Eine Million Russen fordern Abtreibungsverbot

Offensive gegen staatliche Unterstützung

Russlands Abtreibungsgegner gehen in die Offensive. Sie übergaben an diesem Dienstag in Moskau dem Kreml nach eigenen Angaben mehr als eine Million Unterschriften für ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen.

Schwangere Frau / © Michaela Begsteiger (epd)
Schwangere Frau / © Michaela Begsteiger ( epd )

Die Petition der Bürgerinitiative "Für das Leben" fordert von Staatspräsident Wladimir Putin zugleich mehr staatliche Unterstützung für schwangere Frauen und Familien.

Eine der höchsten Abtreibungsraten weltweit

Zu den Unterzeichnern gehören neben dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und Bischöfen auch Schauspieler, Sportler und Politiker. Russland hat eine der höchsten Abtreibungsraten weltweit.

Die Regierung betont jedoch, dass die Zahl der registrierten Schwangerschaftsabbrüche in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sei. Abtreibungen sind in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen erlaubt, in Ausnahmefällen auch danach.

Staatlichen Statistiken zufolge wurden in Russland zuletzt jährlich rund 850.000 Embryos abgetrieben. Auf 100 Geburten kommen demnach etwa 50 Schwangerschaftsabbrüche. Abtreibungsgegner zweifeln diese Zahlen an. Sie schätzen die tatsächliche Zahl der Schwangerschaftsabbrüche auf mindestens doppelt so hoch, unter anderem weil nur staatliche Kliniken Abtreibungen meldeten.

Orthodoxe Pfarreien sammeln Unterschriften

Seit Frühjahr 2016 hatten landesweit Freiwillige und orthodoxe Pfarreien Unterschriften für die Petition gesammelt. Der Petitionstext ist mit der Kirchenkommission für Familien, Mutterschaft und Schutz der Kinder abgestimmt. Auch der Interreligiöse Rat, dem Spitzenvertreter der orthodoxen Kirche, des Islam, Judentums und Buddhismus angehören, verlangte ein Ende der staatlich finanzierten Abtreibungen.


Quelle:
KNA