Kardinal Woelki verurteilt Gewalt bei der Europameisterschaft

Hooligan-Krawalle sind "asozial"

Der Kölner Erzbischof Woelki findet Hooligan-Krawalle am Rande der Europameisterschaft "skandalös". Es sei "asozial", Menschen, die friedlich zusammen kommen, durch solche Maßnahmen zu beleidigen und den Sport in Misskredit zu bringen.

Fußballfan Rainer Maria Kardinal Woelki / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Fußballfan Rainer Maria Kardinal Woelki / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Über den Fußball gelinge es, Menschen zusammenzubringen, sagte Rainer Maria Kardinal Woelki der "Bild"-Zeitung (Freitag). "Das hat mit Freude, Begeisterung und Integration zu tun", so der Kölner Erzbischof. "Wenn sich dann Menschen eigens aus Russland oder England auf den Weg machen, nur um Randale zu machen, dann verachte ich das zutiefst. Es ist asozial, Menschen, die friedlich zusammen kommen, durch solche Maßnahmen zu beleidigen und den Sport in Misskredit zu bringen", sagte der bekennende Fußballfan.

Angesichts der Terrorwarnungen rund um das Turnier begrüßte es Woelki, "dass wir als europäische Gesellschaften und Sportbegeisterte nicht eingeknickt sind vor den Drohungen und Gefahren, die uns angekündigt wurden, sondern die EM stattfinden lassen". Manche Gruppen radikalisierten sich mehr und mehr. "Wir müssen darauf achten, dass wir von diesen Extremen wieder zurückfinden, die sich gegenwärtig in vielen europäischen Ländern, aber auch in Amerika auftun, wenn man auf Herrn Trump schaut." Es gelte, sich "auf das Gemeinsame" zu besinnen.

Fußball keine Antwort auf existenzielle Fragen des Lebens

Gewisses Verständnis bekundete der Kardinal für die Überhöhung des Sports. "Fußball ist für viele Menschen so etwas wie eine Religion. Sie binden sich zurück an einen Verein, an das Ritual. Es ist ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis, gibt vielen Menschen Halt und hilft ihnen, ihr Leben zu leben und sich selbst eine Orientierung zu geben." Allerdings gebe der Fußball keine Antwort auf existenzielle Fragen des Lebens: "Wie kann ich dauerhaft glücklich werden und nicht nur samstags um 15.30 Uhr, und wohin gehe ich am Ende des Lebens?" Da hätten die Christen eine Antwort, "die tiefer geht und über den Tod hinaus trägt".

Zur bisherigen Leistung der deutschen Elf würdigte Woelki den zum "echten Führungsspieler" gereiften Jerome Boateng als bislang besten Akteur. "Ich finde es einfach toll, was er in den letzten Jahren bei den Bayern und beim DFB für eine Entwicklung durchgemacht hat", so der 59-Jährige. Er selbst schaue sich die Spiele nach Möglichkeit an. "Ich mach es mir auf dem Sofa bequem und habe mir dazu ein Fläschchen Kölsch geöffnet - Chips lasse ich der Gesundheit zuliebe lieber weg." Dabei kommentiere er das Spiel "mal lauter, mal leiser vor mich hin".

Besonders stolz ist der Kardinal natürlich auf Kölns aktuellen Nationalspieler ist Jonas Hector. "Ich finde es großartig, wie er sich beim FC und in der Nationalmannschaft entwickelt hat. Dort ist er nicht mehr wegzudenken und das gleiche wünsche ich mir auch für den 1. FC Köln. Ich hoffe, dass Jonas in Köln bleibt und es den Verantwortlichen gelingt, um ihn und Timo Horn herum eine Mannschaft zu bauen, die sich weiter entwickelt und mit der man zukünftig international mitspielen kann. Dazu braucht es solche Führungsspieler und Identifikationsfiguren, die mit dem Herzen an den Menschen hier und an dem Verein hängen.“

Kritik an hohen Gehältern

Kritisch äußerte sich Woelki zu den gigantischen Gehältern und Ablösesummen in Millionen-Höhe in der Branche. Er finde es makaber und bedenklich, wenn Bayern München für zwei Spieler 72 Millionen Euro zahlt, und gleichzeitig in der Gesellschaft diskutiert wird, ob es Deutschland wirtschaftlich verkraften kann, Menschen aus Syrien oder dem Nord-Irak aufzunehmen und zu integrieren. "Da stimmen die Relationen einfach nicht mehr.“


Quelle:
KNA , DR