Klimaforscher: Kirchen sollen Debatte über Klimaschutz anstoßen

"Muss ich all das tun, was ich tue?"

Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif ruft die Kirchen und andere gesellschaftliche Gruppen auf, eine Wertediskussion über mehr Klimaschutz anzustoßen. Es sei "ein bisschen wohlfeil, nur auf die Politik zu schimpfen", sagte Latif im Deutschlandfunk.

 (DR)

"Am Ende sind alle gefragt, alle gesellschaftlichen Gruppen. Jede Bürgerin und jeder Bürger muss sich schon fragen: Muss ich all das tun, was ich tue? Muss es immer die Fernreise sein, muss es der SUV sein, muss ich jeden Tag Fleisch essen?"

Diese Diskussion habe in Deutschland immer noch nicht wirklich begonnen, kritisierte der Klimaforscher weiter: "Und das Ganze hat natürlich auch etwas mit einer Wertediskussion zu tun." Hier seien "auch Gruppen gefordert wie die Kirchen beispielsweise, diese Diskussion endlich anzustoßen". In anderen Ländern, etwa in Skandinavien, sei die gesellschaftliche Debatte schon deutlich weiter.

Kulturwandel nötig

Nach der Veröffentlichung eines Sonderberichts des Weltklimarats IPCC am Montag hatten das katholische Hilfswerk Misereor und 18 weitere katholische Entwicklungsorganisationen Politik und Gesellschaft zum Handeln aufgerufen. Die Begrenzung der weltweiten Erderwärmung auf 1,5 Grad sei eine "Frage des Überlebens" für alle. Es sei noch möglich, dieses Ziel zu erreichen. Doch das erfordere "mutige" politische Entscheidungen.

Nötig sei ein Paradigmenwechsel, der sowohl die Energiewirtschaft als auch die Ernährung und den Konsum miteinbeziehe. Unter anderem sollten die Menschen versuchen, mehr Lebensmittel aus biologischem Anbau sowie weniger Fleisch und Milchprodukte zu essen. "Entweder gelingt uns binnen weniger Jahre ein Kulturwandel hin zu einer tiefgreifenden Umkehr", oder Millionen Menschen drohten durch den Klimawandel ihre Heimat, ihre Lebensgrundlagen oder ihr Leben zu verlieren, erklärte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.


Quelle:
KNA