Bischof Neymeyr zur Debatte über Frauen im Priesteramt

"Theologisch denkbar" aber "absolut unvorstellbar"

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr kann sich eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt "vorstellen". Dies wäre aus seiner Sicht "theologisch denkbar", sagte Neymeyr. Allerdings schränkte er den Gedanken an diese Entscheidung zugleich ein.

Liturgische Gewänder in einer Sakristei / © Martin Jehnichen (KNA)
Liturgische Gewänder in einer Sakristei / © Martin Jehnichen ( KNA )

Eine solche lehramtliche Entscheidung halte er jedoch mit Blick auf die Weltkirche, etwa auf Osteuropa, für derzeit "absolut unvorstellbar", betonte der Bischof am Donnerstagabend beim Jahrespresseempfang des Bistums Erfurt. Das Priesteramt ist in der katholischen Kirche Männern vorbehalten. Unter anderem dagegen wendet sich derzeit bundesweit eine Fraueninitiative unter dem Motto "Maria 2.0" mit Protestaktionen. 

Neymeyr rief dazu auf, in der Theologie weiter zu diskutieren, inwieweit das Priesteramt Männern vorbehalten werden müsse, um Christus repräsentieren zu können. Er äußerte Verständnis, dass es unter Frauen eine "große Ungeduld und Unverständnis" über ihre Rolle in der Kirche gebe.

Gottesdienststreiks "kein geeignetes Mittel"

Es sei jedoch "kein geeignetes Mittel", wenn sie deshalb Gottesdienste "bestreiken". Sie könnten sich auch auf anderen Wegen "gesellschaftlich Gehör verschaffen". Neymeyr betonte, in die Frage einer Zulassung von Frauen zum Diakonenamt komme derzeit Bewegung. Ob es ein solches Amt in der frühen Kirche gegeben habe, sei jedoch nicht verlässlich herauszufinden, da die Überlieferung lückenhaft sei.

Der Bischof sprach sich erneut dafür aus, verheiratete pastorale Mitarbeiter wie Diakone und Gemeindereferenten zu Priestern zu weihen. "Wenn es erlaubt wäre, würde ich es tun", versicherte er. Sie hätten es gelernt, die Anforderungen ihres Berufs mit dem Familienleben zu vereinbaren.

Auch ehelos lebende Priester bräuchten Männer und Frauen, "mit denen sie in einer tragfähigen Freundschaft verbunden sind". Für Priesteramtskandidaten sei es im Erfurter Seminar seit drei Jahren eine "gute Einübungsmöglichkeit", dass sie dort mit Studentinnen und Studenten auch anderer Fachrichtungen zusammen wohnten.

Neymeyr forderte auch neue Wege, über die katholische Sexualmoral nachzudenken. "Wenn sie apodiktisch vorgebracht wird, macht sich keiner mehr Gedanken, welche Überlegungen dahinter stehen", erklärte er. Deshalb habe die katholische Kirche vielerorts bei diesem Thema die "Gesprächsbasis" mit jungen Menschen verloren.

Neymeyr für "gestrafftes" Katholikentagsprogramm 2024

Zum 103. Deutschen Katholikentag 2024 in Erfurt rechnet Ortsbischof Neymeyr mit bis zu 30.000 Teilnehmern. Er plädierte dafür, das Programm zu straffen, "um das Profil zu schärfen". Der Katholikentag 2018 in Münster hatte mehr als 1.000 Veranstaltungen.

Es müsse aber auch Angebote für die 70 Prozent Erfurter geben, die keiner Kirche angehören, so Neymeyr. Dabei wolle sich das Bistum am Katholikentag 2016 in Leipzig orientieren, wo die Christen ebenfalls eine Minderheit seien. Der Erfurter Katholikentag ist vom 29. Mai bis 2. Juni 2024 geplant. Mitveranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken.


Bischof Ulrich Neymeyr im Portrait / © Jacob Schröter (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr im Portrait / © Jacob Schröter ( KNA )
Quelle:
KNA