Missbrauchsexperte: Papsterlass gibt Bischöfen mehr Sicherheit

Festgelegte Prozedur

Der Papst zieht bei Missbrauch Bischöfe zur Rechenschaft. Der Erlass böte Bischöfen auch "Sicherheit", so der Erzbischof von Malta.

Deutsche Bischöfe auf der Vollversammlung / © Arne Dedert (dpa)
Deutsche Bischöfe auf der Vollversammlung / © Arne Dedert ( dpa )

Das vom Papst eingeführte neue Verfahren zur Amtsenthebung von Bischöfen schützt die Bistumsleiter nach Ansicht des langjährigen vatikanischen Chefermittlers in Missbrauchsfällen besser vor Denunziationen. Die neuen Vorschriften böten Bischöfen auch "eine gewisse Sicherheit", sagte der Erzbischof von Malta, Charles Scicluna (57), dem Sender Radio Vatikan am Freitag. Die Regelung garantiere eine festgelegte Prozedur, wie im Fall von Anzeigen wegen Vernachlässigung der Amtspflichten vorzugehen sei, erklärte Scicluna. Demnach habe ein Bischof nun das Recht, sich zu verteidigen, wenn eine vatikanische Kongregation Ermittlungen gegen ihn aufnehme.

Amtsenthebung: wenn Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen

Scicluna war vor seinem Wechsel nach Malta in der Glaubenskongregation als eine Art Staatsanwalt für die kirchenrechtliche Ahndung von sexuellem Missbrauch durch Priester tätig.

Franziskus hatte mit einem am Samstag veröffentlichten Erlass die Amtsenthebung von Bischöfen erleichtert. Demnach können sie künftig ihren Posten bereits dann verlieren, wenn sie ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachkommen, etwa einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch nicht genügend nachgehen oder durch ihren Umgang mit Kirchenvermögen wirtschaftliche Schäden anrichten.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller hatte im Deutschlandfunk vor einigen Tagen die Einschätzung geäußert, dass der päpstliche Erlass Denunziationen "Tür und Tor" öffnen könnte.


Quelle:
KNA