Europapolitik und Dialog der Religionen prägen Katholikentag

Kirchen als Vermittler

Europapolitische Themen sowie das Verhältnis der Religionen und Konfessionen haben am Freitag den Katholikentag in Osnabrück bestimmt. Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso nannte die Europäische Union eine Wertegemeinschaft. Auch FDP-Chef Guido Westerwelle und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) waren nach Osnabrück gekommen.

 (DR)

Bei zunächst sonnigem Wetter schlenderten viele Tausende durch die Innenstadt und besuchten neben Diskussionsforen und Gottesdiensten auch die Vereine, Hilfswerke und Bistümer, die sich auf der Kirchenmeile mit bunten Aktionen der Öffentlichkeit präsentierten. Am Samstag wird Bundespräsident Horst Köhler erwartet. Am Sonntag endet das Treffen.

Barroso sagte, die EU sei kein Selbstzweck, sondern spiele eine Rolle in und für die Welt. Zugleich mahnte der Präsident der Kommission die Fähigkeit zum interkulturellen und interreligiösen Dialog an. Dieses Gespräch sei das beste Mittel gegen den Zusammenstoß der Kulturen und für Frieden in Europa und der Welt. Dabei hob er die Rolle der Kirchen hervor.

Optimistisch über die Chancen in der Ökumene zeigte sich die evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann. Zwar befinde sich die Ökumene «derzeit nicht in einer Honeymoon-Phase», aber es sei auch unterhalb der Ebene eines gemeinsamen Abendmahls sehr viel machbar. Die Lutheraner wollten ihrerseits alles tun, um das Abendmahl so würdig zu begehen, dass eine gemeinsame Feier irgendwann möglich werde.

«Eine neue Situation» in der Kontroverse zwischen Juden und Katholiken sieht das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nach der christlich-jüdischen Gemeinschaftsfeier von Donnerstagabend. ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper erinnerte am Freitag vor Journalisten in Osnabrück an die Ankündigung der Spitzenvertreter von Christen und Juden zur Fortsetzung des Dialogs vom Vorabend.

Westerwelle bezeichnete bei einem Rundgang durch die Innenstadt die katholische Soziallehre als eine entscheidende Richtschnur für politisches Handeln. Zugleich würdigte er das christliche Engagement: «Nächstenliebe ist keine staatliche Dienstleistung». Er sprach zudem von einer weiteren Normalisierung im Verhältnis der Liberalen zur katholischen Kirche.

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke rief dazu auf, das Thema sexuelle Gewalt in der Kirche rückhaltlos zu behandeln. «Schweigen darf nicht der richtige Weg sein», forderte Jaschke. Es reiche nicht, pädophile Priester zu versetzen; sie müssten ihres Dienstes enthoben werden, so der Weihbischof.