Das Hilfswerk Renovabis ist eine Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit Osteuropa. Es wurde 1993 auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von den deutschen Bischöfen gegründet.
Seither gibt es jedes Jahr eine mehrwöchige bundesweite Aktion. Sie endet jeweils am Pfingstsonntag mit einer Kollekte in den katholischen Gottesdiensten in Deutschland. Der lateinische Name des Hilfswerks geht auf einen Bibelpsalm zurück und bedeutet "Du wirst erneuern".
Die Organisation mit Sitz in Freising bei München unterstützt Projekte zur Erneuerung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in den ehemals kommunistischen Ländern. Renovabis vermittelt Partnerschaften und will darauf hinwirken, "dass Menschen in Ost und West voneinander lernen, miteinander glauben und so eine vertrauensvolle Nachbarschaft entsteht".
Seit der Gründung hat Renovabis nach eigenen Angaben mit 715 Millionen Euro fast 23.000 Projekte finanziert. Das Spektrum reicht von kirchlich-seelsorglichen über sozial-karitative Projekte bis hin zu Bildungs- und Medienvorhaben. Im Vordergrund steht die Hilfe zur Selbsthilfe. Renovabis trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. (kna)
11.09.2020
Corona hat die Welt in eine Krise gestürzt. Auch die Kirche steht vor neuen Herausforderungen, in Osteuropa vor anderen als im Westen des Kontinents. Dies wurde beim virtuellen Renovabis-Kongress deutlich.
Ein Virus hat den Globus im Griff. Der dreitägige Kongress des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis musste deswegen ins Internet ausweichen. Zugleich stellte er den Umgang mit der Pandemie inhaltlich ins Zentrum von insgesamt sieben Online-Foren seit Dienstag.
Haben die Kirchen zu viel oder zu wenig getan?
Haben die Kirchen zu viel oder zu wenig getan, vor allem in der Phase des Lockdowns? Diese Frage wurde auch schon in Deutschland kontrovers diskutiert, vor allem, nachdem die frühere Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sich mit dem Vorwurf meldete, die Kirchen hätten in der Krise Hunderttausende Menschen allein gelassen. "Kleinmütig und fantasielos" hätten sie reagiert, pflichtete ihr der Publizist Heribert Prantl bei, während Bischöfe und Seelsorger entschieden widersprachen.
Die in Linz lehrende rumänische Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar erforscht derzeit, wie sich die Pandemie auf Kirchgänger ausgewirkt hat, vor allem in Osteuropa. Damit die Menschen psychisch und mental einigermaßen gut durch die Krise kommen, hätten sich Verantwortliche in der Kirche einiges einfallen lassen, lautet einer ihrer Befunde, die sie beim Kongress vortrug. Jedoch habe die Kirche ihren Mitgliedern weitgehend den Eindruck vermittelt, mit Online-Streams sei es getan. Doch das sei eindeutig zu wenig. Aus Sicht der Betroffenen sei die Kirche zu passiv gewesen. Sie hätte den Menschen schneller und konkreter zur Seite stehen müssen, so Csiszar.
Eine lautstärkere Positionierung in der kontinentalen Debatte hätte sich auch der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold gewünscht. Der Protestant wirbt schon länger für einen europäischen Kirchentag.
Kardinal Hollerich ruft zu Solidarität auf
Der Präsident der katholischen EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, rief in einer Videobotschaft die EU-Länder zur Solidarität in der Pandemie auf. "Die Krise hat uns gezeigt, dass wir sterblich sind, und viele Menschen sind in Armut gefallen." Hollerich nannte die EU eine Schicksalsgemeinschaft. In dieser sei das Wohlergehen des einen wichtig für den anderen. "Wir müssen wieder lernen zu teilen."
In Osteuropa wird die Krise anders wahrgenommen als im Westen, wie Csiszar deutlich machte. Das Lebensgefühl der Bevölkerung sei davon nur wenig berührt worden. Von starken Einflüssen spreche nur etwa ein Drittel der Gläubigen in Osteuropa, während es in Westeuropa etwa jeder Zweite sei. Die Wissenschaftlerin erklärte das damit, dass sich die Osteuropäer gefühlt ständig im Krisenmodus befänden. Die Pandemie sei nur verschärfend hinzugekommen.
Alarmierend klang indes ein weiteres Forschungsergebnis von Csiszar: Die Kirche sei in östlichen Ländern Europas oft an der Verbreitung von Verschwörungstheorien beteiligt gewesen. "Priester waren sich nicht zu schade, bei Facebook und Instagram diese Gedanken ungefiltert weiterzugeben." Es habe sich vielerorts die Meinung verbreitet, mit dem Virus und den Maßnahmen hätten Regierungen das bewerkstelligt, was der Kommunismus nicht geschafft habe: die Kirchen zu schließen.
Bei kirchlichen Veranstaltungen wie Gottesdiensten und Wallfahrten seien Hygienevorgaben häufig missachtet worden. Die Gläubigen hätten diese für sich als vom Staat unbeeinflussten Freiraum verstanden.
Auswertung digitaler Angebote der Kirchen
Bei der Auswertung digitaler Angebote der Kirchen zeichnete sich beim Kongress ein ähnliches Bild ab, wie es die deutsche Debatte schon gezeigt hat. Die Gemeinden in Osteuropa hätten dadurch mehr, weibliche, jüngere, besser ausgebildete und auch ortsfremde Menschen erreicht, sagte Denes Kiss vom Institut für religiöse Studien in Cluj (Rumänien).
Hubertus Schönemann, Leiter der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz in Erfurt, relativierte diese Erkenntnis. Durchschnittlich verfolgten die Menschen gestreamte Gottesdienste nur siebeneinhalb Minuten lang, erklärte er. Das Internet dürfe nicht das einzige Mittel sein, um sich zu vernetzen und Menschen mit religiösen Angeboten zu versorgen, hieß es in der anschließenden Diskussion.
Das Hilfswerk Renovabis ist eine Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit Osteuropa. Es wurde 1993 auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von den deutschen Bischöfen gegründet.
Seither gibt es jedes Jahr eine mehrwöchige bundesweite Aktion. Sie endet jeweils am Pfingstsonntag mit einer Kollekte in den katholischen Gottesdiensten in Deutschland. Der lateinische Name des Hilfswerks geht auf einen Bibelpsalm zurück und bedeutet "Du wirst erneuern".
Die Organisation mit Sitz in Freising bei München unterstützt Projekte zur Erneuerung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in den ehemals kommunistischen Ländern. Renovabis vermittelt Partnerschaften und will darauf hinwirken, "dass Menschen in Ost und West voneinander lernen, miteinander glauben und so eine vertrauensvolle Nachbarschaft entsteht".
Seit der Gründung hat Renovabis nach eigenen Angaben mit 715 Millionen Euro fast 23.000 Projekte finanziert. Das Spektrum reicht von kirchlich-seelsorglichen über sozial-karitative Projekte bis hin zu Bildungs- und Medienvorhaben. Im Vordergrund steht die Hilfe zur Selbsthilfe. Renovabis trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. (kna)