Bischofsbewerberin für Lyon: Empathie wichtiger als Kompetenzen

"Niemand kann uns daran hindern"

Die Bewerberin für den Erzbischofsstuhl von Lyon, Anne Soupa, hat Empathie und menschliche Wärme in den Mittelpunkt ihrer Kandidatur gerückt. Sie seien jetzt Situation wichtiger als andere Kompetenzen, die es zur Leitung einer Diözese brauche.

Die Kathedrale Saint-Jean in Lyon / © RossHelen (shutterstock)
Die Kathedrale Saint-Jean in Lyon / © RossHelen ( shutterstock )

Das sagte Soupa bei einer internationalen Zoom-Konferenz am Samstag. Das Erzbistum Lyon habe zuletzt viel unter den Skandalen sexuellen Missbrauchs und klerikaler Abschottung gelitten. Es gelte zu beweisen, dass nicht nur Männer die Frohe Botschaft Jesu auf hohem Niveau verkünden könnten.

Als konkrete Idee für eine Beendigung des Patriarchats in der Kirche forderte Soupa die Frauen in der Weltkirche auf, bei der Vakanz von Bischofsstühlen eigene Kandidatenlisten nach Rom zu schicken. "Niemand kann uns daran hindern", so die Theologin. Als eine weitere mögliche Initiative brachte die 73-Jährige die Einrichtung von Online-Diözesen "in Lyon, Bordeaux oder Köln" oder auch in anderen Weltregionen wie Brasilien oder Asien zur Sprache, um dort "das Evangelium zu verkünden".

"Weder gehen noch schweigen"

Zum Vorschlag, den Ortsbischof wie in der Antike aus der Gemeinde heraus selbst zu wählen, sagte Soupa, die Gemeinde müsse auf jeden Fall beteiligt sein. Denkbar wäre nach ihren Worten auch, dass die Gemeinde eine Kandidatenliste zur Auswahl nach Rom schicke oder der Vatikan der Gemeinde eine Dreierliste zur Abstimmung vorlege.

Soupa ermunterte die Frauen, in der Kirche zu bleiben und die Stimme zu erheben, wo es um Missstände und um ihre Rechte gehe. Sie sollten "weder gehen noch schweigen". Nur wer das tue, verfestige die bestehenden Strukturen des Patriarchats. Das jüngste Vatikanpapier zur Zukunft der Pfarrgemeinden müsse man "ignorieren", da es versuche, die Verhältnisse zu zementieren.

"Prozess des Dialogs"

Soupa hatte sich im Mai um die Nachfolge des zurückgetretenen Lyoner Kardinals Philippe Barbarin beworben und damit international für Aufsehen gesorgt. Die erste Zwischenbilanz erfülle sie mit "Freude", sagte sie; Freude über das Gefühl, "dass wir nicht allein sind". Frauen müssten in der Kirche nicht mit einer einzigen Stimme sprechen, aber "mit vielen solidarischen Stimmen".

Die Papstbotschaft in Paris hatte zuletzt mehrere Bewerberinnen auf leitende Kirchenämter kontaktiert. Diese begrüßten den "Prozess des Dialogs"; dies sei "genau, was wir gesucht haben: eine Diskussion über den Platz der Frauen in der Kirche zu eröffnen", zitierte die Zeitung "La Croix" in dieser Woche die Katholikin Marie-Automne Thepot. Sieben Frauen hatten am 22. Juli ihre Bewerbungen auf Kirchenämter in Frankreich bei der Nuntiatur abgegeben. In rund 20 der landesweit 92 Bistümer steht in den kommenden zwei Jahren ein Wechsel an der Spitze an.

Soupa sagte am Samstag dazu, auf ihre Eingaben habe in Rom bislang noch niemand reagiert. Vielleicht geschehe dies im Rahmen der Einzelgespräche, zu denen der päpstliche Nuntius in Paris, Erzbischof Celestino Migliore, nun einige Frauen für September eingeladen hat. Die Frauen hatten um ein gemeinsames Treffen mit dem Nuntius gebeten. "Wir wollen nicht in gute und schlechte Aktivistinnen aufgeteilt werden, je nach unserem Lebensweg, unserem theologischen Hintergrund, unserem Familienstand", so Thepot. Sie ist Mitglied des Vereins "Toutes Apotres!" (Alle Apostel!), der vergangene Woche von Frauen verschiedener Organisationen und Generationen gegründet wurde.


Anne Soupa / © Corinne Simon (KNA)
Anne Soupa / © Corinne Simon ( KNA )

Die Bewerberinnen des Kollektivs "Toutes Apotres" vor der Kirche La Madeleine in Paris / © Corinne Simon (KNA)
Die Bewerberinnen des Kollektivs "Toutes Apotres" vor der Kirche La Madeleine in Paris / © Corinne Simon ( KNA )
Quelle:
KNA