Wie gefährlich Hornissen wirklich sind

Friedliche Brummer?

Sie gilt ein bisschen als die "große Schwester" der Wespe: die Hornisse. Ist sie deshalb auch gefährlicher? In den vergangenen Wochen häuften sich Meldungen von Hornissenattacken auf Menschen. Der Naturschutzbund räumt mit Vorurteilen auf.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Sind Hornissen denn wirklich angriffslustig?

Melanie von Orlow (Naturschutzbund Berlin): Nein, das sind sie im Regelfall überhaupt nicht. Wenngleich wir natürlich jedes Jahr – das haben wir übrigens auch mit Wespen – Zwischenfälle zu beklagen haben. Häufig eigentlich erst im September, in diesem Jahr einen Tick früher.

DOMRADIO.DE: Was passiert denn in diesen Fällen, in denen von Hornissenattacken in den Medien berichtet wird? Sind die Menschen da in der Nähe des Nestes gewesen?

von Orlow: Relativ häufig geht einer Attacke eine Störung voraus. Manchmal ist es Vandalismus durch Bürger oder auch der Versuch der Nest-Beseitigung. Manchmal sind es aber einfach auch nur Wildtiere, die dem Nest zu nahe gekommen sind.

Um diese Zeit ist die alte Königin oft nicht mehr ganz so fit. Es gibt nicht mehr so viel im Nest zu tun. Und die alten Arbeiterinnen haben nur eine Aufgabe, nämlich sicherzustellen, dass der Nest-Erfolg garantiert wird – sprich, Königinnen und Männchen ausfliegen dürfen.

Dann werden leider manchmal auch harmlose Rentner für eine Bedrohung gehalten oder Sportgruppen, die vorbeilaufen.

DOMRADIO.DE: Hornissen sind größer als Wespen. Deshalb machen Sie manchen Menschen auch mehr Angst. Kann man denn sagen, dass die Stiche der Hornissen auch gefährlicher sind als zum Beispiel die der Wespen?

von Orlow: Nein eigentlich nicht. Tatsächlich würde ich es eher umgekehrt sehen, weil leider die Deutsche und die Gemeine Wespe – die Arten, die jetzt aktiv sind – gerne an Aas gehen. Das kann bei Stichen manchmal zu bösen Infektionen führen. Ansonsten sind sich die Stiche in der chemischen Zusammensetzung ziemlich ähnlich.

Auch die Behandlungen kann man analog nehmen. Die berühmte Mär von sieben tödlichen Stichen beim Pferd, ist natürlich Unfug.

DOMRADIO.DE: Wie können Menschen denn Zwischenfälle mit Hornissen zukünftig vermeiden?

von Orlow: Grundsätzlich sollten Nester, die bekannt sind, mit Flatterband markiert werden. Das gilt auch für Nester, die bisher ungestört waren und irgendwo unbekannt im Wald am Wegesrand waren. Auch die könnten plötzlich zum Problem werden. Wer so etwas entdeckt, sollte seine Mitbürger darauf hinweisen und das Nest einfach umspannen.

DOMRADIO.DE: Wenn man in einen Schwarm oder in eine Gruppe von Hornissen gerät – wie verhält man sich am besten, um da gut rauszukommen?

von Orlow: Instinktiv macht man ja genau das richtige: Man rennt los. Man vergrößert den Abstand zum Nest. Im Regelfall sind solche Attacken nur auf den engsten Nest-Radius von vielleicht zwei, drei, maximal vier Metern beschränkt. Dann lassen die Hornissen ab und fliegen wieder zurück.

Man sollte auf jeden Fall in den Schatten rennen und nicht in die grelle Sonne. Dann haben sie es etwas schwerer, einem zu folgen.

DOMRADIO.DE: Zuletzt war auch immer mal wieder im Gespräch, dass die Asiatische Hornisse über Frankreich nach Deutschland gelangt ist und diese gefährliche Krankheiten übertragen kann. Was ist da dran?

von Orlow: Da ist gar nichts dran. Sie ist zwar 2014 hier angekommen, aber sie hat sich nicht weiter unangenehm in Erscheinung gebracht.

Die Nester, die es gibt, sind zwar teilweise sogar wesentlich größer als die unserer heimischen Hornisse, doch sie werden im Regelfall sehr weit oben in Baumwipfeln angelegt. Und da bleiben sie oft sehr lange unerkannt. Erst beim herbstlichen Laubfall entdeckt man plötzlich diese riesigen Teile im Baum. Bisher haben wir zu diesen Hornissen eigentlich keine Probleme gemeldet bekommen.

DOMRADIO.DE: Wie lange sind die Hornissen im Jahr aktiv? Wie lange muss man noch auf der Hut sein?

von Orlow: Der September ist sicherlich der kritischste Monat. Im Oktober dagegen merkt man nicht mehr sehr viel davon. Spätestens Ende Oktober ist eigentlich Schicht im Schacht und dann ist es vorbei mit den Hornissen.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR