Kölner Erzbischof zur Zukunft der Städte

"Lebensperspektive für jeden Einzelnen"

Der Kölner Kardinal Woelki hat Politik und Kirchen aufgerufen, die Herausforderung des Lebens in Städten direkt und kreativ anzugehen. Er verteidigte außerdem seine Gewohnheit, zu politischen Themen regelmäßig Stellung zu beziehen. 

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Harald Oppitz (KNA)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Erzbischof äußerte sich im Rahmen des Neujahrsempfangs der Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken (SPD). "Manche Zeitgenossen vertreten die Auffassung, dass ein Bischof bloß nicht politisch werden dürfe", sagte Woelki. Allerdings habe er als Christ eine Religion und einen Glauben, "der davon ausgeht, dass die Würde eines jeden Menschen unabhängig von seiner Herkunft, seiner Hautfarbe oder seiner sozialen Stellung" unantastbar und von Gott geschenkt sei. Von daher sei alles ein religiöses Thema, was diese Würde tangiere, so Woelki.

"Halten wir uns also mit der Diskussion darüber, ob die Kirchen sich zu politischen Fragen äußern dürfen oder nicht, nicht auf", appellierte der Erzbischof. Statt dessen solle man sich mit Fragen beschäftigen, die das Leben, die Würde und die Zukunft des Menschen beträfen.

Städte stehen vor Herausforderungen

Die Zukunft des Stadtlebens sei ein solches Thema. "Um als Lebensraum zu funktionieren, müssen Städte künftig mehr bieten als Arbeit, Wohnraum und Infrastruktur", betonte Woelki. Gleichzeitig stehe der ländliche Raum aufgrund der Abwanderung in Städten vor Herausforderungen. "Davon wissen wir als Kirchen ein Lied zu singen", so der Kardinal. 

Konkret ging Woelki auf die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus ein. "Die Vision des Papstes für sozial und ökologisch nachhaltige Städte ist die des Ausgleichs", erklärte Woelki. Einzelne wohlhabende Stadtteile dürften sich nicht abschotten. Stattdessen solle die ganze Stadt gemeinsame, lebenswerte Bezugspunkte haben. 

Recht auf Wohnen

Woelki ging auch auf die Wohnungsnot in den Städten ein. "Wohnen ist ein Menschenrecht", betonte der Kardinal. Politik und Kirchen seien gefragt, um für Sozialen Wohnungsbau und für eine Durchmischung von Quartieren zu sorgen. Der Kölner Erzbischof verurteilte außerdem Gewalt gegen Obdachlose. "Immer wieder hören wir davon, dass Obdachlose bestohlen, ausgeraubt, geschlagen oder gar angezündet werden", kritisierte der Geistliche. Obdachlosigkeit sei deshalb nicht nur aufgrund von Kälte gefährlich, sondern auch aufgrund von Gewalt.

Ausdrücklich nannte Woelki die Kirchen aus Akteur in den Städten der Zukunft - konkret "caritative und diakonische Beratungseinrichtungen", "Begegnungsmöglichkeiten" und "Seelsorge". Um die Gesellschaft der Zukunft zu gestalten, brauche es mehr Kompetenz in "Sozialer Phantasie" und "Kreativiität. 

Der Kardinal äußerte sich auch zum Thema Digitalisierung. "Wir werden neue Formen brauchen, um Armut, Altersarmut und neue Armut einzudämmen", so Woelki. Ein gesellschaftlicher Diskurs darüber sei deshalb notwendig. Politik, Zivilgesellschaft und Kirchen forderte Woelki auf, an einem Strang zu ziehen. Gemeinsam müsse man einiges tun, schloss der Erzbischof. "Für das Miteinander aller."


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