Monsun erschwert Wiederaufbau in Nepal

Wohnen und Lernen kaum möglich

100 Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal erschwert der beginnende Monsun den Wiederaufbau von Unterkünften. Das schlechte Klima in den Behelfsunterkünften fördere zudem Erkrankungen, heißt es von der Diakonie-Katastrophenhilfe.

Eine Frau steht am 01.06.15 in Kathmandu in Nepal auf einem Berg Schutt. (dpa)
Eine Frau steht am 01.06.15 in Kathmandu in Nepal auf einem Berg Schutt. / ( dpa )

Die Behelfsunterkünfte sind meist aus Holz und Planen, das sorge für schwere Erkrankungen wie Lungenentzündungen, sagte der Asien-Koordinator der Diakonie-Katastrophenhilfe, Michael Frischmuth, am Freitag. Bis die regulären Häuser wieder stehen, kann es noch dauern: "Die starken Regenfälle verhindern im Moment den Beginn des Wiederaufbaus von Häusern", so Frischmuth weiter.

"Es wird wohl rund fünf Jahre dauern, bis alle zerstörten Gebäude in Nepal wieder intakt oder neu errichtet sind", schätzt der Leiter des Kindernothilfe-Asienreferats, Jörg Denker. "Die größten Herausforderungen sind das schiere Ausmaß der Katastrophe und die schwierige Erreichbarkeit vieler Standorte."

Die Diakonie Katastrophenhilfe plant derzeit mit ihren lokalen Partnern den Bau von rund 500 erdbebensicheren Häusern für besonders betroffene Familien. "Das Zeitfenster zwischen Ende des Monsuns und Einsetzen von Kälte und Schnee im Winter ist vor allem in den Höhenlagen kurz", erklärte Frischmuth.

Kinder brauchen Schulgebäude und psychosoziale Betreuung

Viele Helfer sorgen sich zudem um die Situation von Kindern in den betroffenen Gebieten. Nach Angaben der Kindernothilfe haben noch immer 370.000 Kinder keinen sicheren Zugang zum Schulunterricht. Die Organisation will sich daher beim Wiederaufbau auf Schulgebäude konzentrieren. Wichtig sei auch die psychosoziale Betreuung.

"Wir beobachten schon jetzt deutliche Unterschiede im Verhalten der Kinder, je nachdem, ob sie Möglichkeiten hatten, ihre schlimmen Erlebnisse gut zu verarbeiten oder nicht - diejenigen, die es nicht konnten, neigen etwa zu Gewaltausbrüchen", erläutert die Psychologin Nadia Rabah von der Kindernothilfe-Partnerorganisation Amurt. Häufig sind Mädchen Opfer von Angriffen. "Langfristig drohen den Kindern posttraumatische Belastungsstörungen wie Depressionen sowie gravierende Entwicklungsprobleme." Außerdem seien Rückschläge bei der Bildung zu befürchten.

Die SOS-Kinderdörfer weltweit warnen vor verheerenden hygienischen Zuständen. Zu befürchten sei die Ausbreitung von Krankheiten wie Typhus und Cholera, teilte die Organisation in München mit. Derzeit benötigten die Menschen einen trockenen Platz zum Leben. Die SOS-Kinderdörfer betreuen darüber hinaus Kinder psychologisch.

Das Erdbeben vom 25. April 2015 gilt als die tödlichste Katastrophe in der Geschichte Nepals. Laut Regierung starben insgesamt 8.800 Menschen, rund 22.300 wurden verletzt. Über 3.000 Erdrutsche wurden seit dem Beben gezählt. Fast 600.000 Häuser sind nach Diakonie-Angaben zerstört, rund 280.000 beschädigt.


Quelle:
KNA