Renovabis-Pfingstaktion 2015 in Regensburg eröffnet

Kirche geht an die Ränder

Mit einem Gottesdienst im Regensburger Dom hat das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis am Sonntag seine 23. bundesweite Pfingstaktion eröffnet.

Eröffnung der Pfingsaktion im Regensburger Dom (DR)
Eröffnung der Pfingsaktion im Regensburger Dom / ( DR )

"An die Ränder gehen", wie es Papst Franziskus immer wieder den Christen zuruft, gilt für Renovabis schon lange. Für den Hauptgeschäftsführer des katholischen Osteuropa-Hilfswerks, Stefan Dartmann, war es deshalb als Jesuit quasi Ehrensache, dieses Motto seines prominenten Mitbruders für die Pfingstaktion 2015 zu wählen. Christliches Leben heiße eben nicht nur mental glauben, sondern sich zu engagieren, betonte Dartmann bei der Eröffnung der bundesweiten Pfingstaktion am Sonntag in Regensburg.

Zusammen mit Diözesanbischof Rudolf Voderholzer und Gästen aus Osteuropa feierte Dartmann den festlichen Gottesdienst zum Auftakt der zentralen Renovabis-Spendenkampagne. Mit dabei war auch der Bischof aus Pilsen, Frantisek Radkovsky. Bereits der Katholikentag 2014 hatte den schon länger wiederbelebten Beziehungen zu Tschechien einen weiteren Schub verliehen. Dazu kommt konkrete Hilfe für tschechische Frauen, die durch falsche Versprechungen in der Zwangsprostitution gelandet sind. Mit dem Kollektengeld der großen Katholikentagsgottesdienste wurde im Verbund mit der Frauenhilfsorganisation Solwodi eine Hilfsstelle eingerichtet. Wobei das Bistum Regensburg die gespendete Summe noch einmal verdoppelte.

Beispiel Albanien

Für die deutschen Katholiken war nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sehr schnell klar, dass sie etwas für die Menschen im Osten Europas tun wollten, die unter der Herrschaft des Kommunismus gelitten hatten. So entstand 1993 Renovabis. Die Solidaritätsaktion hat seither in 29 Staaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa mehr als 20.000 Projekte mit über 630 Millionen Euro unterstützt. Dank großzügiger Spender, aber auch dank einiger Zuwendungen durch den Staat. Dieser habe mittlerweile festgestellt, dass das Geld oft besser seinem Nutzen zugeführt werde, wenn es die Kirche an ihre Partner verteile, merkte Dartmann an.

Ein Beispiel dafür ist Albanien. Im ärmsten Land Europas wirkt Mirjam Beike von der Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten. Die Sozialarbeiterin kümmert sich dort vor allem um Mädchen und Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind. Ursache dafür sei nicht die Armut, sondern die Nachfrage, erläuterte die Ordensfrau. 50 Prozent der jungen Frauen würden nach England vermittelt. Mit Hilfe von Renovabis seien Programme aufgebaut worden, die Betroffenen helfen sollen, den Weg in ein selbstständiges Leben zu finden. Dazu gehörten medizinische und psychische Betreuung, aber auch eine Ausbildung, um danach einen Job zu finden. Das jüngste Opfer sei im Übrigen 15 Jahre alt gewesen.

Beispiel Ungarn

Der Roma in Ungarn nimmt sich Weihbischof Janos Szekely an. Die Ungarische Bischofskonferenz hat ihn mit der Seelsorge beauftragt. Schon in seiner ersten Pfarrei mit einem Anteil von zehn Prozent Roma habe er bewusst den Kontakt zu Angehörigen dieser oft diskriminierten Minderheit gesucht. Er ging in ihre Siedlungen, erteilte den Kindern Religionsunterricht und ermöglichte den Mädchen und Jungen auch einen Ausflug ans Meer. So entstand über die Jahre Vertrauen.

Den armen Menschen in der Ostukraine, egal was sie glauben, versucht auch der Bischof aus Charkiv, Stanislav Szyrokoradiuk, zu helfen. In seiner Diözese hat er Sozialzentren aufgebaut, in denen die Bürger verköstigt werden. Das können am Tag bis zu 100 Personen sein. Er verteilte Kleider an jene, die in den Kriegswirren alles verloren haben. Im Herbst ließ er in einer einheimischen Fabrik 500 Paar Winterschuhe für Kinder fertigen.

Kollekte am Pfingstsonntag

Inzwischen hätten sich aus der Nachbarschaft auch viele, die nicht katholisch seien, als Freiwillige gemeldet, um mitzuhelfen, berichtete der Bischof. Überhaupt habe er festgestellt, dass angesichts der Tragödie im Land die Menschen stärker zusammenhielten. Bischof Voderholzer warnte jedoch die Christen im Westen davor, gönnerhaft mit den Partner umzugehen. Wichtig sei eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. "Wir sind in Deutschland zwar materiell reich, aber spirituell oft sehr arm", fügte er kritisch hinzu.

Die Pfingstaktion wird am Pfingstsonntag, 24. Mai, mit der bundesweiten Kollekte abgeschlossen. Zum Abschluss der Kampagne findet an diesem Tag ein weiterer zentraler Gottesdienst in Mainz mit Kardinal Karl Lehmann statt. domradio.de überträgt auch diesen Gottesdienst live im Web-TV.


Quelle:
KNA , DR