Oxfam und Brot für die Welt appellieren an Teilnehmer der Weltklimakonferenz

Wenn Unwetter und Dürren Menschen entwurzeln

Mit Blick auf die am Montag beginnende Bonner Weltklimakonferenz fordert die Organisation Oxfam mehr Klimaschutzmaßnahmen. Brot für die Welt erwartet konkrete Finanzzusagen für arme Staaten, die besonders mit dem Klimawandel kämpfen.

Treibeis in der Arktis / © David Goldman (dpa)
Treibeis in der Arktis / © David Goldman ( dpa )

Oxfam appeliert außerdem an die Staaten, aus fossilen Energien auszusteigen, sowie mehr Unterstützung für ärmere Staaten zur Bewältigung des Klimawandels bereitzustellen.Wetterextreme zwingen Menschen aus ärmeren Ländern einem Bericht zufolge deutlich häufiger zur Flucht als Menschen aus reichen Staaten. Das Fluchtrisiko wegen extremer Unwetter, Stürmen oder Überschwemmungen sei in ärmeren Ländern fünffach höher, erklärte die Entwicklungsorganisation Oxfam unter Verweis auf ihren am Donnerstag veröffentlichten Bericht "Uprooted by Climate Change" (Entwurzelt durch den Klimawandel).

Dem Bericht zufolge mussten im Zeitraum von 2008 bis 2016 im Durchschnitt jährlich 14 Millionen Menschen aus ärmeren Ländern und damit 0,42 Prozent der dortigen Bevölkerung ihre Wohnorte fluchtartig verlassen, um Schutz vor Unwetterkatastrophen zu suchen. In reichen Ländern seien es knapp eine Million Menschen oder 0,08 Prozent der Bevölkerung gewesen.

Unwetter und Dürren zwingen zur Flucht

2016 zwangen plötzlich auftretende Unwetter insgesamt 23,5 Millionen Menschen in die Flucht, betonte Oxfam weiter. Menschen, die wegen sich längerfristig entwickelnden Extremwetterlagen, etwa infolge schwerer Dürren, ihre Wohnorte aufgeben mussten, seien in der Datenanalyse noch nicht berücksichtigt.

In dem Oxfam-Report wird den Angaben zufolge auch geschildert, wie Menschen der drohenden Vertreibung durch den Klimawandel begegnen. Im Pazifikstaat Fidschi seien etwa wegen des Zyklons Winston 2016 rund 55.000 Einwohner obdachlos geworden. Die ökonomischen Schäden beliefen sich laut Oxfam auf ein Fünftel der Wirtschaftsleistung des Landes. Im Inselstaat Kiribati ziehe die Regierung wegen steigender Ozeane und heftiger Stürme zudem Umsiedelungen in Betracht.

Appell an reiche Staaten

Unwetter seien nicht per se auf den Klimawandel zurückzuführen, betonte Oxfam weiter. Vielerorts werde ihr Auftreten infolge des menschengemachten Klimawandels aber wahrscheinlicher und heftiger. Gerade die reichen Länder müssten ärmere Länder deutlich stärker als bisher bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen und für Zerstörungen infolge des Klimawandels aufkommen, forderte die Entwicklungsorganisation.

"Brot für die Welt" fordert von der Staatengemeinschaft konkrete Finanzzusagen für die ärmsten Länder. Angesichts der Unwetter und Hurrikans in Amerika und Asien sowie der Dürre in Ostafrika müsse der UN-Klimagipfel ambitionierte Ergebnisse liefern, sagte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Donnerstag in Berlin. Dies gelte umso mehr, da US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen wolle.

Brot für die Welt: Forderung nach Ausstieg aus Kohleenergie

Alle Staaten tragen laut Füllkrug-Weitzel die Verantwortung, die Folgen der Erderwärmung gemeinsam zu stemmen und den bereits massiv betroffenen Menschen zu helfen. Als kleinen Lichtblick wertet "Brot für die Welt" die Klimarisikoversicherungen, für die sich Deutschland engagiert: Allerdings griffen diese Policen nur bei extremen Wetterereignissen und reichten deshalb nicht aus. Für Deutschland bedeute aktiver Klimaschutz den Ausstieg aus der Kohleenergie.

"Brot für die Welt" fordert auch weitere Zusagen auf der Klimakonferenz: "Geld ist wichtig, aber nicht genug: Der Verlust von Leben, Heimat, Identität oder Land infolge des Klimawandels hat kein Preisschild, aber einen hohen Wert", sagte Füllkrug-Weitzel. Deshalb sollten die europäischen Politiker endlich zeigen, dass sie es mit der Bekämpfung von Fluchtursachen ernst meinten.


Quelle:
epd
Mehr zum Thema