?

Holzbauer: Oh, da geht es nicht um Verzicht, sondern um bewusstes Mitgestalten. Die Mitarbeiter sollen mit ins Boot geholt werden und sensibel darauf achten, was wir beziehen, wie wir miteinander umgehen. Ziel ist eine andere Kultur im Umgang mit unseren Ressourcen.

KNA: Bis wann wollen Sie was geschafft haben? Gibt es schon einen Fahrplan?

Holzbauer: Nein. Der Beschluss des Ordinariatsrates ist noch frisch.

Wir sind noch ganz am Anfang. Aber als Kirche sind wir gefragt, das Bewusstsein für einen Systemwandel zu schaffen, für ein anderes Denken in der Wirtschaft. Nicht Gewinnmaximierung ist dabei die Richtschnur, sondern dass es möglichst vielen Menschen gut geht.

KNA: Gemeinwohl – da braucht man auch Mitstreiter …

Holzbauer: Die gibt es bei uns in der Region. Das Landratsamt Passau ist dabei, es gibt die Gemeinwohlökonomie Inn-Salzach-Chiemgau.

Mitmachen können Kommunen, Regionen, Organisationen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen. Ich sehe verschiedene zarte Pflänzchen, die da wachsen – und da möchten wir als Bistum dabei sein.


Quelle:
KNA
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