Ein eloquenter Pfälzer mit vielen Ideen für Renovabis

Der Mann mit dem Füller

Das Osteuropahilfswerk Renovabis bekommt erneut einen Hauptgeschäftsführer aus dem Bistum Augsburg. Doch eigentlich stammt Pfarrer Thomas Schwartz aus der Pfalz. Sein leutseliges Gemüt hat er sich bis heute bewahrt.

Thomas Schwartz / © Dieter Mayr (KNA)
Thomas Schwartz / © Dieter Mayr ( KNA )

Reden kann der Mann, gar kein Zweifel. Wenn Thomas Schwartz mal in Fahrt kommt, ist er in seinem Element. Das verbindet den Priester mit seinen eloquenten Freunden aus der Kabarettszene wie Bruno Jonas oder Ottfried Fischer. Und wer ihn hört, wie er höhere geistliche Würdenträger der katholischen Kirche imitiert, könnte sich den Hornbrillen-Träger mit hoher Denkerstirn durchaus auf einer anderen Bühne als im Kirchenraum vorstellen. Die Pfarrei Mering bei Augsburg war in den vergangenen elf Jahren sein Betätigungsfeld. Nun wechselt er auf den Freisinger Domberg zum kleinsten der katholischen Hilfswerke - zu Renovabis.

Als Hauptgeschäftsführer der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken für Mittel- und Osteuropa soll er künftig als Brückenbauer zwischen West und Ost agieren. Dass die Deutsche Bischofskonferenz mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken dieser Personalie zugestimmt hat, dafür ist der 57-Jährige dankbar. Denn so lasse sich sein Hobby Reisen künftig bestens mit seiner beruflichen Tätigkeit verbinden, merkt er lachend an. Da könne er viel sehen und vor allem noch viel mehr lernen.

Unfreiwilliger Wechsel

Beworben hat sich der gebürtige Pfälzer um den Job nicht: "Ich hätte gerne in der Pfarrei weiter gearbeitet, weil ich noch viele Projekte und Pläne hatte." Aber der Augsburger Bischof Bertram Meier hat ihn für die neue Aufgabe vorgeschlagen. Längst freut Schwartz sich auf diese und versichert, schon einige Ideen zu haben: "Mal schauen, was wir davon verwirklichen können." Schwartz ist im Studium gut herumgekommen. Münster, Augsburg und fünf Jahre Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom haben dafür gesorgt, dass er weithin vernetzt ist. Seine Doktorarbeit über das Gewissen in der Anthropologie und Ethik des Thomas von Aquin legte er in Freiburg ab.

Einige Jahre war er Hochschulseelsorger an der Universität Augsburg, später dort Professor für Angewandte Ethik und seit 2014 Honorarprofessor für Wirtschafts- und Unternehmensethik. Das Lesen von Bilanzen hat er gelernt. "Compliance" ist für ihn kein Fremdwort, sondern er weiß, dass, wo viel Geld zur Unterstützung fließt, die Augen vor einer möglichen Korruption nicht verschlossen werden dürfen. Er sieht sich aber nicht als Einzelkämpfer, sondern weiß ein gutes Team mit erfahrenen Fachleuten an seiner Seite für die Zusammenarbeit mit den Partnern in Osteuropa.

Glaubwürdiger Dialog

Plattformen für Verständigung schaffen, genau zuhören und nicht besserwisserisch auftreten, lautet sein Mantra. In einem kirchlichen Hilfswerk, das keiner politischen Agenda verpflichtet ist, sieht Schwartz beste Voraussetzungen für einen glaubwürdigen Dialog. Gerade weil die Kirche nicht immer ein bedeutender Faktor des öffentlichen Lebens in den Ländern Mittel- und Osteuropas sei, könne sie dort als unbeteiligte Vermittlerin bei Konflikten agieren. Fünf Sprachen spricht der Priester, eine slawische ist nicht dabei. Hier setzt er auf die universelle Sprache des Herzens, des Glaubens und der Menschlichkeit. "Die kann man weltweit verstehen."

Wenn ihm Zeit bleibt, spielt Schwartz Badminton. Nach mehreren Verletzungen soll es bald wieder losgehen. Ansonsten geht er gern ins Kino oder in die Oper. Als Lektüre bevorzugt er soziologische und politik-theoretische Bücher - und schreibt auch begeistert welche. Mit dem Astrophysiker Harald Lesch hat er zuletzt "Unberechenbar. Das Leben ist mehr als eine Gleichung" veröffentlicht. Zusammen sind sie für TV-Produktionen auch mehrmals vor der Kamera gestanden.

Vorträge und Bücher schreibt Schwartz mit der Hand. "Das ist mein Urlaubsvergnügen." Dafür hat der Priester dann Kladden mit leeren Seiten dabei, die es zu füllen gilt. Kommt ihm bei Nacht ein Gedanke, steht er auf und notiert diesen mit dem Füller. Das "Haptische" sei ihm wichtig, da müsse man konzentrierter arbeiten - auch wenn ein Computer am Schreibtisch nicht fehlt. Einige solcher andersartigen Tagebücher stehen schon in seinen Regalen. Angesichts der Herausforderungen bei Renovabis werden es bestimmt bald noch mehr sein.

Barbara Just


Quelle:
KNA