Globale Aktion von "Voices Of Faith" zum Weltfrauentag

Frauenrechtlerin mischt katholische Kirche international auf

Chantal Götz hat es mit der Initiative "Voices of Faith" bis in den Vatikan geschafft. Und ist freiwillig wieder gegangen. Den Kampf für mehr Frauenrechte in der Kirche führt sie lieber außerhalb der dicken Mauern.

Autor/in:
Georges Scherrer
Globale Aktion von "Voices Of Faith" zum Weltfrauentag (shutterstock)
Globale Aktion von "Voices Of Faith" zum Weltfrauentag / ( shutterstock )

Chantal Götz ist eine Kämpferin. Die Geschäftsführerin der gemeinnützigen "Fidel Götz Stiftung" engagiert sich seit zwei Jahrzehnten für mehr Einfluss von Frauen in der Kirche. Dafür rief die Stiftung die Initiative "Voices of Faith" ins Leben, unter anderem mit dem Ziel, Frauen zu mobilisieren. Dazu gehören für Götz "selbstverständlich" auch die Ordensfrauen. "Meine Vision ist, dass die katholischen Frauen sich vernetzen und selbstermächtigen." Am 8. März, dem Weltfrauentag, wollen die engagierten Katholikinnen weltweit ein klares erstes Resultat dieser Vision präsentieren.

Eine "geschlechtergerechte Kirche" bleibt das Anliegen der Stiftung, in welcher der "Dialog" zwischen Männern und Frauen Wirklichkeit wird, so Götz. "Voices of Faith" will sich auf jene Gläubigen konzentrieren, die sich für die Kirche engagieren und das Gefühl haben: "Es lohnt sich nach wie vor, sich für die Kirche im wahrsten und ursprünglichsten Sinne einzusetzen."

Mit ihrem Engagement führt Chantal Götz die Arbeit ihres Großvaters fort. Fidel Götz gründete die Stiftung 1969 und legte gemeinsam mit dem deutschen Kardinal Augustin Bea den Grundstein für den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen. Ihr Großvater ist für Chantal Götz ein Beispiel dafür, dass Katholiken Einfluss nehmen können, wenn es um die zeitgemäße Form von Kirche geht.

"Das Katholische ist bei mir in der DNA"

Von sich selbst sagt die 52-jährige Juristin: "Das Katholische ist bei mir in der DNA." Für sie steht das "christliche Miteinander in Würde und Liebe" im Zentrum ihres religiösen Empfindens. Dennoch stellt sie sich des Öfteren die Frage, "ob sie wirklich noch in dieser frauenfeindlichen Kirche" bleiben möchte.

Durch die Stiftungsarbeit änderte sich auch die Haltung von Götz gegenüber der Amtskirche mit ihrer Hierarchie: "Ich entdeckte, dass im Kirchensystem irgendetwas nicht stimmte." Die Behandlung der Frau durch die offizielle Kirchenführung empfand sie oft als mehr als befremdlich und entwürdigend. "Wenn frau des Öfteren Einblick in das vatikanische System hat, dann kommt einem doch immer wieder der Zorn hoch."

Seit zwei Jahrzehnten arbeitet die Frauenrechtlerin nun schon für die Ziele der Stiftung. Auch heute noch benötigen viele Projektanträge von katholischen Organisationen und Diözesen an Stiftungen die Empfehlung des jeweiligen Ortsbischofs. Das stieß der Geschäftsführerin gleich von Anfang an auf: "Die besten humanitären Projekte weltweit werden von Ordensfrauen initiiert, aufgebaut und umgesetzt. Da braucht es keinen Bischof beziehungsweise dessen Erlaubnis."

Diese Bischofsempfehlungen seien reine Schikane, machten die Frauen hierarchie-abhängig und würden ihre Fähigkeiten zutiefst untergraben, sagt Götz. Die langjährige Erfahrung habe gezeigt, dass Ordensfrauen weitaus unternehmerischer seien als ein Bischof. Die Stiftung entschied daher, dass keine Anträge die Unterschrift eines Bischofs zu tragen haben.

"Monatelanges Insistieren"

2014 schaffte es die Initiative "Voices of Faith" bis hinter die dicken Mauern des Vatikan. Aufgrund der Verbindungen der Stiftung zum Heiligen Stuhl, aber vor allem auch wegen des "monatelangen Insistierens" der Frauenrechtlerin konnte "Voices of Faith" erstmals im Vatikan den Internationalen Frauentag feiern.

"Wir haben uns zuerst einmal selbst zelebriert, denn die Herren haben von Anfang an die Flucht ergriffen", erinnert sich Götz. Alles lief gut, bis "Voices of Faith" entschied, dass "nett zu sein" und "sich den Regeln des Gastgebers anzupassen" nicht zu einer Mentalitätsveränderung beitrage. 

Ein Auftritt der ehemaligen irischen Präsidentin Mary McAleese kam in der Kurie nicht gut an. Sie schlug vor, darauf hinzuwirken, dass das Kirchensystem gendergerechter werde, so dass Würde und Gleichstellung umgesetzt werden könnten. "2018 entschieden wir, dass wir freier sind, wenn wir diese Diskussionen außerhalb der Mauern des Vatikan führen", erklärt Götz.

Viel Kritik hat die Frauenrechtlerin für das vatikanische Frauenbild übrig: Das sei nach wie vor "verheerend". Ihrer Meinung nach stemmen Frauen die Hauptlast der Arbeit in Gesellschaft, Kirche und Familie.

Sie seien einer katholischen Kirche ausgesetzt, "die ihre Realität ausblendet. Da nützen alle schönen kirchlichen Worte nichts über die zärtlichen Frauen".

Noch handelt die Kirchenführung - "gerade mal 0,01 Prozent aller Gläubigen", wie Götz sagt - gemäß dem Prinzip "divida e impera", teile und herrsche. Ein weiterer Schritt bestehe somit darin, die Frauenkräfte zu bündeln. "Das hat es in der katholischen Kirche bisher nicht gegeben."


Quelle:
KNA