Bonner Schüler sprechen live mit Astronaut Alexander Gerst

"Alles Gute aus dem All"

400 Höhenkilometer Distanz - und trotzdem steht Astronaut Alexander Gerst den Schülern des erzbischöflichen Kardinal-Frings-Gymnasiums live Rede und Antwort. In zehn Minuten versuchen sie, möglichst viel über das Leben im All zu erfahren.

Autor/in:
Nadine Vogelsberg
Alexander Gerst in der ISS / © ESA/NASA (dpa)
Alexander Gerst in der ISS / © ESA/NASA ( dpa )

"Delta Papa Null India Sierra Sierra from Delta Lima Null Lima. Do you copy? Over." Sieben Mal müssen die Schüler des Bonner Kardinal-Frings-Gymnasiums diesen Satz ins All funken, ehe endlich, nach gut zwei Minuten die ersehnte Antwort erfolgt: "I copy you loud and clear - ich höre euch klar und deutlich", sagt Alexander Gerst, der seit dem 6. Juni auf der internationalen Raumstation ISS die Erde umrundet. Seine aktuelle Mission "Horizons" ist für Gerst bereits der zweite Ausflug ins All. 2014 hatte er an der Mission "Blue dot" teilgenommen.

Abgeschnitten von der Welt ist er bis zu seiner geplanten Landung im Dezember aber keineswegs. Unter anderem spricht der promovierte Geophysiker und Astronaut mit Schülern von 15 Schulen. Eine davon ist an diesem Dienstagvormittag das erzbischöfliche Gymnasium in Bonn, wo die Schüler zu diesem Anlass eigens bedruckte T-Shirts tragen.

Begrenzter Funkkontakt

Viel Zeit für eine solche Unterhaltung bleibt aber nie, denn der Funkkontakt zur Erde ist nur begrenzt möglich - jeweils solange Gerst in Reichweite der entsprechenden Antennen ist. Meistens heißt das: solange wie die ISS über Deutschland fliegt. Im All braucht man dazu gerade einmal elf Minuten.

Also stellen die Schüler schnell die erste Frage, die vorbereitet haben: "Wie haben Sie es geschafft, zuerst als Astronaut und dann sogar als Kommandant ausgewählt zu werden? Over." Gerst nimmt sich mit seiner Antwort ein wenig mehr Zeit und sendet zunächst einmal "alles Gute aus dem All" nach Bonn.

Dann wendet er sich der eigentlichen Frage zu - auch, wenn er erklärt, selbst nicht zu wissen, wie es ihm eigentlich gelungen sei. Er habe aber schlicht immer das getan, was er wirklich wollte, und so habe ihn sein Weg beinahe zufällig zu diesem Beruf geführt, so Gerst. Es folgen Fragen zum Alltag im All und zur Forschung, die Gerst dort betreibt.

Auf der ISS gibt es verschiedene Forschungsprojekte. So testen die aus mehreren Ländern stammenden Astronauten beispielsweise neue Technologien oder die Lernfähigkeit des menschlichen Gehirns in puncto Schwerkraft. Bei manchen medizinischen Experimenten gibt Gerst sogar selbst das Versuchskaninchen.

Menschheit zusammengerückt

Doch er trägt nicht nur zum wissenschaftlichen Erfolg der Mission bei, er nimmt auch vieles für sich selbst mit. Er habe gemerkt, auf was für einer kleinen Insel man eigentlich lebe in diesem großen Kosmos, in dem man bestehen müsse. "Für mich ist die Menschheit zusammengerückt. Wir leben auf einem kleinen, kleinen Boot zusammen und wir müssen schauen, dass wir miteinander klar kommen", sagt Gerst den Schülern.

Eigentlich wollen die Schüler noch fragen, ob es für ihn schwieriger wird, an Gott und Religion zu glauben, wenn er die Welt von außen sieht. Doch nach gut zehn Minuten Unterhaltung wird das Rauschen in der Leitung immer lauter und die Stimme von Alexander Gerst immer leiser - die ISS hat die Reichweite der eigens auf dem Schuldach montierten Antennen verlassen. Den Applaus der versammelten Schülerschaft wird er vielleicht aber noch gehört haben.

Für weitere Fragen steht den Schülern im Anschluss aber auch Reinhold Ewald zur Verfügung. Der hatte 1997 knapp einen Monat auf der russischen Mir verbracht und kann sich bis heute an viele Details aus dieser spannenden Zeit erinnern.


Quelle:
KNA
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