Fünf Fragen und Antworten zur Weltklimakonferenz

Lösungen gesucht

Weltklimatreffen im polnischen Kattowitz: Mehr als 20.000 Teilnehmer werden bis zum 14. Dezember darüber beraten, wie sich der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur begrenzen lässt. Fünf Fragen rund um die Konferenz.

Autor/in:
Joachim Heinz
Weltklimagipfel in Kattowitz / © Omar Marques (dpa)
Weltklimagipfel in Kattowitz / © Omar Marques ( dpa )

Klimawandel - was ist das noch gleich?

Natürliche Änderungen im Klima hat es immer schon gegeben. Das gilt auch für die sogenannten Treibhausgase, darunter Kohlendioxid (CO2).

Sie sind für den Treibhauseffekt verantwortlich, zunächst einmal auch ein natürlicher Vorgang. Die Gase greifen in die Strahlungsbilanz zwischen eingehender Sonnenstrahlung und der von der Erdoberfläche abgehenden Wärmestrahlung ein. Gäbe es dieses Phänomen nicht, betrüge die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche minus 18 Grad; dank CO2 und Co. sind es tatsächlich aber plus 15 Grad. Erhöht sich die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, wird es wärmer.

Diese Erwärmung hat sich in den vergangenen 100 Jahren stark beschleunigt.

Hier kommt nun der von den Menschen verursachte Treibhauseffekt ins Spiel. Ein wesentlicher Faktor dabei ist der Rückgriff auf Kohle, Erdöl und Erdgas. Bei der Verbrennung dieser fossilen Brennstoffe gelangt zusätzliches CO2 in die Atmosphäre. Inzwischen sind 400 von einer Million Moleküle in der Atmosphäre Treibhausgasmoleküle. Vor der Industriellen Revolution lag dieser Wert bei 280 "parts per million" (ppm).

Bereits jetzt stellen Wissenschaftler einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,0 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau fest. Der von Menschen verursachte Klimawandel ist in vollem Gang - und seine Folgen sind jetzt schon spürbar: vom Schmelzen der Gletscher in den Alpen bis zu Dürren in Ostafrika.

Wie steht Deutschland beim Klimaschutz da?

Von den eigenen Zielen ist der einstige Vorreiter in Sachen Klimaschutz weit entfernt. In ihrem jüngsten Klimaschutzbericht räumt die Bundesregierung ein, dass sie das für 2020 gesteckte Ziel deutlich verfehlen wird. Anstatt die Treibhausgasemissionen wie ursprünglich geplant um 40 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken, wird es nur für 32 Prozent reichen. Als "Sorgenkinder" gelten der Verkehrs- und der Gebäudesektor. Auch wird vorerst weiter Braunkohle gefördert - die bei der Verstromung besonders viel CO2 freisetzt.

Umweltschützer drücken aufs Tempo. Denn dass eine der führenden Wirtschaftsnationen derartige Defizite beim Klimaschutz aufweist, könnte sich auch nachteilig auf Verhandlungen wie die in Kattowitz auswirken. Wenn es schon Deutschland nicht schafft, dann versuchen wir es erst gar nicht, wäre eine fatale Konsequenz.

Was wird auf dem Weltklimatreffen in Kattowitz verhandelt?

In Kattowitz geht es um Paris. In der französischen Hauptstadt wurde 2015 ein Klimaabkommen beschlossen. Der Vertrag sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. Dazu sollen alle Staaten nationale klimapolitische Pläne vorlegen, die Nationally Determined Contributions (NDC). Bislang reichen diese Selbstverpflichtungen jedoch bei weitem nicht aus.

In Kattowitz wird deswegen der Abschluss des "Talanoa-Dialogs" auf der Agenda stehen. Die Initiative, gestartet anlässlich der von Deutschland und den Fiji-Inseln im vergangenen Jahr in Bonn abgehaltenen Klimakonferenz, will dazu beitragen, die Klimaziele ehrgeiziger zu formulieren. Der Druck ist nach dem jüngsten Report des Weltklimarates IPCC im Herbst noch einmal gewachsen. Darin zeigen die Experten auf, dass es noch möglich ist, den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf höchstens 1,5 Grad zu begrenzen. Dafür bräuchte es in Kattowitz klare Ansagen der Vertragspartner, ihre klimapoltischen Hausaufgaben zu machen und ihre Pläne nachzubessern.

Außerdem sollen in Kattowitz die Arbeiten zu einem "Regelbuch" abgeschlossen werden, das unter anderem die Vergleichbarkeit der Ziele gewährleistet und eine Überprüfung der Fortschritte beim Klimaschutz möglich macht.

Kattowitz ist die gefühlt tausendste Klimakonferenz - können Verhandlungen überhaupt irgendetwas bewirken?

Gegenfrage: Was wäre die Alternative? Beim Klimawandel und seinen Folgen handelt es sich um ein weltweites Phänomen - das nur auf internationaler Ebene angegangen werden kann. Klar ist aber auch: Wenn mehr als 190 Vertragspartner an einem Tisch sitzen, dauert es schon mal länger.

Schließlich geht es um Geld, viel Geld. Um Investitionen in den Klimaschutz, Hilfen der Industriestaaten - und größten CO2-Sünder - für die ärmeren Länder. Und um finanzielle Unterstützung im Kampf gegen die bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels.

Dazu kommen eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen: Angefangen von den USA, deren Präsident Donald Trump angekündigt hat, das Pariser Abkommen aufkündigen zu wollen, bis hin zu kleinen Inselstaaten wie Vanuatu, denen aufgrund steigender Meeresspiegel bereits jetzt schon das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht.

Immerhin: Bis jetzt sitzen noch alle Staaten am Verhandlungstisch, auch die USA, die frühestens am 4. November 2020 ihren Ausstieg vollziehen können - und auch Brasilien, das vor wenigen Tagen seine Gastgeberschaft für die nächste Weltklimakonferenz zurückzog.

Verhandlungen schön und gut - aber was kann ich selbst gegen den Klimawandel tun?

Eine ganze Menge. Braucht ein deutscher Großstadtmensch unbedingt einen Van oder einen Jeep, um sich fortzubewegen? Aufgepasst bei Elektroautos: Die benötigen Strom - und der wird immer noch viel zu oft aus Kohle gewonnen. Sinnvoller und gesünder: Zu Fuß gehen, aufs Fahrrad steigen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Bei der Arbeit im Garten: Laubbläser aus - und zum Besen oder Rechen greifen.

Nicht nur die Umwelt, auch die lärmgeplagten Nachbarn werden's danken. Und: Öfter mal auf ein Steak verzichten. Rindviecher rülpsen und stoßen dabei Methan aus, auch das ein Treibhausgas.

Davon abgesehen werden gerade in Südamerika riesige Flächen Urwald für die Rinderzucht gerodet. Wälder sind CO2-Speicher, sogenannte Senken, und schon allein deswegen wertvolle Helfer im Kampf gegen den Klimawandel. Wer wissen will, was er sonst noch tun kann, informiere sich beispielsweise auf den Seiten von Umweltschutz- und Entwicklungsorganisationen: von Greenpeace bis WWF, von Brot für die Welt und Misereor bis zur Welthungerhilfe.


Quelle:
KNA