Naturschutzbund will Abholzung des Hambacher Forsts verhindern

Kampf um das letzte Stückchen Wald

Seit Jahren droht dem Hambacher Forst weitere Abholzung für den Tagebau der RWE. Doch es gibt Gegenwehr, das letzte Stück Wald zu retten. Aus christlichen Motiven und mit dem Blick über den eigenen "Forst-Rand" hinaus.

Gefällte Bäume im Hambacher Forst, im Hintergrund ein Braunkohlebagger im Tagebau / © Marius Becker (dpa)
Gefällte Bäume im Hambacher Forst, im Hintergrund ein Braunkohlebagger im Tagebau / © Marius Becker ( dpa )

DOMRADIO.DE: Vergangenen Freitag hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erneut gegen den Hambacher Tagebau geklagt. Vorausgegangen war ein Streit darum, ob der noch verbliebene Rest des Waldes geschützt werden muss oder nicht. Klagt der BUND Ihrer Meinung nach zu Recht gegen den Braunkohle-Tagebau?

Lutz Braunöhler (Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen): Meines Erachtens klagt er mit vollem Recht. Die Sache muss nochmal vom Verwaltungsgericht in Köln aufgerollt werden. In dem vorausgegangenen Verfahren hat das Verwaltungsgericht mit einem Vergleichsvorschlag die Richtung schon vorgegeben und der RWE und der Landesregierung einen guten und goldenen Weg gezeigt, wie man aus der Sache ohne Gesichtsverlust wieder rauskommt. Ich verstehe auch nicht, weshalb RWE diesen Weg nicht geht, denn die weitere Verstromung von fossilen Brennstoffen ist so klimaschädlich – das wissen wir ja alle.

DOMRADIO.DE: Laut BUND wurde ein RWE-Gutachten von der zuständigen Bergbehörde anerkannt, auf der anderen Seite ignoriert die Behörde offenbar ein Gutachten, das von den Naturschützern in Auftrag gegeben wurde. Geht es da bei den Entscheidungen über den Hambacher Forst fair zu?

Braunöhler: Ich habe nicht den Eindruck, dass es da fair zugeht. Denn, wenn man bedenkt, dass die Quintessenz dieses RWE-Gutachtens letzten Endes ist, dass der verbliebene Rest des Hambacher Forstes nicht mehr schützenswert sei, dann ist das ja absurd. Man muss sich fragen, wer dafür verantwortlich ist, dass da nur noch so ein kleiner Rest vorhanden ist. Und dieser ist gleichwohl schützenswert – das weisen auch andere gutachterliche Stellungnahmen deutlich aus.

DOMRADIO.DE: Wir Christen haben ja einen besonderen Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Ist das auch der Grund, warum Sie sich persönlich beim Thema Umweltschutz engagieren?

Braunöhler: Das ist sicherlich der Ansatz, den wir immer verfolgt haben. Bewahrung der Schöpfung ist ja auch Ausdruck bei den Pariser Klimaverhandlungen. Und unsere Maßnahmen, die wir ergreifen, mit dem starken Verbrauch von Energie von fossilen Brennstoffen führt auch dazu, dass Menschen in der Dritten Welt beeinträchtigt werden, stärker noch als wir hier. Die können sich nicht wehren. Für diese Menschen haben wir aber auch eine soziale Verantwortung. Und diesen Denkansatz müssen wir konsequent weiterverfolgen, um die Klimaschutzziele erreichen zu können.

DOMRADIO.DE: Erwarten Sie bei dem Streit um dieses Waldgebiet, dass sich die Kirche oder auch Laienorganisationen stärker einmischen?

Braunöhler: Ja, vor allem öffentlichwirksam einmischen. Es gibt viele Gruppierungen, die dafür streiten, die müssen nicht immer kirchlich angebunden sein. Aber die Kirche hat immer noch einen großen Einfluss und ein deutliches Gewicht in der politischen Landschaft. Deswegen finde ich es wichtig, dass sich insbesondere die Laienorganisationen weiterhin dafür stark machen, aber auch, dass sich Bischöfe positionieren. Auch das ist sehr wichtig.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Lutz Braunöhler, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen / © Thomas Hohenschue (kibac)
Lutz Braunöhler, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen / © Thomas Hohenschue ( kibac )
Quelle:
DR