Grünen-Politikerin Höhn zieht erste Bilanz

"Nationale Pläne müssen ehrgeiziger werden"

Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen geht heute in Bonn zu Ende – Experten und Umweltschützer ziehen eine gemischte Bilanz. Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn macht im domradio.de-Interview vor allem zwei wegweisende Aspekte aus. 

UN-Klimakonferenz 2017 in Bonn / © Rolf Vennenbernd (dpa)
UN-Klimakonferenz 2017 in Bonn / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

domradio.de: Es ging ja hier in Bonn darum, das festzuzurren, was in Paris beschlossen wurde. Ist man da vorangekommen? 

Bärbel Höhn (Grünen-Politikerin & Mitglied der deutschen Delegation): Es ist ja keine ganz große Konferenz, sondern eine technische. Aber ich glaube, sie hat zwei ganz wichtige Aspekte: Der erste Punkt ist, dass wir immer mehr in die Umsetzung der sogenannten nationalen Pläne gehen. Und, dass wir jetzt mit den erneuerbaren Energien auch eine Alternative haben. Es stimmt mich schon sehr optimistisch, dass mittlerweile zwei Drittel der Neuinvestitionen im Bereich Energie in erneuerbare Energien gehen.

Der zweite Punkt ist: Dadurch, dass wir die Präsidentschaft von Fidschi haben, sind gerade die Staaten im Fokus, die besonders unter dem Klimawandel leiden. Das heißt, die Folgen, die Schäden und die Vorsorge rücken mehr in den Mittelpunkt. Das sieht man zum Beispiel jetzt auch an der Klage des Bauern aus Peru gegen RWE. Ich glaube, solche zivilrechtlichen Klagen werden mehr werden und die Umsetzung von CO2-Reduktion in den Ländern wird sich verbessern.

domradio.de: Jetzt gab es aber auch Stimmen, die sagen: Die eigentliche Präsidentschaft hatte Deutschland und nicht Fidschi, denn gerade das Thema Klimagerechtigkeit stand zu wenig auf der Tagesordnung.

Höhn: Fidschi hat das Thema praktisch auf die Tagesordnung draufgesetzt. Insofern ist auch in den Delegationen viel mehr darüber geredet worden als früher. Eigentlich wissen alle, dass dieser Punkt immer wichtiger wird. 

domradio.de: Im kommenden Jahr steht die nächste Klimakonferenz in Polen an. Dort soll dann tatsächlich der Entwurf finalisiert werden, der in Bonn entstanden ist. An welchen Schrauben muss denn da noch gedreht werden?

Höhn: Ganz wichtig ist, dass es in Polen jetzt darum geht, dass die nationalen Pläne ehrgeiziger werden. Wir haben ja festgestellt, dass man nicht weit genug kommt, wenn man alle nationalen Pläne zusammenrechnet. Dann sind wir eben nicht bei einer Zwei-Grad-Erwärmung, sondern bei über drei Grad. Also, wir sind weit davon entfernt, dass wir zufrieden sein können. Jetzt sollen die Länder in Polen ehrgeizigere Pläne auf den Tisch legen.

Nun ist Polen nicht unbedingt ein Land, das beim Thema Klimaschutz total vorneweg geht. Das ist ein bisschen schade. Aber vielleicht können wir das Land auch ein Stück auf einen anderen Weg bringen, damit, dass es jetzt das dritte Mal innerhalb kürzester Zeit die Präsidentschaft einer Klimakonferenz innehat. 

domradio.de: Der Delegationsleiter des Vatikan hat schon durchblicken lassen, dass es vielleicht auch möglich wäre, dass der Papst zur Konferenz nach Polen kommt. Was würde Sie davon halten? 

Höhn: Das fände ich sehr gut, weil der Papst sich ja sehr positiv mit Blick auf Klimaschutz geäußert hat. Und er kann ja die Leute auch wirklich anspornen. Ich glaube, das könnte ein ganz positives Zeichen sein.

Das Interview führte Jann-Jakob Loos.


Bärbel Höhn (dpa)
Bärbel Höhn / ( dpa )
Quelle:
DR