Gottesdienst zum Tag des Honigs

"Die Menschen sind alle gleich ergriffen"

Zum Tag des Honigs und Gedenktag des Heiligen Ambrosius laden Imkerinnen und Imker in die Kölner Christuskirche ein. Das Projekt HonigConnection bietet dabei Verköstigungen und zeigt, wie die Faszination für Bienen Menschen zusammenbringt.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Der Heilige Ambrosius ist der Schutzpatron der Bienen. Seiner wird heute gedacht. Wie ist er denn der Schutzpatron geworden?

Iris Pinkepank (Projektleiterin von HonigConnection): Die Geschichte des Heiligen Ambrsius besagt, dass sich die Bienen auf dem Gesicht des kleinen Kindes niedergelassen haben – sie sollen sogar in seinen Mund gekrochen sein – und ihn dort ohne Stiche mit Honig genährt haben. Und als das beobachtet wurde, wurde das als positives Zeichen für seine Zukunft gewertet. Das hat sich dann auch bewahrheitet. Er ist einer der großen Kirchenheiligen geworden und dadurch bis heute bekannt geblieben.

DOMRADIO.DE: Und warum ist es der HonigConnection so wichtig, das Ganze in einem Gottesdienst zu zelebrieren?

Pinkepank: Wir sind nicht religiös ausgerichtet. Aber als HonigConnection informieren wir über Honigbienen und über Wildbienen, im Prinzip über Insekten, die ja im Moment sehr bedroht sind. Und da gehen wir auch in bienenfremde Regionen. Wir gehen in Schulen, in außerschulische Bildungsorte, auch in Museen. Wir gehen in die Kirchen, in Wohnquartiere und wir unterstützen soziale Projekte und gehen überall dorthin, wo möglichst viele Menschen zu erreichen sind, die diesem Thema noch nicht so zugewandt sind. Dort versuchen wir die Leute mit dem Thema bekannt zu machen.

DOMRADIO.DE: Einerseits beraten Sie theoretisch über Honigbienen. Wie sieht es in der Praxis aus?

Pinkepank: Praktisch bringen wir die Bienen in die Schule und installieren dort Schulimkereien, sodass die Kinder lernen, wie man mit den Insekten umgeht. Wir haben letztes Jahr einen Fotowettbewerb mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" gemacht, bei dem haben wir aufgefordert, nicht nur Bienen oder Wildbienen zu fotografieren, sondern ganz allgemein Insekten. Das haben wir dann hinterher auch ausgelobt und es sind sehr schöne Fotos entstanden. Wir möchten bei den Jugendlichen und Kindern vor allem erreichen, dass die reflexartige Ekel- und Angstreaktion ausgeschaltet wird und in eine Faszination für die Insekten und in die Anerkennung ihrer tollen Leistungen und Fähigkeiten umgewidmet wird. Denn das wird weitgehend unterschätzt, nur weil es so kleine Tiere sind.

DOMRADIO.DE: Sie haben den interessanten Namen "HonigConnection". Das hört sich schon sehr dynamisch an. Was steckt dahinter?

Pinkepank: Die HonigConnection habe ich mit meiner Projektpartnern Stefanie Breil gegründet. Wir sind beide Imkerinnen im Kölner Imkerverein. Uns wurde immer die Frage gestellt, warum die Bienen sterben. Da haben wir gedacht, wir müssen etwas tun. Wir Imkerinnen und Imker haben eine Verantwortung, nicht nur nach innen zu wirken, Honig zu produzieren und zu gucken, dass es den Honigbienen gut geht, sondern es geht vor allem auch um die Wildbienen. Dann haben wir uns einen Förderer gesucht, das ist die Stiftung Umwelt und Entwicklung geworden, die uns unterstützt und fördert.

Wir sind der Meinung, dass wir das ganze Projekt nicht nur theoretisch halten dürfen, sondern auch in Nachbarschaften gehen müssen. Dafür haben wir die GAG gewonnen, einen der größten Wohnungsgeber in Köln. Dort imkern wir mit den Menschen in Gruppen in den Wohnquartieren. Es ist einfach ist toll zu sehen, wenn sich so ein Bienenstock öffnet und 60.000 Bienen auf einmal anfangen rauszukommen, dann fallen Sprachbarrieren, dann fallen soziale Barrieren, Altersbarrieren, Herkunft – alles fällt. Die Menschen sind alle gleich ergriffen, haben ein Thema, was sie vorher nicht kannten, und dadurch erwächst nochmal eine andere Gemeinschaft. Gleichzeitig lernen diese Menschen dann unheimlich viel über Ernährung, über die Tiere, über ihre Umwelt, was blüht und was die Bienen brauchen, woran man das erkennt und wie man sich gut ernährt oder wie Honig sich als Heilmittel einsetzen lässt.

DOMRADIO.DE: Sie machen praktisch Werbung für einen guten Umgang mit der Biene. Heute Abend zum Beispiel auch in diesem Gottesdienst in der Christuskirche. Was passiert denn da?

Pinkepank: Das soll weitgehend eine Überraschung bleiben. Aber ich kann schon mal verraten, was im Anschluss passiert: Wir werden unsere Honige verkosten. Wir sind dieses Jahr mit zehn anderen Imkern aus unserem Verein ausgezeichnet worden und haben die Goldmedaille für unsere Honige bekommen. Unser Vorsitzender macht Honig mit Whiskey. Das ist eine ganz besondere Delikatesse und es wird natürlich auch Honigkuchen geben und Printen. Alles, was man in dieser Weihnachtszeit mit Honig auch traditionell backt.

DOMRADIO.DE: Und wer ist eingeladen heute Abend?

Pinkepank: Alle sind eingeladen, die kommen möchten. Das ist nicht an eine spezielle Konfession gebunden. Natürlich freuen wir uns sehr, wenn Imkerinnen und Imker kommen, aber auch die Gemeinde und alle, die das interessant finden.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Information: Gottesdienst zu Ehren des Heiligen Ambrosius in der Christuskirche in Köln, Dorothee-Sölle-Platz, Freitag, den 7.12.2018, um 19 Uhr.


Quelle:
DR