Berlins Erzbischof Heiner Koch zur Synodalversammlung

"Probleme rund um das Kirchenverständnis"

Erste Schritte werden gegangen auf dem Synodalen Weg. Im Interview blickt der Berliner Erzbischof Heiner Koch auf seine Erlebnisse mit dem Prozess und erläutert, welche Probleme es bei der Suche nach einem gemeinsamen Weg gibt.

Erzbischof Heiner Koch / © Christoph Busse (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Christoph Busse ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie den Synodalen Weg?

Erzbischof Dr. Heiner Koch (Erzbistum Berlin): Ich bin froh, dass wir jetzt den ersten Schritt gemacht haben. Eine gewisse Spannung hat sich gelegt. Ich bin froh, dass es gute erste Erfahrungen gab. Ich glaube, dass jeder ausdrücken konnte, was er wollte. Ich glaube, dass hier auch unterschiedliche Richtungen und Perspektiven ihren Platz haben und ausgedrückt wurden. Ich merke so eine gewisse Lockerheit der Stimmung am Ende der ersten Runde, wobei die Probleme, die vor uns auf dem Tisch liegen, natürlich evident sind und zu klären sind. Wir sind bei weitem nicht in allen Punkten einer Meinung.

DOMRADIO.DE: Wo, denken Sie, gibt es denn die größten Probleme?

Koch: Die meisten Probleme wird es sicher rund um das Kirchenverständnis geben. Das ist das Megathema nach meinem Empfinden. Dass Kirche kein Klub für sich allein ist, ist klar. Dass sie gesandt ist, ist auch klar. Problematisch gesehen wird aber, was es bedeutet, dass wir eine sakramentale Kirche sind, mit einem sakramentalen Priestertum und was das für die Positionierung von Mann und Frau bedeutet – auch die Frage der Verteilung und Aufteilung von Macht. Es geht schlicht und ergreifend darum: Wer sind wir als Kirche?

DOMRADIO.DE: Gestern bei der Geschäftsordnung konnten die Frauen schon einen ersten Pluspunkt bei ihrer Stimmgewichtung verbuchen. Wie bewerten Sie das?

Koch: Es war sicherlich ein Zeichen. Es ist ja sehr vieles zeichenhaft. Dieses Zeichen, das dahinter war, war ja, dass sie im Grunde die Frauen in ganz besonderer Weise ins Gewicht und in die Verantwortung mit hinein nehmen. Es ist es trotzdem eine demokratische Veranstaltung. Jeder hat eine Stimme, und die kommt zum Tragen.

DOMRADIO.DE: Sie haben in Berlin ganz eigene Erfahrungen gesammelt, aber Sie haben schon mehrere Diözesen hinter sich. Was ist das Gemeinsame? Wo sind die Probleme überall gleich?

Koch: Wir suchen danach, wie Kirche ihren Auftrag morgen erfüllen wird. Wir haben in der Gesellschaft die Situation, dass es ist bei weitem nicht mehr normal ist, Christ zu sein. Bei uns in Berlin ist es sogar die Ausnahme, Christ zu sein. Wie gewinnen wir so viel Glaubwürdigkeit, dass wir überhaupt in der Lage sind, die Gottesfrage zu stellen, und zwar so, dass sie die Herzen der Menschen trifft? Das ist die Hauptfrage.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.

Heiner Koch

Heiner Koch wurde am 13. Juni 1954 in Düsseldorf als Sohn eines Justizamtsrates geboren. Nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaften in Bonn und einer Promotion in Theologie empfing er 1980 in Köln die Priesterweihe. Anschließend war er unter anderem Hochschulpfarrer an der Universität Düsseldorf und hatte leitende Funktionen in der Verwaltung des Erzbistums Köln inne.

Erzbischof Heiner Koch / © Christoph Busse (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Christoph Busse ( KNA )
Quelle:
DR