Erzbischof Zollitsch schließt Frauen als Seelsorgerinnen nicht aus

Realistisch?

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat sich für Seelsorgerinnen in der katholischen Kirche ausgesprochen. Die Seelsorge sei nicht nur Sache der Priester, sondern auch "anderer Dienste", sagte Zollitsch am Samstag auf dem Katholikentag in Osnabrück vor Journalisten. Viele Priester schätzten es, Seelsorge im Team auszuüben.

Erzbischof Zollitsch im domradio-Interview / © Axel Weisweiler (DR)
Erzbischof Zollitsch im domradio-Interview / © Axel Weisweiler ( DR )

Wenn Frauen als Seelsorgerinnen tätig seien, könne dies auch eine Antwort auf den Priestermangel in der katholischen Kirche sein, sagte Zollitsch. Er gehe davon aus, dass die Verbindung von Ehelosigkeit und Priestertum nicht fallen werde, fügte der Freiburger Erzbischof hinzu. Er sei realistisch und wolle daher ein Konzept vorlegen, dass die Seelsorge auch andere Personen als geweihte Priester machen.

Es gelte zu entdecken, «dass Seelsorge Aufgabe mehrerer ist», sagte Zollitsch am Samstag beim Katholikentag in Osnabrück. Nicht zuletzt aufgrund des Priestermangels sei die Zeit der Gemeinde «im alten Stil» vorbei.

Ähnlich äußerte sich der Grazer Pastoraltheologe Rainer Bucher. Er warb dafür, die neuen Herausforderungen positiv anzunehmen. Laien und Kleriker müssten offener miteinander reden und sich gegenseitig mehr zutrauen. Es gehe nicht darum, «das Gewohnte zu verwalten, sondern das Neue zu denken».

Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Heinz-Wilhelm Brockmann, beklagte, dass es der katholischen Kirche an einer gemeinsamen Vision über die künftige Seelsorge fehle. «Die Pastoral läuft auseinander, weil die Bistümer unterschiedlich handeln», sagte er und forderte ein Zukunftsgespräch mit allen Beteiligten. Zugleich warnte er davor, kleinere Gemeindeeinheiten aufzulösen. «Damit geben wir Strukturen auf, die wir nicht wieder zurückgewinnen.»