Breite Zustimmung für angekündigte Prüfung von Frauen-Diakonat

"Die Zeit ist reif"

Viele katholische Verbände fordern schon länger die Frauenrolle in kirchlichen Ämtern zu überdenken. Die Nachricht aus Rom, dass das Frauen-Diakonat überprüft werden soll, stößt auf positive Reaktionen.

Diakonen- und Priesterweihe / © Andrea Krogmann (KNA)
Diakonen- und Priesterweihe / © Andrea Krogmann ( KNA )

Katholische Verbände begrüßen die Ankündigung von Papst Franziskus, eine Kommission einzurichten, um eine Zulassung von Frauen zum Diakonat zu prüfen. "Die Zeit ist reif, Frauen zu Diakoninnen zu weihen", sagte die Präsidentin des Katholischen Deutsche Frauenbund (KDFB), Maria Flachsbarth, am Freitag. Die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Maria Theresia Opladen, sprach von einem deutlichen "Signal für die Glaubwürdigkeit der Kirche, wenn in diese Frage sichtbare Bewegung käme".

Prüfkommission mit Männern und Frauen

Die Bewegung "Wir sind Kirche" forderte eine paritätische Besetzung der Prüfkommission mit Männern und Frauen. Es sei sehr wichtig, wer in dem Gremium sitze. Schließlich sprächen sich einige Kurienmitglieder heftig gegen einen Diakonat der Frau aus. "Die Kommission müsste zu einer klaren Entscheidung kommen, an die sich der Papst halten kann", so die Laieninitiative, die seit 1996 Mitglied im "Netzwerk Diakonat der Frau" ist.

Der KDFB verwies auf die in Gemeinden gelebte Wirklichkeit, "dass es vor allem Frauen sind, die den Armen, den Schwachen und Kranken beistehen - also den diakonischen Dienst leben". Diakoninnen müsse es um die Glaubwürdigkeit der Kirche willen geben. Der Frauenbund hatte 1997 den Tag der Diakonin initiiert. Mitveranstalter des jährlichen Gedenktages am 29. April ist die kfd, die die Papst-Ankündigung als "Schritt in Richtung einer notwendigen Öffnung hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit" sehe. Denn die Kirche werde an der Basis mehrheitlich von Frauen getragen.

Vielschichtiger als die lehramtlichen Aussagen

Auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) fordere "seit langem, Frauen den Zugang zu kirchlichen Ämtern zu ermöglichen". Der Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner erklärte: "Die theologische Diskussion zum Thema ist vielschichtiger als die lehramtlichen Aussagen. Wir haben die Hoffnung, dass diese theologischen Diskussionen damit seitens des kirchlichen Lehramts aufgegriffen werden." 1990 sei der Verband wegen der Forderung, Frauen zur Weihe für kirchliche Ämter zuzulassen, von deutschen Bischöfen kritisiert worden. "Wir freuen uns sehr darüber, dass das kirchliche Klima sich seither so verändert hat."

Der Papst höre hin auf das, was nottue

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat die überraschende Ankündigung des Papstes, die Zulassung von Frauen zum Diakonat prüfen zu lassen, begrüßt. "Wir haben uns sehr gefreut. Das lässt hoffen", sagte die Vizepräsidentin der katholischen Laienorganisation mit Sitz in Bonn, Claudia Lücking-Michel, am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Der Papst höre hin auf das, was nottue, wenn er mit Menschen rede, sagte sie im Blick darauf, dass Franziskus sich spontan im Gespräch mit Ordensschwestern geäußert hatte.

Weg aus der Vertrauenskrise?

Nach Ansicht der Grünen-Politikerin Bettina Jarasch würde eine Öffnung des Diakonats für Frauen "der katholischen Kirche gut tun". Sie rücke damit wieder näher an die Lebenswirklichkeit der Gläubigen heran. "Wenn die Kirchenmänner nicht ernsthaft auch ihre Machterhaltungsstrukturen in Frage stellen, dann kommt die Kirche nicht aus der Vertrauenskrise heraus, in der sie seit Jahren steckt", so das Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Änderungen möglich

Unterdessen hält der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf es zumindest theoretisch für möglich, "dass die Ergebnisse dieser Kommission zu Änderungen führen". Es bestehe kein Zweifel, dass es über Jahrhunderte in der Kirche Diakoninnen gegeben habe, die in einem analogen Ritus wie dem für Männer ordiniert worden seien, sagte Wolf der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Franziskus hat eine Diskussion wieder eröffnet, die viele für beendet hielten."


Quelle:
KNA , epd