Renovabis-Kongress beschäftigt sich mit Medien und Kirche

Ich klicke, also bin ich

Für seinen 18. Internationalen Kongress hat sich Renovabis das Thema "Kirche - Medien - Öffentliche Meinung" vorgenommen und rund 350 Teilnehmer sind nach Freising gekommen. Mit dabei ist natürlich auch Medienbischof Gebhard Fürst.

Autor/in:
Barbara Just
Renovabis-Kongress (KNA)
Renovabis-Kongress / ( KNA )

Auf neun Millionen Klicks bei Youtube brachte es der irische Priester, der bei einer Hochzeit dem Brautpaar das "Halleluja" von Leonhard Cohen sang. Den rockigen Auftritt einer italienischen Nonne in einer TV-Casting-Show wollten innerhalb von zwei Wochen 28 Millionen Leute im Netz sehen. Reaktionen wie diese zeigen: Die katholische Kirche ist auch in den neuen Medien präsent.

Mit solchen Beiträgen sorgt sie für Unterhaltung in durchaus positivem Sinn. Doch es gibt auch die andere Seite, wenn etwa der Hang eines Oberhirten zu kostspieligen Bauten wochenlang die Schlagzeilen bestimmt.

"Ich kommuniziere digital, also bin ich jemand."

Kommunikationsformen und Informationswege wandeln sich. Immer schneller schreiten die technischen Entwicklungen voran. Früher habe sich der Mensch aus dem philosophischen Grundsatz "Cogito, ergo sum" (Ich denke, also bin ich.) definiert, räsonierte Medienbischof Gebhard Fürst. Für die jungen Leute heute gelte: "Ich kommuniziere digital, also bin ich jemand."

Die Kirche dürfe sich den neuen Medien nicht verschließen, ist der Bischof von Stuttgart-Rottenburg überzeugt. Wenn sie sich nicht damit auseinandersetze, dann verliere sie an Sprachfähigkeit. Qualität will Fürst aber nicht abgeschrieben wissen. Sie müsse weiter der Maßstab beim Verfassen und Erstellen von Beiträgen und Inhalten sein. Aufgabe der Kirche sei es zu reflektieren, auf welche Weise die Qualität des Journalismus erhalten und gefördert werden könne.

Das gilt aber nicht nur für die deutschen Diözesen. Auch im Mittel- und Osteuropa will sich die Kirche am Medienmarkt behaupten. Seit 1993 hat das Osteuropahilfswerk Renovabis rund 850 Medienprojekte mit 16,5 Millionen Euro gefördert. Dazu zählt etwa der Internetauftritt der katholischen Kirche in Weißrussland. In Warschau wiederum entstand das Europäische Zentrum für Kommunikation und Kultur, wo Journalisten, Lehrer, Erzieher und Multiplikatoren ausgebildet werden.

Die westlichen Erfahrungen flössen in die Beratungen mit ein, ohne dass man die Medienkonzepte in den Partnerländern beeinflussen wolle, betont Renovabis-Geschäftsführer Stefan Dartmann. Doch mit Rücksicht auf Spender könne es nicht angehen, dass etwa in einem Land jede Diözese ihren eigenen TV-Sender aufbauen wolle. Da rate das Hilfswerk dann zur Kooperation, sagt der Jesuit. Im Übrigen habe bereits der heilige Ignatius betont, dass die Liebe im Mitteilen, also Kommunizieren von beiden Seiten bestehe.

Kirchliche Themen in den Medien zu setzen, ist in den osteuropäischen Ländern nicht einfach. Wenn nicht gerade ein Papstbesuch ansteht, dann herrscht kein großes Interesse daran, wie Filip Breindl weiß. Der stellvertretende Chefredakteur von Radio Proglas in Brünn beklagt, dass ein klares Konzept fehle. Auch das Fachwissen über kirchliche Zusammenhänge lasse oft zu wünschen übrig. Als vor Jahren im Skandal geschüttelten österreichischen Bistum Sankt Pölten der Feldkirchner Bischof Klaus Küng zuerst als Visitator und dann als Bischof der Diözese eingesetzt wurde, machten tschechische Medien aus ihm den "Kardinal Hans Küng".

Klare Trennung zwischen Information und Verkündigung

Für den Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Bernd Hagenkord, steht fest, katholische Medien bräuchten eine klare Trennung zwischen Information und Verkündigung. Informationen, die sich nur Nutzern erschlössen, die ein Vorverständnis teilten, führten in Sonderwelten. Auf die Verpackung komme es an. Hagenkord zitiert den früheren RTL-Intendanten Helmut Thoma: "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler."


Quelle:
KNA