Vatikanpräfekt: Priester sollen wieder gen Osten zelebrieren

Zurück in die Zukunft

Man kennt es von den Kirchen und von Gräbern: sie sind nach Osten ausgerichtet - zum Sonnenaufgang. Früher zelebrierten auch die Priester in die Richtung. Weil sie dadurch mit dem Rücken zum Volk standen, wurde das geändert. Der Leiter der Gottesdienstkongregation möchte nun zu dieser Tradition zurück.

Kompass zeigt die Himmelsrichtungen / © Patrick Pleul (dpa)
Kompass zeigt die Himmelsrichtungen / © Patrick Pleul ( dpa )

Zurück in die Zukunft: Der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, wünscht sich eine Rückkehr zur Messfeier in Richtung Osten. Es sei "sehr wichtig, dass wir schnellstmöglich zur gemeinsamen Ausrichtung von Priestern und Gläubigen zurückkehren, nach Osten oder zumindest in Richtung der Apsis, also auf den ankommenden Herrn hin", sagte Sarah laut dem Magazin "Catholic Herald" (Onlineausgabe) bei einer Liturgiekonferenz in London.

Als einen guten Termin für die Änderung nannte der Leiter der Gottesdienstkongregation den ersten Adventsonntag. Die Priester sollten so verfahren, wo immer es möglich sei. Dieser Schritt sei "gut für die Kirche und auch gut für unser Volk". Schon im Mai hatte der Kardinal in einem Interview der französischen Zeitschrift "Famille chretienne" erläutert, ab der Gabenbereitung sollten Priester und Gläubige gemeinsam Richtung Osten schauen.

"Reform der Reform" des Zweiten Vatikanischen Konzils

Sarah berief sich in seinen Ausführungen auf eine Bitte von Papst Franziskus. Dieser habe ihn beauftragt, Möglichkeiten zu einer "Reform der Reform" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Bereich der Liturgie zu prüfen. Einige der Reformen nach dem Konzil seien zu sehr vom damaligen Zeitgeist beeinflusst gewesen und über die Liturgiekonstitution "Sacrosanctum Concilium" hinausgegangen. Die Konzilsväter hätten "keine Revolution, sondern eine Evolution" beabsichtigt, so der Kardinal. In der Liturgie gehe es nicht "um dich und mich", sondern um die Ehre Gottes. Kirchen sind seit frühchristlicher Zeit nach Osten ausgerichtet.

Dahinter steht der Gedanke an die Wiederkunft Jesu Christi am Jüngsten Tag. Im Begriff Orient (von lateinisch oriri, aufgehen) ist der Osten gekennzeichnet als die Richtung des Sonnenaufgangs. Die Sonne bringt Licht und Leben und ist so Symbol für Christus, der sich selbst auch als "Licht der Welt" bezeichnet.

Seit der Liturgiereform ist vieles anders

Seit der Liturgiereform nach dem Konzil zelebriert der Priester mit und zur betenden Gemeinde hin statt wie zuvor über Jahrhunderte "mit dem Rücken zum Volk". Die Liturgiekonstitution von 1963 forderte mehr Einsatz der jeweiligen Landessprache im Gottesdienst. Die Gläubigen sollten als Gemeinde aktiv ins liturgische Geschehen einbezogen werden; die Zentrierung auf den Priester tritt zurück. Das neue römische Messbuch von 1969/70 ging weiter und schaffte die alte Tridentinische Messe ab, bei der die Priester das Messopfer mit dem Rücken zur Gemeinde feiern. Zahlreiche Traditionen und Riten wie etwa die Kanzelpredigt oder die "Stillen Messen" wurden abgeschafft.


Kardinal Robert Sarah / © Benedikt Plesker (KNA)
Kardinal Robert Sarah / © Benedikt Plesker ( KNA )
Quelle:
KNA