Freiburg reagiert gelassen auf Vatikankritik an Geschiedenen-Handreichung

Frei nach Franziskus

In der Debatte um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen hat die vatikanische Glaubenskongregation das Erzbistum Freiburg aufgefordert, ihren Vorstoß zurückzuziehen. Freiburg reagiert gelassen auf die Kritik aus Rom.

Erzbischof Müller (DR)
Erzbischof Müller / ( DR )

"Im Erzbistum Freiburg vertrauen Menschen auf Papst Franziskus, der dazu ermutigt, neue Wege zu gehen", sagte der Freiburger Bistumssprecher Robert Eberle dem Evangelischen Pressedienst epd. Franziskus wecke die Sehnsucht nach einer erneuerten Kirche. In diesem Geiste stehe der Freiburger Vorstoß.

Erzbischof Müller hatte zur Rücknahme des Papiers aufgefordert

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, hatte in einem jetzt bekannt gewordenen Brief gefordert, die Freiburger Handreichung zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zurückzunehmen.

Bislang sind wiederverheiratete Geschiedene von der Eucharistie in der katholischen Kirche ausgeschlossen. Mit der Anfang Oktober von der Erzdiözese in Freiburg veröffentlichten Handreichung zur Begleitung von Menschen in Trennung, Scheidung und nach ziviler Wiederverheiratung soll ihnen der Weg zur Heiligen Kommunion unter bestimmten Voraussetzungen eröffnet werden.

Der nun öffentlich gewordene Brief Müllers von Ende Oktober wurde in der katholischen Zeitung "Tagespost" dokumentiert und ging nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur in Kopie an alle deutschen Ortsbischöfe. Zwar schreibt Müller darin, dass er in der Freiburger Handreichung "richtige und wichtige pastorale Hinweise" entdeckt habe. Zugleich kritisiere der Glaubenspräfekt aber zwei Punkte, die laut "Tagespost" seiner Ansicht nach nicht mit der Lehre der Kirche übereinstimmten: Der erste sei die Annahme, dass in einer neuen Verbindung Lebenden sich nach einem Seelsorgegespräch entscheiden dürften, die Sakramente zu empfangen, und dass die Entscheidung vom Pfarrer und von der Gemeinde zu respektieren sei. Ebenso verurteilt Müller die Anregung, für eine solche Verbindung ein kirchliches Gebet mit liturgischen Elementen abzuhalten. Laut Müller sorgte der Freiburger Vorstoß in Deutschland und weltweit für Verunsicherung.

Reaktion von Erzbischof Zollitsch steht noch aus

Wie der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch mit der Post von Erzbischof Müller umgehe, werde sich zeigen, sagte Bistumssprecher Eberle. Er erinnerte an eine Äußerung des Papstes vor lateinamerikanischen Ordensleuten: "Macht euch keine Gedanken, wenn dann ein Brief von der Glaubenskongregation kommt, sie hätten dies und jenes angeordnet. Macht euch keine Sorgen. Erklärt ihnen, was ihr erklären müsst, aber geht weiter. Öffnet Türen. Mir ist eine Kirche lieber, die mal einen falschen Schritt tut, als eine, die vor lauter Abgeschlossenheit krank wird."

Zudem wies Eberle auf die Aussage des Münchner Kardinals Reinhard Marx hin, dass Müller die Diskussion nicht beenden könne. Müller führt in seinem Schreiben aus, dass er Franziskus über den Vorgang informiert habe. Zollitsch befindet sich laut Eberle diese Woche in Exerzitien. Dies seien "Tage des Schweigens und des Gebetes - auch für Papst Franziskus, der die Sehnsucht nach einer erneuerten Kirche weckt".

Bei einem Gespräch zwischen Zollitsch und Franziskus Mitte Oktober war das Papier nach Angaben des Erzbischofs nicht Thema gewesen.


Quelle:
dpa , epd , KNA