ZdK-Vizepräsidentin fordert Reformen

"Wir sind eine von Männern geleitete Frauenkirche"

Ein Meilenstein der Katholischen Kirche: Das Zweite Vatikanische Konzil. 50 Jahre danach spricht Claudia Lücking-Michel, Bundestagsabgeordnete und Vizepräsidentin des ZdK, im domradio.de-Interview über die Rolle der Frau in der Katholischen Kirche.

Dr. Claudia Lücking-Michel / © Presse (Pressestelle der CDU Nordrhein-Westfalen)

domradio.de: Welche Bedeutung hat das Konzil heute noch für uns in unserem christlichen Alltag?

Lücking-Michel (Bundestagsabgeordnete und Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken): Eine ganz große Bedeutung. Ich denke, dass die Änderungen in der Liturgie ganz prägend sind: Deutsch als Liturgiesprache. Ein Verständnis von Liturgie, wo auch alle Laien eigentlich aktiv beteiligt sind, das ist für uns heute schon wirklich Alltag. Das wäre so, ohne das 2. Vatikanum, nicht möglich gewesen.

domradio.de: Besonders die Rolle der Frau in der Katholischen Kirche gilt als weit überholt. Vom weiblichen Diakonat sind wir noch Lichtjahre entfernt. Studien zeigen, dass vor allem Frauen in den kirchlichen Ehrenämtern die Mehrheit bilden. Braucht es eine richtige Reform, um die Rolle der Frau zu ändern?

Lücking-Michel: Unbedingt. Es gilt nach wie vor das schon oft wiederholte Zitat: "Wir sind eine von Männern geleitete Frauenkirche." Wenn die Frauen ausziehen würden, wäre nicht mehr viel da. Nicht nur sonntags im Gottesdienst, sondern auch da, wo Kirche lebendig ihr diakonisches Gesicht zeigt. Wer macht das denn? Es sind Frauen in der Regel, aber klar, an den Führungsspitzen sind alles nur Männer. Strukturell haben Frauen in unserer Kirche keine Chance, ihre Talente, ihre Anliegen gleichberechtigt einzubringen. Da braucht es eine enorme Reform. Ich bin über alles froh, was da in Ansätzen auch von der Bischofskonferenz aufgegriffen wird. Aber: "No way!" Das reicht vorne und hinten nicht.

domradio.de: Was sind das genau für Ansätze?  

Lücking-Michel: Wenn die Bischöfe ein Problem erkannt haben, beginnen sie mit einem Studientag. Dann laden sie sich in dem Fall auch Fachfrauen ein. Es gibt auch Papiere dazu, es gibt den festen Vorsatz, Frauen in Führungsämtern mehr zum Zuge kommen zu lassen. Da bewegt sich schon etwas. Sicher aus der Not heraus, dass die Bischöfe sehen, sie haben gar nicht mehr viele Leute. Wenn sie mehr als die Hälfte derjenigen, die bereit wären mitzuarbeiten, ablehnen oder verschrecken, ist mit dem Rest Kirche nicht mehr zu machen.

Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR