Ein Delegierter über seine Erwartungen an Hannover

"Wir müssen unseren Glauben glaubwürdig in die Gesellschaft hinein tragen"

Zehn Delegierte aus dem Erzbistum Köln machten sich heute auf den Weg nach Hannover. Dort findet heute und morgen Teil zwei des Gesprächsprozesses der deutschen Bischofskonferenz mit katholischen Laien statt. Einer der Delegierten ist Prof. Ralph Bergold, der Direktor des Katholisch-Sozialen Instituts in Bad Honnef.

 (DR)

domradio.de: Warum sind Sie denn ausgewählt worden, am Gesprächsprozess teilzunehmen?

Prof. Ralph Bergold: Bei dem Dialogprozess in diesem Jahr geht es ja um das Thema "Diakonie", also um den Dienst in der Gesellschaft, und da hat man aus dem Erzbistum Köln Vertreterinnen und Vertreter gewählt, die genau in dieser Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft stehen. Das sind also Vertreter von Sozialverbänden, KAB, Frauenverbände, aber auch diejenigen, die im Katholikenrat zum Beispiel eben auch in der Gesellschaft mitarbeiten und wir als katholisch soziales Institut sind ebenfalls eine Einrichtung der Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft und deshalb hat Weihbischof Koch mich gefragt, ob ich als Delegierter des Erzbistums Köln, auch neben dem Caritas-Direktor, nach Hannover fahren kann.



domradio.de: Wie haben Sie sich denn vorbereitet?

Prof. Ralph Bergold: Ich habe mir zunächst einmal auch die Prozesse aus Mannheim noch einmal angeschaut. Das war ja die Auftaktveranstaltung, wo Zukunftsbilder auch schon mal kreiert wurden. Und dann ist die Frage: Wie können wir glaubwürdig Kirche in der Gesellschaft sein? Ich habe das Buch von Kardinal Marx noch mal gelesen mit dem tollen Titel "Christ sein heißt politisch sein". Das heißt also, wir müssen unseren Glauben glaubwürdig in die Gesellschaft hinein tragen. Und da habe ich mir einige Gedanken gemacht, die ich jetzt auch mitbringen möchte in den Dialogprozess, in den Gesprächsforen, die dort stattfinden, in einen Austausch. Und ich bin ganz gespannt auch, mit welchen Menschen ich dort zusammenkommen werde und wie wir gemeinsam vielleicht kreativ bestimmte Bilder entwickeln können, Perspektiven, Impulse.



domradio.de: Welche Erwartungen nehmen Sie mit nach Hannover?

Prof. Ralph Bergold: Ich hoffe schon, dass aus diesen ganzen Dialogprozessen, aus diesen Gesprächsforen, die dort stattfinden, dass wir dort Perspektiven entwickeln können, Impulse, die wir mitbringen, für die Sozialverbände, die sich ja auch fragen: Wie können wir glaubwürdig in der Gesellschaft tätig sein? Für unsere Bildungseinrichtungen: Wie können wir hier als Kirche in der Gesellschaft präsent werden? Also alles das, wo ich sagen würde, Einrichtungen, die so eine Art Fühler oder Sinnesorgane der Kirche in der Gesellschaft sind, dass die wieder neue Impulse bekommen. Wie können wir die Verbindung von Kirche und Gesellschaft glaubwürdig wieder herstellen. Das erhoffe ich mir, dass ich mit solchen Impulsen wieder in das Erzbistum Köln komme und wir dann auch hier unseren Dialogprozess, der ja schon gut läuft, noch wieder weiter vorantreiben können.



domradio.de: Gibt es Themen, die Ihnen besonders am Herzen liegen, die Sie mit einbringen wollen?

Prof. Ralph Bergold: Ja, wir als katholisches soziales Institut haben natürlich genau die Frage: Wie sieht es mit der sozialen Situation in unserer Gesellschaft aus? Und das wird ja auch ein Thema des Gesprächsforums dort sein. Ich denke, dass gerade die Frage, wie können wir Gerechtigkeit, wie können wir Nachhaltigkeit, wie können wir den Menschen helfen in ihrer jetzigen Situation, in der pluriformen und sehr marktorientierten Gesellschaft. Das sind Fragen, die mich beschäftigen und da erhoffe ich mir, dass wir da auch gute Impulse mitbringen können.



Das Interview führte Dagmar Peters.