Appelle zum Klimagipfel

"Stimme erheben für die Ärmsten"

In Bonn beginnt heute die Weltklimakonferenz. Vertreter von 197 Ländern verhandeln über die globale Verantwortung für den Klimaschutz, mit dem Ziel das Pariser Abkommen mit Leben zu füllen und auszubauen.

Riff vor den Fidschi-Inseln (Gastgeber der Weltklimkonferenz)  / © Christoph Sator (dpa)
Riff vor den Fidschi-Inseln (Gastgeber der Weltklimkonferenz) / © Christoph Sator ( dpa )

Fidschis Premierminister, Frank Bainimarama, fordert zum Start des 23. UN-Klimagipfels (COP23) eine große Koalition der Regierungen, Zivilgesellschaften und aller Menschen. "Wo immer wir leben, wir sind alle gefährdet und müssen handeln", sagte am Sonntag der Regierungschef, dessen Land die Präsidentschaft des Gipfels in Bonn übernimmt. Auf der Konferenz solle ein Kanu von den Fidschis, ein sogenanntes "Drua", die Teilnehmer an die Notwendigkeit erinnern, "das Segel mit kollektiver Entschlossenheit zu füllen, um COP23 zu einem Erfolg zu machen und die größte Herausforderung für die Menschheit zu bewältigen".

Auch weitere Politiker und Organisationen äußerten ihre Erwartungen an die Weltklimakonferenz und den Umweltschutz. Entwicklungsminister Gerd Müller erklärte, die Erde ertrage "sehr viel Mensch". Allerdings nur dann, wenn der Mensch verantwortungsvoll mit den Ressourcen umgehe. "Wir dürfen den Planeten nicht an den Rand der Apokalypse führen."

Von Klimafolgen bis Wirtschaft

Grünen-Fraktionsvorsitzender Anton Hofreiter sagte: "Die Situation von Fidschi, das als pazifischer Inselstaat durch den klimabedingten Meeresanstieg in seiner physischen Existenz bedroht ist, zeigt in dramatischer Weise, welche realen Konsequenzen die Erhitzung des Planeten jetzt schon hat." Es gehe um die Schaffung von Transparenz, "damit Tricksereien und Vertuschung beim Berechnen der Emissionen verhindert werden". Außenminister Sigmar Gabriel erklärte, Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg müssten keine Gegensätze sein. "Nur wenn wir unter Beweis stellen, dass eine anspruchsvolle Klimapolitik nicht dazu führt, dass Arbeitsplätze und industrieller Erfolg darunter leiden, werden uns andere Länder folgen", sagte er der "Bild am Sonntag".

Das katholische Hilfswerk Misereor unterstrich auf Twitter, dass jeder in seinem Land verantwortlich handeln und von Politik und Wirtschaft konsequent die nötigen Schritte zum Klimaschutz einfordern müsse. "Wir müssen unsere Stimmen erheben für die Ärmsten, denn sie sind diejenigen, die schon heute stark unter den Folgen des Klimawandels leiden", wird Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon zitiert.

Aufforderung von Kardinal Woelki und Misereor-Geschäftsführer Bröckelmann-Simon

Gemeinsam mit dem Kölner Kardinal Woelki forderte Bröckelmann-Simon die Teilnehmer der Klimakonferenz auf, für den Schutz des Klimas zu kämpfen – "sowohl in Deutschland als auch vor Ort in den Ländern des globalen Südens". Der Kölner Erzbischof und der Geschäftsführer des kirchlichen Hilfswerks, machten auf Folgen des Klimawandels als Ursache für Flucht und Vertreibung aufmerksam. Klimawandel sei keine Bedrohung, er sei Realität, betonte Bröckelmann-Simon in Bonn. Weltweit seien allein im letzten Jahr 24 Millionen Menschen durch Naturkatastrophen zu Vertriebenen geworden.

Der Präsident der Päpstlichen Wissenschaftsakademie, Prof. Joachim von Braun, machte im domradio.de-Interview auf die gesundheitlichen Folgen aufmerksam. Man müsse Methan-, Ozon- und andere kurzlebige Umweltgase – nicht nur das CO2 – aus der Atmosphäre herausbekommen und die Smog-Situation in den Städten reduzieren, so der Agrarökonom. Der Klimawandel sei ein Gesundheitsproblem, nicht nur ein großes Umweltproblem.

"Reiche Länder müssen Versprechen erfüllen"

Jan Kowalzig vom Hilfswerk Oxfam appellierte an die reichen Länder, mehr als nur deutlich zu machen, "dass sie auf gutem Weg sind, ihre Versprechen zu erfüllen". Vielmehr sollten sie sich konkret dazu verpflichten, wesentlich mehr Hilfen für die Anpassung an die klimatischen Veränderungen bereitzustellen.

Der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Olaf Tschimpke, erklärte, Deutschland müsse seine verlorene Vorreiterrolle im Klimaschutz wieder einnehmen. "Unsere dreckigsten Braunkohlekraftwerke müssen schnell vom Netz, spätestens bis 2020", sagte er. Der Ko-Vorsitzende der Expertenorganisation Club of Rome und SPD-Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker erklärte im Deutschlandfunk, so zu tun, als hänge die deutsche Wirtschaft an der Fortsetzung des "Braunkohleunsinns", sei einfach falsch.


Quelle:
KNA , DR
Mehr zum Thema