Start der interreligiösen Naturschutzwoche

Sich gemeinsam auf den Weg machen

Die Schöpfung bewahren: An diesem Sonntag beginnt in Köln und Umgebung zum ersten Mal eine interreligiöse Naturschutzwoche. Welche Besonderheiten sie bereithält verrät der Umweltbeauftragte des Erzbistums Köln.

Sich zusammen für den Naturschutz einsetzen / © Zhao Yuguo (dpa)
Sich zusammen für den Naturschutz einsetzen / © Zhao Yuguo ( dpa )

DOMRADIO.DE: Eine Woche lang Klimaschutz im Mittelpunkt und zwar interreligiös. Was macht den Klimaschutz als interreligiösen Klimaschutz noch besser?

Tobias Welz (Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln): Dass man sich verständigen kann, dass es verschiedene Ansätze gibt, die Schöpfung zu bewahren und um Verständnis zu sehen, dass wir alle das als ein Geschenk sehen und zusammen dafür sorgen möchten, dass es uns erhalten bleibt und wir davon gut miteinander leben können.

DOMRADIO.DE: Es geht also nicht nur um einen besseren Schutz des Klimas, sondern auch noch um eine Verständigung unter den Religionen?

Welz: Genau, das war der Ansatz. Das ist für uns auch ein Experiment, zu sehen, wer kommt denn da zusammen? Es war eine freie Aufforderung an fast alle Religionsgemeinschaften hier in Köln. Es haben sich auch einige dazu gefunden und haben auch den Weg hierher gefunden und machen jetzt in dieser Woche mit einer jeweiligen Veranstaltung mit.

DOMRADIO.DE: Jetzt kann man Veranstaltung auf die Beine stellen, diskutieren oder auch Müll sammeln. Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Werden Sie denn auch interreligiös gemeinsam beten?

Welz: Ja, das werden wir heute zum Beispiel bei der Eröffnung im Museum am Neumarkt in Köln tun. Da haben wir ein Bühnenprogramm und werden auch die Zeit über in den verschiedenen Religionen Gebete vortragen, die sich mit der Schöpfung befassen.

DOMRADIO.DE: Was versprechen Sie sich von der interreligiösen Naturschutzwoche? Was genau können Sie voneinander lernen wenn sie jetzt zum Beispiel mit den Bahai Müll sammeln gehen?

Welz: Das Schöne dort ist, einfach zu sehen, was man gemeinsam tut und dass sich auch etwas verändern kann und dass sich das auch hoffentlich über die Veranstaltung hinaus durchsetzt. Zusätzlich natürlich auch die Möglichkeit, nicht wieder etwas größeres Ganzes schaffen zu müssen, um zusammen und auf dem Weg zu sein.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist die Art und Weise, wie wir die Schöpfung nach dem Buch Genesis im Alten Testament wahrnehmen, etwas, was die Christen haben. Und es ist nicht in allen Religionen vorhanden. Wie tauschen Sie sich aus? Wie funktioniert auch Schöpfung in den verschiedenen Religionen?

Welz: Das ist höchst unterschiedlich. Man hat jetzt den Verbindungspunkt einfach gefunden. Es geht jetzt um die Schöpfung und wir hatten am Freitag ein Pressegespräch und da hat jeder seinen Standpunkt nochmal wunderbar erläutert, wie man auf diesen Punkt gekommen ist und wo der eigentlich herrührt. Für Buddhisten oder andere Gruppen ist es einfach deren andere Geschichte, die ist höchst unterschiedlich, aber die mündet in das Eine und das Eine ist das wirklich Verbindende.

DOMRADIO.DE:  Ein Thema in dieser Woche ist "Bienen für den Frieden". Da gibt es mehrere Aktionen. Wie bringen uns denn die Bienen den Frieden?

Welz: An den Bienen können wir gerade sehen, dass der Frieden sehr wackelig ist. Das heißt, dass es eine große Betroffenheit gibt, dass es den Bienen gut geht, weil sie die sind, die uns ein großes Geschenk bringen. Und sie sind insofern friedensstiftend, dass sie uns eben Wege zeigen oder die Vielfalt zeigen, wie sie leben können und wie es ihnen gut geht, aber sie sind sehr stark in Gefahr. Je besser es den Bienen geht, desto besser geht es der Schöpfung. Darum stehen die einfach jetzt dieses Jahr im Fokus.

DOMRADIO.DE:  Wie nachhaltig kann diese Woche sein?

Welz: Uns ist es wichtig, etwas zu machen, was wirklich passiert. Es wird Müll gesammelt. Wir haben eine Fahrradtour am Freitag, wo wir verschiedene Stationen in der Stadt abfahren, wo Inseln für Bienen geschaffen wurden. Es gab auch schon eine Veranstaltung Ende April, während der wir wirklich Pflanzgefäße für die Bienen gebaut haben. Es ist schon was passiert. So gibt es schon vereinzelte Inseln, an denen sich Bienen und alle anderen Pollenträger erfreuen können. Das ist jetzt über die Stadt verteilt. Das heißt, es ist schon etwas gewachsen, was jetzt in dieser Woche wieder zum Zentrum der Aufmerksamkeit wird. Und wir möchten einfach schauen, dass es dann noch weitergehen kann.

DOMRADIO.DE: Zum Beispiel die Frage: Welches Besteck und welche Teller nehme ich auf dem Pfarrfest?

Welz: Ja genau, das könnte es sein. Jetzt kommt demnächst in Zusammenarbeit mit dem Diözesanrat eine Broschüre heraus - "FairGemeinde". Da geht es darum, Ökosoziales zu beschaffen und da geben wir entsprechende Hinweise, wie man das machen kann. Das ist jetzt ein Startschuss mit dieser Broschüre, aber nachher werden wir es auch weiter digital gepflegt, um den Menschen konkrete Beispiele zu präsentieren.

DOMRADIO.DE: Sehen Sie es auch als Aufgabe der Kirche und der Bistümer hier in gewisser Weise eine moralische Instanz zu sein?

Welz: Ich weiß nicht, ob man das sein müsste. Ich glaube, wenn die Leute verstehen, dass etwas getan werden muss und dass man das aus freien Stücken tun kann, ist schon Einiges erreicht. Ich glaube, das Wichtige ist, dass es eine Motivation gibt, die aus den Personen selbst herauskommt. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, weil die Hinweise oder die Möglichkeiten, die wir zeigen, Dinge sind, die man im Alltag ganz normal und einfach fortführen kann.

Das Gespräch führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR