Renovabis hilft mit Pfingstaktion 2020 der Ukraine

"Der Krieg wirft das ganze Land zurück"

Für seine Pfingstaktion hat das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis dieses Jahr erstmals einen Länderschwerpunkt gewählt; die Ukraine. Hauptgeschäftsführer Christian Hartl über die Gründe für die Wahl und die Situation vor Ort.

Krieg in der Ostukraine / © Markiian Lyseiko (dpa)
Krieg in der Ostukraine / © Markiian Lyseiko ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es ist ja der erste Länder-Schwerpunkt einer Renovabis-Pfingstaktion. Wieso haben Sie sich in diesem Jahr für einen Schwerpunkt mit dem Land Ukraine entschieden? 

Pfarrer Dr. Christian Hartl (Hauptgeschäftsführer von Renovabis): Das hatte zunächst ganz praktische Gründe. Zum ersten Mal haben ja weltkirchlichen Werke in diesem Kirchenjahr ein gemeinsames Jahresthema gewählt: Frieden stiften. Und dann haben wir überlegt: Was verbinden Menschen mit Renovabis - das heißt, mit Mittel- und Osteuropa und dem Thema Frieden. Da war unsere Vermutung, dass dann doch manche auch an die Ukraine denken, wegen des Krieges, der dort schon im sechsten Jahr herrscht. 

DOMRADIO.DE: Der Ukraine-Konflikt erschwert ja das Leben dort weiterhin sehr extrem. Sie schreiben auf Ihrer Webseite, Frieden sei nicht nur die Abwesenheit von Krieg. Wie kann man sich denn die Situation dort vorstellen? 

Hartl: Zunächst sagen die Fakten ja eindeutig, dass schon mehr als 13.000 Kriegsopfer zu beklagen sind. Und es sind ja nicht nur Menschen, die dort vor Ort gelebt haben, sondern es sind Soldaten aus dem ganzen Land, die dort zum Einsatz kamen. Insofern betrifft es tatsächlich die ganze Ukraine. Dort im Osten, in der Pufferzone, gibt es existenzielle Nöte, etwa: Wie kommen die Leute überhaupt zu Lebensmitteln? Was ist mit den alten Leuten, die das Haus nicht mehr verlassen können, die isoliert sind? Was ist mit denen, die miterleben mussten, wie ihr Haus zerstört wurde, und vieles mehr.

Insofern haben wir dort in der Pufferzone über die dortige Caritas ganz konkrete Hilfestellungen ermöglichen können, zum Beispiel Suppenküchen, aber auch psychosoziale Betreuung oder Traumatherapie. Insgesamt muss man sagen, der Krieg wirft das ganze Land natürlich zurück. 

DOMRADIO.DE: Inwieweit verhindert denn auch die aktuelle Corona-Krise die Projektarbeit vor Ort? 

Hartl: Ich sage immer: Die Ukraine kämpft jetzt an zwei Fronten. Einerseits ist es diese kriegerische Auseinandersetzung, andererseits kommen nochmal viele, viele Probleme durch die Corona-Krise hinzu; dass Menschen ihre Häuser nicht verlassen können, dass nicht so ein gutes medizinisches System besteht wie in Deutschland, dass keine soziale Absicherung da ist. Insofern sind es oft ganz banale Hilfen, die notwendig sind: dass man alten Leuten Essen bringt oder dass man die medizinische Ausstattung unterstützt. 

DOMRADIO.DE: Wenn man jetzt bei Ihnen spenden möchte, kann man das ja auch auf Ihrer Webseite online nachholen. Können Sie etwas dazu sagen, wie das angenommen wird? 

Hartl: Zunächst bin ich ein bisschen enttäuscht, weil ich die Hoffnung hatte, dass es schon mehr Leute nutzen würden. Stand Freitagmorgen war, dass wir 327 Überweisungen bekommen haben. Das zeigt, dass es praktikabel ist, dass es gut möglich ist. Aber wir hoffen natürlich und bitten um viel mehr Unterstützung. Wobei das natürlich auch durch Überweisungen geschehen kann oder ganz klassisch, indem man bei der Kollekte was gibt jetzt am Pfingstsonntag oder ein Kuvert im Pfarramt abgibt. Wir brauchen jedenfalls finanzielle Unterstützung, um helfen zu können.

Das Interview führte Martin Bornemeier.


Christian Hartl / © Dieter Mayr (KNA)
Christian Hartl / © Dieter Mayr ( KNA )
Quelle:
DR
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