Kirchen und Hilfswerke fordern Handeln nach Klimaabkommen

"Wir alle stehen in der Pflicht"

Vertreter von Kirche und Hilfsorganisationen haben das Pariser Klimaschutz-Abkommen gewürdigt und auf eine gewissenhafte Umsetzung gepocht. Papst Franziskus ermahnte dazu, den vom Klimawandel besonders betroffenen Ländern zu helfen.

Weltklimavertrag: Die Klimaerwärmung stoppen (dpa)
Weltklimavertrag: Die Klimaerwärmung stoppen / ( dpa )

Franziskus betonte am Sonntag, die "gesamte internationale Gemeinschaft" müsse den nun eingeschlagenen Weg "im Zeichen einer immer tatkräftiger werdenden Solidarität mit Eifer fortsetzen". Zum Abschluss des Angelus-Gebets auf dem Petersplatz sagte der Papst, es müsse garantiert sein, dass insbesondere die "am leichtesten verwundbaren Bevölkerungen" hierbei berücksichtigt würden. Die Verwirklichung des Abkommens erfordere von jedem Einzelnen "eine einmütige Anstrengung und eine großherzige Hingabe".

Die Staatengemeinschaft hatte am Samstagabend in Paris ein neues internationales Klimaschutz-Abkommen verabschiedet. Die 196 Unterzeichnerstaaten wollen die Erderwärmung demnach auf deutlich unter zwei Grad begrenzen, möglichst sogar auf unter 1,5 Grad. Das Abkommen sieht einen Mechanismus zur Überprüfung und Anpassung der zugesagten nationalen Klimaschutz-Maßnahmen vor. Ferner wird den besonders bedrohten Ländern Unterstützung im Fall klimabedingter Schäden zugesichert.

Änderung des Lebensstils nötig

Paris sei erst der Anfang, betonte Erzbischof Ludwig Schick, der in der Deutschen Bischofskonferenz für weltkirchliche Fragen zuständig ist. "Wir alle stehen bei der Umsetzung der Klimaschutzziele in der Pflicht: um der Zukunft der Menschheit und der Bewahrung der Schöpfung willen", sagte er. Nötig sei eine Änderung von Wirtschafts- und Lebensstil.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete das Abkommen als große Ermutigung für diejenigen, die sich nicht mit dem Zustand der Welt zufrieden gäben, sondern sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung engagierten. Er würdigte zugleich das Eintreten vieler Menschen für den Klimaschutz im Vorfeld des Treffens.

Misereor warnt: "Nicht befriedigend"

Das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor warnte, der Vertrag werde für die am meisten vom Klimawandel betroffenen Gemeinschaften nicht befriedigend sein. Auch falle das Abkommen etwa beim Schutz der Menschenrechte oder in punkto Ernährungssicherung und Landnutzung hinter die Erwartungen zurück, sagte der Misereor-Experte für Umweltpolitik, Stefan Tuschen, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Nach Einschätzung der Kieler Klimaforschers Mojib Latif bleiben viele Fragen offen. Das Ziel der Dekarbonisierung, also einer Weltwirtschaft ohne fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas, spiele im Abkommen kaum eine Rolle, kritisierte der Träger des diesjährigen Deutschen Umweltpreises.

Mahnung zu mehr Nachhaltigkeit

Auch das Kolpingwerk und die Hilfsorganisation Care mahnten, die Regierungen müssten den Ausstieg aus den fossilen Energien beschleunigen. Nötig seien nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch technische Transfers, erklärte der Bundesvorstand des Kolpingwerks.

Auch im Hinblick auf die Verzahnung von Klimaschutz- und Entwicklungspolitik gebe es noch deutlichen Handlungsbedarf. Zudem sei jeder Einzelne gefragt, auf Nachhaltigkeit zu achten, etwa beim Energieverbrauch und der Müllentsorgung. Skeptisch äußerte sich ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Das Abkommen werde den weiteren Anstieg des Verbrauchs fossiler Brennstoffe nicht verhindern.


Quelle:
KNA