Kardinal Woelki fordert Religionsfreiheit für Christen und Muslime

In Saudi-Arabien wie in Europa

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat erneut das Recht auf Religionsfreiheit angemahnt. Diese sei eine Stärke Deutschlands und Europas, müsse aber auch für Christen in muslimischen Ländern gelten.

 (DR)

Der Kölner Erzbischof sagte am Freitag bei der Präsentation einer neuen Wohnanlage für Flüchtlinge in Köln, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Freizügigkeit und Religionsfreiheit seien nicht nur für Deutschland und Europa maßgeblich. "Religionsfreiheit muss auch in der Türkei gelten." Und auch in Saudi Arabien wolle er als Christ die Bibel lesen können.

Wer allerdings in Deutschland "Ja" zu Kirchen sage, müsse auch "Ja" zu Minaretten sagen, betonte der Erzbischof. Es sei schade, dass Fremdenängste wieder die politische Überzeugung einiger Menschen bestimmten. Damit griff Woelki seine Kritik am geplanten islamfeindlichen Grundsatzprogramm der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) auf. Die auf die AfD hoffenden Menschen müssten mitgenommen werden, "aber ganz klar auf der Basis unserer Werte", des Grundgesetzes und der unterschiedlichen Freiheitsrechte. Auf deren Grundlage sei es möglich, dass auch alternative Gruppierungen ihre bisweilen "kruden Theorien" verbreiten.

Christliches Engagement für andere aus Nächstenliebe

Die rechtspopulistische AfD will am Samstag und Sonntag in Stuttgart ihren Kurs neu justieren und zumindest Teile eines Grundsatzprogramms beschließen. Vor dem Treffen der in Umfragen im Aufwind befindlichen Partei hatten AfD-Politiker sich unter anderem gegen den Islam gewandt, weil er weniger reine Religion sei als vielmehr einen politischen Machtanspruch vertrete.

Bei der Präsentation der Wohnanlage sagte Kardinal Woelki weiter: "Wer den Nächsten liebt, wie sich selbst, wird bisweilen für naiv gehalten, aber das müssen wir aushalten. Daher danke ich allen, die sich oft selbstlos und an der Grenze der Leistungsfähigkeit für andere einsetzen: ob für Flüchtlinge, Obdachlose oder andere Bedürftige. Ich bin sicher, dass die Wohnanlage ein Ort wird, an dem das christliche Engagement für andere aus Nächstenliebe spürbar sein wird."

Wohnanlage für christliche Flüchtlinge und Einheimische

In der neuen Einrichtung für Flüchtlinge an der romanischen Kirche Sankt Pantaleon in der südlichen Altstadt Kölns entstehen in einer früheren Seniorenanlage 32 Wohnungen, die zu zwei Dritteln mit Flüchtlingen und zu einem Drittel mit Einheimischen belegt werden sollen. Da an der Kirche mit dem Grab der byzantinischen Kaiserin Theophanu eine seit 25 Jahren bestehende katholisch-orthodoxe Ökumene besteht, sollen in die Wohnungen 110 christliche Flüchtlinge übergangsweise einziehen, bis für sie eine private Unterkunft gefunden ist.

Bei der Flüchtlingshilfe gehe es grundsätzlich nicht um Religion, betonte der Kardinal. An diesem speziellen Ort solle aber auch eine neue religiöse Heimat für Flüchtlinge entstehen. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) unterstrich die Notwendigkeit der Solidarität mit Menschen, die verfolgt oder diskriminiert werden oder vor wirtschaftlicher Not flüchten. Die Zuwanderer bräuchten mehr als ein Dach über dem Kopf und Geborgenheit. "Jede Wohnung hilft", sagte Reker mit Hinweis auf die derzeit 12.600 Flüchtlinge in der Stadt.

 


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