Menschen in Saarbrücken auf den Mund geschaut

"Irgendwas mit dem Papst und so"

Der Männerkochclub der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz legt sich grad richtig ins Zeug.  Die Schlange vor den Töpfen mit den Gefüllten Klößen, einer saarländischen Spezialität, wird immer länger. Und die Herren geraten fast ein wenig ins Schwitzen, obwohl an diesem Abend ein kalter Wind über den Sankt Johanner Markt fegt.

 (DR)

Der Männerkochclub der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz legt sich grad richtig ins Zeug.  Die Schlange vor den Töpfen mit den Gefüllten Klößen, einer saarländischen Spezialität, wird immer länger. Und die Herren geraten fast ein wenig ins Schwitzen, obwohl an diesem Abend ein kalter Wind über den Sankt Johanner Markt fegt. „Bei uns dehemm" heißt diesmal das Motto des „Abends der Begegnung", bei dem sich das Bistum Trier als Gastgeber des Katholikentags auf drei Bühnen der Stadt präsentiert.
„Mehr Specksauce!", kommandiert Dieter Berger, der als Chefkoch seine Mannen fest im Griff hat, während die Ehefrauen amüsiert zuschauen. Seit sechs Jahren würden die „Hobby-Gourmets", wie sie sich selbst nennen, zusammen auf Pfarrfesten kochen, und nun habe er angeregt, dass sie doch auch beim Katholikentag dabei sein müssten, sagt Berger: „Wo doch hier das katholisch-kulinarische Saarland repräsentiert werden soll."
Überall auf dem Marktplatz, Saarbrückens guter Stube, sitzen schon Katholikentagsteilnehmer und machen sich mit fast heiligem Ernst über das Produkt der Männerküche her. „Sehr lecker", beteuert die 33-jährige Katja aus Witten, während auf der Caritas-Bühne eine Schüler-Bigband den Evergreen „YMCA" intoniert und die Caritas den vom Klatschen erschöpften Eltern Pils ausschenkt.
Die Saarbrücker Seniorin Karin Eser spricht den Klößen mit einer Begeisterung zu, als habe sie die Spezialität noch nie gegessen. Der Katholikentag sei eine Bereicherung für die Stadt, sagt sie: „Ich bin zwar evangelisch, aber ich finde das toll. So viele Leute kommen, das ist doch was! Es ist mal was los." Ganz von der Begeisterung über das Fremde ergriffen sind auch die Messdiener aus Siersburg, die den Besuchern ein tamilisches Reisgericht offerieren: „Einer von uns ist nämlich aus Sri Lanka." Vielleicht, hofft einer der Jungs, seien die Leute bei dem Großereignis ja eher bereit, sich mal auf etwas Neues einzulassen.
Um sieben Uhr ist auf dem etwas abseits gelegenen Gustav-Regler-Platz von einem Großereignis noch nicht viel zu spüren. Eine halbe Stunde später aber stehen die Pilger bereits in einer langen Reihe, um Spezialitäten aus dem Trierer Raum zu probieren. Bekannt ist die Region vor allem für ihre Weine von Mosel, Saar und Ruver. Aus jeder dieser Gegenden sind Winzer hier vertreten. Claus Junk ist 80 Kilometer weit aus Leiwen angereist, um die edlen Tropfen seiner Heimat vorzustellen: Spätburgunder, Weißburgunder, Rose. „Die Weine von der Mosel haben weniger Säure als die aus den Nebentälern", erklärt der Winzer. Grund sei das wärmere Klima. Zwei Ehepaare aus Pforzheim haben sich um einen der Stehtische versammelt und stoßen gerade mit einem guten Tropfen an. Für sie ist es der zweite Katholikentag, und sie genießen die Begegnung mit so vielen Menschen. Von der großen Bühne weiter hinten auf dem Platz schallen Lieder im Trierer und Eifeler Dialekt. „Die Sprache ist hier so niedlich", ist die Pforzheimer Gruppe sich einig.
Auf der Saarwiese am Staatstheater präsentiert sich die Region Koblenz. Auch wenn die Temperaturen nicht gerade sommerlich sind, halten alle durch. Der Dekanatsjugendchor Simmern-Castellaun sorgt mit fetzigen Musical-Songs für Begeisterung und ein wenig Herzwärme. Auch der Trierer Bischof Reinhard Marx, Gastgeber des Katholikentags, lässt sich für wenige Minuten auf der Wiese sehen. Auf der Bühne stellen Laien-Schauspieler bekannte Persönlichkeiten aus der Geschichte des ältesten Bistums Deutschlands vor, darunter auch Hildegard von Bingen.
Katja, eine routinierte Katholikentagsfahrerin und Messdienerbetreuerin aus Witten, erklärt: „Das Schöne am Katholikentag ist, dass es immer etwas Neues zu entdecken gibt." In jeder Stadt, in der das Großereignis stattfinde, fühle man sich irgendwie gleich heimisch. „Es herrscht eben ein besonderer Geist."

Wie nimmt der ganz normale Saarländer das bunte Christentreffen wahr? Johannes Schröer hat sich an einer Bushaltestelle in Saarbrücken umgehört: