Organisationen fordern schnelle Umsetzung von Klimazielen

Aufbruchstimmung nutzen

Ist die Erderwärmung zu stoppen? Zum Ende der 22. UN-Klimakonferenz in Marrakesch ziehen Hilfsorganisationen ein überwiegend positives Fazit - und blicken auf die kommende Weltklimakonferenz, die 2017 in Bonn stattfinden wird.

Regenwald im Amazonasgebiet in Gefahr / © Ralf Hirschberger (dpa)
Regenwald im Amazonasgebiet in Gefahr / © Ralf Hirschberger ( dpa )

Doch vor der Zukunft steht die Gegenwart: Das Pariser Klimaschutzabkommen müsse zunächst auch auf nationaler Ebene umgesetzt werden, fordern die Organisationen in Marrakesch. Hier sehen sie vor allem die reicheren Staaten in der Pflicht.

Welt rückt beim Klimaschutz zusammen

Für Hubert Weiger, den Vorsitzenden des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sind die Gipfel-Ergebnisse ein deutlicher Ruf nach engagierter Fortsetzung des Klimaschutz-Prozesses. "Die Welt rückt beim Klimaschutz zusammen, auch als Reaktion auf das Wahlergebnis in den Vereinigten Staaten von Amerika", sagte Weiger. In Marrakesch hätten alle Vertragspartner des Pariser Abkommens, inklusive der jetzigen US-Regierung, erklärt, in den nächsten zwei Jahren die Regeln zur Umsetzung des Vertrages festlegen zu wollen. Offen geblieben sei jedoch, was die Regierungen bis 2020 tun, um die CO2-Emissionen tatsächlich zu reduzieren.

Aufbruchstimmung nicht verflogen

Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt sieht "die Aufbruchstimmung von Paris ist nicht verflogen". Die Ankündigung von 47 Staaten aus den ärmsten Regionen, zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie zu setzen, sei ein wichtiges Signal an Industriestaaten und Investoren, dass die Zeit der Kohle vorüber sei, erklärte Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt.

Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel kritisierte, dass die Bundesregierung und andere Industrienationen den "unausweichlichen Schritt" zum Kohleausstieg noch immer hinauszögerten, während viele Entwicklungs- und Schwellenländer stärker auf klimafreundliche Energien setzen wollten. Das geplante Partnerschaftsprogramm, in dem Industriestaaten die ärmeren Nationen mit Geld, Beratung und Technik zur Erreichung ihrer nationalen Klimaziele (NDCs) unterstützen, sei aber ein entscheidender Fortschritt.

Zeit drängt

Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser sagte: "Jedem hier ist klar, dass die Zeit drängt, um die Menschen vor immer stärkeren Stürmen, Überflutungen und längeren Dürren zu schützen. Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas wird konkreter, und er wird sich weiter beschleunigen müssen." Deutschland müsse beim Klimaschutz den jüngsten Ankündigungen nun auch Taten folgen lassen.

Auch Angeline Munzara von der Organisation World Vision, sieht die reichen Staaten in der Pflicht für eine schnelle Umsetzung der Vereinbarungen: "Diejenigen, die die Hauptlast des Klimawandels tragen, können nicht darauf warten, bis die Industrieländer ihre Emissionen eindämmen. Die Menschen, die am heftigsten von Wetterkatastrophen betroffen sind, tun bereits viel, brauchen aber dringend Hilfe."

Kommende Weltklimakonferenz in Bonn

Zum Ende des Weltklimagipfels beschlossen die Delegierten der 197 Staaten, dass die 23. UN-Weltklimakonferenz im kommenden Jahr in Bonn stattfindet. Das teilte die Stadt Bonn mit. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) begrüßte die Entscheidung und erklärte, Bonn werde mit der Entscheidung als UN-Standort gestärkt. Die Klimakonferenz findet unter der Präsidentschaft von Fidschi statt. Man werde das Land bei der Vorbereitung des Gipfels unterstützen, erklärte Hendricks. Bonn war bereits 1999 und 2001 Gastgeber der Weltklimakonferenz.

Zugleich gab das Umweltministerium bekannt, dass das Global Landscapes Forum (GLF) in den kommenden vier Jahr in Bonn stattfinden wird. Das GLF ist ein Zusammenschluss von Vertretern aus Wirtschaft, Regierungen, Zivilgesellschaft und Anführer indigener Völker, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzen. Das GLF soll 2017 erstmals in Bonn tagen.


Bundesumweltministerin Barbara Hendricks / © Markus Nowak (KNA)
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA , epd