Klimaforscher und Papstberater warnt vor Trumps Klimapolitik

"Klimastabilisierung muss Thema bleiben"

Der deutsche Klimaforscher und Papstberater Schellnhuber warnt vor "desaströsen und unumkehrbaren Folgen" für die Welt, falls sich die USA unter Präsident Donald Trump aus den internationalen Klimaverhandlungen zurückzögen.

Folgen von Klimawandel und Industrie: Kinder tragen Trinkwasser kilometerweit nach Hause / © Hein Htet (dpa)
Folgen von Klimawandel und Industrie: Kinder tragen Trinkwasser kilometerweit nach Hause / © Hein Htet ( dpa )

Hans Joachim Schellnhuber erklärte, "es wäre tragisch, wenn die USA als Partner im internationalen Klimaschutz ausfielen - auch für das Land selbst, da Nordamerika von zunehmenden Wetterextremen besonders hart getroffen würde". Der Klimaforscher äußerte sich gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Schellnhuber gehört der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften an. Er stellte im letzten Jahr die Umwelt-Enzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus offiziell vor und berät auch Bundesregierung und EU.

Schmerzhafte Folgen

"Würde das Pariser Klimaabkommen nicht umgesetzt, würden wir die direkten Folgen erst in 20 oder 30 Jahren spüren - und später noch viel schmerzhafter", sagte Schellnhuber. Von Trump spräche dann allerdings niemand mehr, die Welt müsste sich mit den "desaströsen und unumkehrbaren Auswirkungen seiner Politik" eben abfinden.

Unter US-Klimaforschern herrsche blankes Entsetzen darüber, dass sich die USA vom Geist der Aufklärung verabschiedeten. "Darauf läuft es doch hinaus, wenn plötzlich die wissenschaftlichen Fakten nicht mehr als Entscheidungsgrundlage dienen sollen", sagte Schellnhuber. Heute sei es "der Reflex der frustrierten Mittelschichten, eigene Interessen in den Vordergrund zu stellen und die Rücksichtnahme auf künftige Generationen einfach zu ignorieren", kritisierte er.

"Temperaturanstieg muss unter zwei Grad bleiben"

Dieses Denken sei leider hoffähig geworden. "Und es brauchte Menschen wie Donald Trump, ihm ein Gesicht zu geben." Wider alle Vernunft sei die Menschheit auf dem Weg zurück in ein vordemokratisches Politikverständnis, in dem sich jeder selbst der Nächste sei. Aus Sicht des Klimaforschers müsse alles getan werden, um den Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf unter zwei Grad zu beschränken.

"Entweder wir dekarbonisieren (Anm. d. Red.: Einsatz von weniger Kohlenstoff in der Energiewirtschaft) in den nächsten Dekaden die komplette Weltwirtschaft, oder wir können alle Vorstellungen über eine Klimastabilisierung auf beherrschbarem Niveau vergessen", mahnte Schellnhuber. Es drohe ein fataler Verdrängungsprozess, wenn Klimaschutzpläne routinemäßig in die nächste Legislaturperiode geschoben würden oder Gewerkschaften jeden Arbeitsplatz in der Braunkohle verteidigten: "Niemand will die Zumutungen aussprechen, die notwendig wären, um das gemeinsame Ziel zu erreichen."


Klimaforscher und Papstberater Hans Joachim Schellnhuber / © Rainer Jensen (dpa)
Klimaforscher und Papstberater Hans Joachim Schellnhuber / © Rainer Jensen ( dpa )
Quelle:
KNA