Katholikentag mit Papst-Botschaft eröffnet

"Die Nähe zum Menschen erhalten"

Mit einer Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI. ist gestern der 97. Deutsche Katholikentag in Osnabrück eröffnet worden. Dabei ermunterte der Papst die Christen zu gesellschaftlichem Engagement. Am Abend feierten dann Zehntausende in der Innenstadt ein buntes Fest. Heute vormittag steht ein Fronleichnamsgottesdienst auf dem Programm. Danach beginnt die inhaltliche Arbeit, zu der unter anderen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der SPD-Vorsitzende Kurt Beck erwartet werden.

 (DR)

Neben 35.000 Dauerteilnehmern rechnen die Veranstalter in Osnabrück bis zum Wochenende mit täglich rund 20.000 Tagesgästen. Im Mittelpunkt des Treffens stehen die Themen Jugend, Umwelt und sozialer Friede. Das Motto des Katholikentages stammt aus der Bibel. Es heißt: "Du führst uns hinaus ins Weite".

"Es lohnt sich, Christ zu sein" - mit diesem Gefühl sollen die Jugendlichen am Sonntag wieder nach Hause fahren, so Jugendbischof Bode im domradio-Interview. (Video, Audio und Text hier)

domradio: Wir freuen uns alle auf den 97. Katholikentag. Sie auch?
Bischof Bode: Oh ja, wenn ich sehe, wie die Anmeldezahlen sind. Wir werden mit Sicherheit Dreissigtausend Dauerteilnehmer erreichen. Bei Zehntausend pro Tag noch dazu wird das schon gut laufen. Und wir sind auch eigentlich gelassen was die Vorbereitung angeht, weil das Zusammenspiel zwischen dem Zentralkomitee der Katholiken und dem Bistum gut war. Das Bistum selbst ist sehr bereit, daran mitzutun. Aus allen Gemeinden werden die Leute kommen, weil wir vorher eine Aktion gemacht haben. Man hat den Eindruck, dass diese Botschaft des Katholikentages bis in das letzte Dorf gekommen ist.

domradio: Das Motto des diesjährigen Katholikentages ist „Du führst mich hinaus ins Weite". Worin besteht denn diese Weite?
Bischof Bode: Ich denke einmal darin, dass wir die Generationen hier alle zusammen haben, dass wir in die Zukunft schauen. Das ist ein wichtiger Hintergrund. Wir haben hier in der Umgebung noch die kinderreichste Gegend in Deutschland. Die Familie steht sehr stark im Vordergrund und natürlich auch die Überlegungen um die Zukunft der Gesellschaft, der Kirche und der Welt. Sich einfach zu fragen: Was brauchen wir um weiter zu kommen? Nicht das Weite zu suchen vor den Problemen der Welt, sondern sich damit auseinanderzusetzen. Politisch beispielsweise mit dem Klimaschutz, kirchlich mit der Frage, wie man mit der neuen Wachheit für die Religion umgeht, die aber nicht unbedingt in der Kirche stattfindet - dass wir da eine Brücke zu den Menschen finden, auch vor dem Hintergrund der pastoralen Großeinheiten, die nun gebildet werden. Dass in dieser Weite auch immer die Erreichbarkeit erhalten bleibt, die Nähe zum Menschen. Ökumenische Beziehungen sind hier in Osnabrück besonders wichtig, auch der Dialog mit den Religionen. Das alles sind Facetten dieses Wortes. Das Wort „Weite" bedeutet nicht Beliebigkeit und ist keine Weite vor der man Angst haben muss, sondern eigentlich eine, die aus der Führung von Gott kommt. „Du führst uns" - dass wir damit einen personalen Gott ansprechen ist die Mitte dieser Aussage. Das wird sicherlich in dieser guten Mischung von Gottesdienstlichen Feiern, Begegnungen, Gesprächen und einfach des Zusammenseins sehr gut sichtbar.

domradio: Auf den Motto-Plakaten kann man sehr viele Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft sehen. Die haben ihre Augen aber geschlossen - "Augen zu und durch"?
Bischof Bode: Das genau nicht. Das wäre sonst missverständlich. Sie träumen eigentlich mit geschlossenen Augen von einer Weite, die man vielleicht erstmal so unmittelbar nicht hat. Es geht ja letztlich auch um die Weite des Herzens - ohne die kann man keine Weite erreichen. Es ist eigentlich ein Augenschließen in einer Verträumtheit von einer besseren Zukunft.

domradio: Gibt es denn ein Thema, das Ihnen ganz besonders am Herzen liegt und wo Sie sich ganz besonders drauf freuen?
Bischof Bode: Indem ich Jugendbischof bin, ist es mir natürlich wichtig, wenn es um Zukunft geht, dass junge Leute sich auch in Zukunft für die Kirche engagieren, sich einbringen und vom Glauben geprägt werden. Wir wissen, dass das heute bei den unglaublich vielen Angeboten nicht leicht zu erreichen ist. Mir ist einfach wichtig, dass auch morgen noch junge Leute glauben, die Gesellschaft mit prägen und wir dann auch wieder Leute haben, die in kirchlichen Berufen dabei sind.

domradio: Als Bischof Bode selbst einmal jung war, welche Katholikentage hat er da denn besucht?
Bischof Bode: Ich bin beim Katholikentag 1998 in Mainz gewesen, als ich schon Bischof war. Ich habe solche Großveranstaltungen früher gar nicht geliebt, obwohl man mir heute nachsagt, ich liebte sie. Ich habe allerdings auch in Mainz gemerkt, was es bedeutet, dass man sich von Zeit zu Zeit in einer großen Gemeinschaft vergewissert, dass man wahrnimmt, dass wir eine große Gemeinschaft sind. Und da bin ich auch von angetan und bin seitdem eigentlich immer bei Katholikentagen gewesen. Das Schönste war die Jugendmesse an der Landungsbrücke in Hamburg. Das war so am Tor der Welt und war eine wirklich fantastische Atmosphäre. Das war ein Moment, den glaube ich alle gespürt haben.

domradio: Wenn die Jugendlichen am 25. Mai wieder heim fahren und in ihren Gemeinden landen, mit welchem Gefühl sollen sie dort ankommen?
Bischof Bode: Ich fände es gut, wenn sie das Gefühl mitnehmen, dass es sich lohnt Christ zu sein, sich in der Kirche einzusetzen und untereinander verbunden zu sein. Also eine Ermutigung zum Glauben, dass sie sagen „Da ist doch mehr dran, als wir gedacht haben."

domradio: Herr Bischof, ein herzliches Dankeschön für dieses Interview.